Neuburg
Kataster zeigt Potenzial für Solarstrom

Umweltausschuss des Landkreises bringt digitales Werkzeug für Bürger auf den Weg

18.11.2022 | Stand 19.09.2023, 5:06 Uhr

Online prüfen, ob ein Dach für eine Photovoltaikanlage geeignet ist: Bald ist das auch für Hausbesitzer aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen möglich. Foto: DK-Archiv

Von Maja Wagener

Neuburg – Bald können Hausbesitzer online prüfen, ob ihr Dach für eine Photovoltaikanlage geeignet ist und wie wirtschaftlich so eine Anlage wäre. Mit dem positiven Beschluss, die Kosten dafür in den Haushalt zu stellen, brachte der Umweltausschuss des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen das Solarpotenzialkataster für den Kreis auf den Weg. Damit schließt der Kreis eine regionale Lücke, denn die Stadt Ingolstadt und die umliegenden Landkreise stellen ihren Bürgerinnen und Bürgern diese digitale Möglichkeit bereits zur Verfügung.

Die konkrete Funktion zeigte Klimaschutzmanager Christoph Unterburger. Mit wenigen individuellen Angaben wie Nutzung oder jährlicher Stromverbrauch bekommt der Hausbesitzer einen Vorschlag für die Anzahl der Module, eine Berechnung der Wirtschaftlichkeit und der Menge an CO2, die eingespart wird. „Für jedes Haus wird das berechnet“, machte er deutlich.

Ein flächendeckendes Solardachpotenzialkataster für ganz Bayern sei abgelehnt worden, bedauerte Landrat Peter von der Grün (FW). Deshalb muss die Umsetzung weiter auf kommunaler Ebene erfolgen. Mit Hinweis auf den Solarpark in Schorndorf erklärte der Kreischef: „Das wäre ein sehr bürgerfreundliches Werkzeug.“ Andere Landkreise seien hier früher aktiv geworden. Ebersberg habe das Kataster bereits 2015/2016 eingeführt, mit einer höheren Zubaurate von 70 Prozent. Bei den Kosten sei es günstiger, wenn der Landkreis das Kataster erstellen ließe und nicht jede Gemeinde einzeln. Als Beispiel nannte von der Grün Schrobenhausen, für das 6500 Euro fällig würden, für den gesamten Kreis etwa 13000 Euro. „Aus meiner Sicht ist das eine sehr gute Investition mit einem guten Nutzen“, schloss der Landrat.

„Wenn wir das heute beschließen, wie schnell kann das stehen?“, wollte Gerhard Schoder (Bündnis 90 / Die Grünen) wissen. Sechs bis acht Wochen nach Auftrag stünde das Kataster, antwortete Unterburger. „Wir müssen das Geld erst in den Haushalt einstellen, dann genehmigen. Wir sind dann im Frühjahr“, rechnete Peter von der Grün vor. Zudem müssten die Daten bereitgestellt werden, warf der Klimaschutzmanager ein. „Ist das nicht im Energieatlas Bayern enthalten“, fragte Robert Knöferl (CSU), was Unterburger verneinte: „So detailliert kann der Atlas das nicht abbilden“, begründete er.

„Können die Stromabnehmer den Strom denn abnehmen?“, stellte Paul Strixner (FW) den anschließenden Prozess in Frage. Da müsse seiner Ansicht nach eine Analyse passieren, wo zum Beispiel Trafohäuschen gebaut werden müssten, um die Einspeisung sicherzustellen. Das Solarpotenzialkataster könne das nicht abbilden, erwiderte Unterburger. Das sei Aufgabe der Energielieferanten. „Die weigern sich natürlich. Wir haben da überall Probleme“, berichtete Peter Mießl (SPD). Er führte aus eigener Erfahrung als Architekt und Energieberater aus, dass PV-Interessierte besonders von Bayernwerk massiv vertröstet würden und Monate darauf warten müssten, bis sie ihren Strom einspeisen dürften. Hier müssten die Energielieferanten sich darauf einstellen und die Netze verstärken und erweitern, denn: „Wir werden im Landkreis zehnmal so viel einspeisen wie jetzt.“ Das sei ein landesweites Problem, wusste der Landrat. Gerade Bayernwerk habe das aber auf dem Schirm, sagte er.

Zum Solarpotenzialkataster brachte der Umweltausschuss des Kreises zudem für einen „Schnapperpreis“, wie Unterburger es formulierte, von 1785 Euro ein Grünflächenpotenzialkataster mit auf den Weg in den Haushalt 2023. Auch wenn sich begrünte Dächer vorwiegend für Neubauten eigneten, wie der Klimaschutzmanager erklärt hatte, unterstützen auch begrünte Dächer im Kreis dabei das Ziel, bis 2030 klimaneutral und energieautark zu werden. Dieses Ziel verfolgt auch der Digitale Energienutzungsplan, mit dessen Hilfe die Kommunen Maßnahmen entwickeln (wir berichteten). Dazu hatte Unterburger gesagt, dass er im Bereich Strom damit rechne, das Ziel zu erreichen. Beim Bereich Wärme äußerte der Kreisfachmann aber Bedenken.

LANDSCHAFTSSCHUTZGEBIET „BRUCKER FORST“

Neuburg –„DHL braucht für sein neues Logistikzentrum doch noch eine Zusatzfläche“, erklärte Peter von der Grün im Umweltausschuss des Kreises. Das Pack- und Verladezentrum soll in Weichering gebaut werden. Die zusätzliche Fläche muss nun erneut dem Landschaftsschutzgebiet „Brucker Forst“ entnommen und durch eine andere Fläche ausgeglichen werden. Für den „Brucker Forst“ war bereits ein Verfahren zur Änderung der Landschaftsschutzgebietsverordnung gelaufen. Durch die Umplanung, die als wesentliche Änderung gegenüber der ursprünglichen Planung einzuordnen sei, so der Landrat, müssen die neuen Pläne noch einmal bei den beteiligten Gemeinden Weichering und Karlshuld, in der Stadt Neuburg sowie bei der Unteren Naturschutzbehörde ausgelegt werden. Auch die Träger öffentlicher Belange und die anerkannten Naturschutzverbände müssen wieder beteiligt werden.

mwa