Königsmoos
Kostenexplosion auf 7,5 Millionen Euro

Kläranlage Karlshuld-Königsmoos wird wohl mindestens doppelt so teuer wie zunächst geschätzt

10.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:30 Uhr

Ungewohnt nah kamen sich die Gemeinderatsmitglieder nun erstmals seit zwei Jahren: Die Vor-Corona-Sitzordnung wurde am Montagabend erstmals wieder eingenommen und Bürgermeister Heinrich Seißler freute sich, dass er nun alle wieder besser hört. Foto: Budke

Von Heidrun Budke

Königsmoos – Ob es bei den aktuell geschätzten 7,5 Millionen Euro für die Erweiterung der Kläranlage Karlshuld-Königsmoos bleiben und inwieweit eine mögliche Förderung den zur letzten Schätzung von gut fünf Millionen Euro deutlichen Anstieg abfedern wird, ist derzeit nicht absehbar. Dies wurde in der Gemeinderatssitzung in Königsmoos am Montagabend deutlich.

Die Projektleiter des beauftragten Planungsbüros wollen sich aufgrund der aktuellen Lage auf keinen Betrag festlegen. „Aus unserer Sicht ist es derzeit nicht möglich, verbindliche Kosten zu nennen“, so Matthias Thalmair von WipflerPlan, der mit seinem Kollegen Max Müller sowie weiteren Fachplanern das Konzept der Kläranlage vorstellte. Anfang des Jahres habe es noch „gute Preise“ gegeben, aufgrund der bekannten Krisen wie Corona, Ukraine-Krieg und die Situation in Schanghai sehe das nun anders aus. So habe man nun bei der Kostenschätzung sicherheitshalber pauschal 20 Prozent aufgeschlagen, weil man ja nicht wisse, wie es in den nächsten zwei Jahren weitergehe. Thalmair betonte: „Wir sind jetzt erst bei der Kostenschätzung. Die Kostenberechnung wird mit dem endgültigen Entwurf fällig und den wird es erst im Herbst geben.“

Abgemildert werden könnte die Kostensteigerung durch neue Fördermöglichkeiten, die sich Ende 2020 ergeben hatten. So rechnet man derzeit mit einer Förderung in Höhe von zirka 1,5 Millionen Euro, die unter anderem auf Grundlage der „Förderrichtlinien Kommunaler Klimaschutz“ beantragt werden sollen. Allerdings könnte auf die gemeindlichen Bauherren ein weiteres Problem zu kommen. „Man weiß nicht, ob man überhaupt Unternehmer-Angebote bekommen wird“, wies Thalmair auf die Auslastung der Baufirmen hin. Bei der von den Planern favorisierten Kompaktbauweise werden die Baukosten auf derzeit 6,3 Millionen Euro geschätzt. Dazu kommen weitere 1,26 Millionen Euro Baunebenkosten, in welchen unter anderem die Planungskosten enthalten sind.

Bürgermeister Heinrich Seißler (FW) stellte fest: „Bei der ersten Planung 2018 waren wir bei vier Millionen Euro Kosten ohne jede Förderung. Zwischenzeitlich waren wir bei 5,7 Millionen Euro. Darin war die Eigenstromanlage, also die Photovoltaik, noch nicht enthalten. Trotzdem haben wir eine Kostensteigerung um 30 Prozent.“ Gemeinderatsmitglied Erhard Berger (SPD) kritisierte: „Es stellt sich die Terminfrage. Wir haben lange Zeit nichts von Ihnen gehört. Die letzte Zeitverzögerung hat uns zwei Millionen Euro gekostet und die nächste kostet vielleicht auch wieder zwei Millionen Euro.“ Jetzt sollten die Planer nicht wieder andere Projekte vorziehen, wünschte er sich. Tatsächlich hatten die Gemeinden Königsmoos und Karlshuld lange auf die Potenzialanalyse warten müssen. Thalmair gab dies zu: „Dass wir zu wenig gemacht haben, ist uns klar, aber das ist jetzt anders.“ Es habe einen unfreundlichen Briefwechsel zwischen den Gemeinden und Geschäftsführer Wilhelm Wipfler gegeben. Nun solle es vorangehen, dazu wurde in der Sitzung das Konzept präsentiert: „Wir haben das aus unserer Sicht wirtschaftlichste und sicherste System vorgestellt“, so Thalmair. Dazu gehört unter anderem eine Photovoltaikanlage auf einer freien Fläche sowie auf den Dächern aller Gebäude. Hier wird es neben dem bisherigen Betriebsgebäude ein eigenes für die maschinelle Steuerung der Anlage geben, denn bisher ist für die Mitarbeiter zu wenig Platz. Durch die PV-Anlage kann der für die Kläranlage notwendige Strom größtenteils selbst erzeugt werden.

Was bei früheren Planungsschritten entschieden wurde, ist, dass die Kläranlage mit der Faulturmtechnik betrieben werden soll. Allerdings gibt es zwei unterschiedliche Bauweisen: Zum einen kann alles kompakt kombiniert werden, indem im Faulturm eine Blase installiert wird, die das entstehende Gas auffängt, aufbewahrt und von dort an das an den Faulturm angeschlossene Blockheizkraftwerk abgibt. Dieses ist notwendig, da der Faulprozess Wärme benötigt, die man mit dem anfallenden Gas wiederum selbst erzeugen kann. Auch für die Heizung der Betriebsräume fällt dadurch genügend Wärme an. Bei der sogenannten „Kommunalbauweise“ würde die Talung in einer aufgelösten Bauweise erstellt, das heißt, das Gas würde in einem vom Faulturm abgetrennten Behälter gelagert. Dadurch wäre der Platzbedarf größer, zumal Abstandsregelungen zu beachten sind.

Mit Karlshuld wurde laut Thalmair vereinbart, dass das Konzept dort in der nächsten Gemeinderatssitzung vorgestellt wird. Danach soll die Bauweise beschlossen werden, so dass der endgültige Entwurf erstellt werden kann. Bis alle Planungen abgeschlossen sind, wird es ein Jahr dauern, so dass aktuell der Baubeginn für September 2023 avisiert wird. Die Inbetriebnahme könnte dann im November 2024 folgen.

DK