„Highlight meiner Karriere“
Neuburger Kommodore ist von Luftwaffen-Übung in Australien begeistert

29.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:17 Uhr

Der australische Verteidigungsminister Richard Marles (links), auf dem Bild im Gespräch mit Kommodore Gordon Schnitger, besuchte auch das deutsche Kontingent.

Von Thorsten Stark

Die erste Woche der Luftwaffen-Übung Pitch Black im Northern Territory von Australien ist um. Gordon Schnitger, Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 in Neuburg und Kontingentführer der rund 250 deutschen Soldaten vor Ort, freut sich schon darauf, wenn es an diesem Montag richtig losgeht.



Mit sechs Eurofightern nimmt die Luftwaffe an der Übung teil. Bisher unternahmen die Piloten nur sogenannte Einweisungsflüge, um den Luftraum der Übung – immerhin fast die Fläche Süddeutschlands – zu studieren. Die sechs Maschinen, die ja den weiten Weg aus Neuburg zurücklegen mussten, sind jedenfalls in einem guten Zustand, wie Schnitger versichert. Darunter auch der extra für die Übung außen gestaltete „Air Ambassador“, der die Basis im Ort Darwin wegen technischer Probleme mit leichter Verspätung erreicht hatte.

Von der Funktionstüchtigkeit der Eurofighter hatte sich auch die australische Bevölkerung überzeugen können. Zum ersten Mal am Donnerstag beim sogenannten Flypast, als die Flieger aus Neuburg ebenso wie etliche andere Maschinen am Ende einer Übung über einem Strand vorüberflogen, und dann noch einmal – in allerdings ruhendem Zustand – beim Tag der offenen Tür auf dem Gelände der australischen Luftwaffenbasis am Samstag. „Die Resonanz war gewaltig“, sagt Schnitger. Bestimmt 20.000 Menschen waren am Samstag auf dem Gelände, und auch am Strand hatten zwei Tage zuvor Tausende ausgeharrt. „Aus ganz Australien sind die Leute hergereist, quer durchs Land.“ Gerade beim Tag der offenen Tür seien die Soldaten mit Fragen gelöchert worden. Die Leute machten Selfies vor den Maschinen und mit den Piloten und zeigten ihre Freude über die militärischen Gäste.

Begeisterung wie in Australien noch nicht erlebt

Der „Air Ambassador“ sei besonders gut angekommen, erklärt der Kommodore – genau wie das Maskottchen des Geschwaders, der Tiger. Eine große Verbundenheit mit der Bundeswehr spüre er auch in Neuburg und der Region, sagt Schnitger. Aber solch eine Begeisterung wie in Australien habe er noch nicht erlebt. Sobald man in Uniform die Basis verlasse, werde man sofort angesprochen. „Das ist schon erstaunlich.“

Die Begeisterung sei auch bei allen rund 2500 Teilnehmern der Übung zu spüren. Alle seien gewillt, sich auszutauschen, und freuten sich, hier zu sein. „Wir sind auch gut aufgenommen worden, haben eine tolle Unterkunft und die Basis ist toll“, erklärt Schnitger. Das Wetter im australischen Winter, stets wolkenlose mindestens 30 Grad, sei auch für Oberbayern noch erträglich. Man müsse eben viel trinken und dürfe die Sonnenschutzcreme nicht vergessen.

Die Lederhose eingepackt

Der Gastgeber, die australische Royal Air Force, sei zudem sehr bedacht darauf, dass sich alle wohlfühlen. Demnächst stehe ein Abend an, bei dem sich jede Luftwaffe zeigen könne. „Wir versuchen da, so gut es geht, uns bayerisch zu präsentieren“, sagt Schnitger. Dazu gehöre das Tragen einer Tracht ebenso wie bayerisches Bier. „Mal schauen, wie viele in der Lederhose kommen“, sagt der Kommodore. Er selbst jedenfalls habe seine eingepackt. Und es sei zwar nicht leicht gewesen, in Australien bayerisches Bier zu besorgen – doch es sei ihnen gelungen. Allerdings wird es kein Bier aus der Region sein, sondern Hofbräu aus München.

Nur eine Sache ist aus Schnitgers Sicht richtig bedauerlich: „Dass man die Traumstrände so selten nutzen kann.“ Denn ihre Gastgeber hätten ihnen deutlich zu verstehen gegeben: Überall lauerten Haie, Krokodile, Giftspinnen, -quallen und -schlangen. Wenn man an einen Strand komme, an dem niemand liegt, oder sehe, dass keiner ins Wasser gehe, könne man davon ausgehen, dass dort Gefahr droht. Und es gebe viele solche Strände. „Ich halte mich tatsächlich an die Vorgaben“, sagt Schnitger. „Der Pool ist die sicherere Variante.“

Nicht zum Vergnügen in Australien

Natürlich sind die Soldaten nicht zum Vergnügen in Australien. Ab diesem Montag werden die Luftstreitkräfte aus verschiedenen Ländern Angriffs- und Verteidigungsszenarien proben. Zwischen 60 und 70 Flugzeuge werden sich dabei gegenüberstehen, erklärt Schnitger. Auch er wird eine Maschine fliegen. Es werde verschiedene Aufgaben zu lösen geben, beispielsweise in irgendeinem Gebiet die Lufthoheit zu erlangen, sagt der Kommodore. Das Spannendste sei das Zusammenspiel aller Luftstreitkräfte: jeweils gemeinsam eine Lösung zu finden.

Nach knapp zwei Wochen Übung fliegen drei Eurofighter nach Singapur und die anderen drei nach Japan, wo sie jeweils an weiteren Übungen teilnehmen. Anschließend geht es – in Singapur wieder vereint – wieder nach Neuburg zurück. „Das ist ein ziemliches Highlight meiner Karriere“, sagt Schnitger. „Ich grüße die Region und freue mich, als ihr Vertreter hier zu sein. Aber ich freue mich dann auch wieder daheim zu sein. Denn die Familie bleibt ja zurück – wie bei uns allen.“

Pitch Black

Mit sechs Maschinen haben sich 250 Soldatinnen und Soldaten überwiegend aus Neuburg im August auf den etwa 22.000 Kilometer langen Weg nach Australien gemacht.

Dort findet bis zum 7. September über dem sogenannten Northern Territory alle zwei Jahre die Luftwaffen-Übung der Royal Australian Airforce mit dem Namen Pitch Black statt. 17 Nationen mit rund 2500 Soldaten sind dieses Mal vertreten, Deutschland, Japan und Südkorea sind zum ersten Mal als Teilnehmer dabei. Anschließend geht es für die Neuburger weiter zu einer Übung mit der Australischen Marine, danach nehmen sie noch an Übungen in Japan beziehungsweise Singapur teil. Anfang Oktober dürften die Neuburger wieder heimischen Boden erreichen.