Neuburg
Kassensystem bricht mehrfach zusammen

Freibad leidet seit dem Saisonstart unter Problemen beim Eintritt – Neue Automaten wären sehr teuer

25.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:53 Uhr

Lange Schlangen wie hier im August 2020 bildeten sich auch an den letzten Wochenenden vor dem Brandlbad. Diesmal lag es allerdings nicht wie damals an den Corona-Beschränkungen, sondern an Problemen mit den Automaten. Foto: Polifke, DK-Archiv

Von Thorsten Stark

Neuburg – Am vergangenen Freitag ist erneut einer der beiden Ticketautomaten des Neuburger Brandlbads ausgefallen. Die Folge waren lange Schlangen am Eingang ohne Schutz vor der großen Hitze. Etliche Besucherinnen und Besucher äußerten später in den sozialen Netzwerken ihren Unmut. Beim Betreiber, den Stadtwerken, sucht man nun nach einer kurzfristigen Lösung, während man sich schon mit einem neuen Kassensystem beschäftigt. Das wäre aber teuer.

Im Werkausschuss des Stadtrats am Dienstag hatte Grünen-Fraktionschef Gerhard Schoder das Thema angesprochen. Er hatte selbst mit seiner Familie ins Freibad gewollt und bemängelte, wie lange die Menschen dort ausharren mussten und dass an dem einzig funktionierenden Automat keine EC-Karten-Zahlung möglich war. Werkreferent Roland Harsch erklärte, er habe schon mit Vertretern der Stadtwerke darüber gesprochen. Bei der nächsten Panne müsse man auf jeden Fall schauen, dass zumindest Sonnenschirme oder Pavillons für die Wartenden aufgestellt werden. Und man könne den Kunden derzeit eigentlich nur raten: „Kaufen Sie sich online Saisonkarten.“

Aber es müsse auch eine langfristige Lösung her. Die Stadtwerke seien schon dabei, sich über ein mögliches neues Kassensystem zu informieren, erklärte Harsch. Denn der Anbieter des aktuellen Systems habe seinen Schwerpunkt inzwischen eher auf andere Geschäftsfelder verlegt. Mit großartigen Verbesserungen rechne entsprechend niemand mehr. Der Zentralrechner für das System, der noch mit Windows Vista läuft, befindet sich im Parkbad – und brach laut Harsch schon am ersten Tag der Freibadsaison zusammen. Doch nicht nur aus Gründen der Zuverlässigkeit brauche es ein neues System, sagte Harsch. Kunden wollten inzwischen auch mit dem Smartphone bezahlen beziehungsweise vorher Onlinetickets kaufen. In seinem Betrieb – der FW-Stadtrat ist auch Kinobetreiber – betrage der Anteil der digitalen Tickets mittlerweile 80 bis 90 Prozent. Bisher sei es in den beiden Bädern aber nur möglich, Saisonkarten zu kaufen. Nur wäre so ein neues Kassensystem teuer: Man müsse mit 200000 Euro rechnen.

Da schluckte so manches Werkausschussmitglied. OB Bernhard Gmehling (CSU) schüttelte den Kopf. „Das kann doch gar nicht sein.“ Immerhin habe man erst vor wenigen Jahren die anderen Automaten angeschafft. Auf jeden Fall müsse man mit dem Betreiber über die Ausfälle sprechen.

Peter Segeth (CSU), der Dritte Bürgermeister, sagte, man bräuchte bei einem neuen System auch eine Schnittstelle für die Plastikchips-Ausgabe. Denn nur mit den Chips lassen sich die Spinde schließen. Er schlug vor, zumindest fürs Erste bei einem großen Andrang jemanden mit Kasse an den Eingang zu setzen, der die Besucher zusätzlich abkassiert. Gmehling gefiel diese Idee. „Es ist ja absehbar, wann viel los ist. Das kann doch keine so hohen Personalkosten verursachen.“ Andreas Bichler, der Bäder-Bereichsleiter, werde das als Betriebswirt sicher hinbekommen.

Doris Stöckl (CSU) erinnerte daran, dass man doch extra das Kassenpersonal zugunsten der Automaten eingespart habe. Harsch stimmte ihr zu. „Wir haben das damals im Werkausschuss einstimmig beschlossen. Es ist doch keine Lösung, jetzt wieder einen Schritt zurückzumachen.“ Der Oberbürgermeister versicherte ihm, dass das absolut nicht das Ansinnen Segeths gewesen sei. Es gehe doch nur darum, in Spitzenzeiten vorübergehend zusätzliche Kräfte einzusetzen. Ernst Reng, der stellvertretende Werkleiter, erklärte, man werde sich bemühen.

Am Tag danach sagte Reng gegenüber unserer Zeitung, dass es zwar den Beschluss gebe, der vorschreibe, Personal abzubauen. „Aber das Einzige, das kurzfristig Hilfe verspricht, ist Manpower.“ Einen dritten Automaten werde man auf die Schnelle nicht herbekommen, und ein neues System schon gar nicht, zumal das erst frühestens im Wirtschaftsplan für kommendes Jahr eingeplant werden könnte. Einen Appell richtete Reng an alle Kunden: „Bitte keine ganz verknitterten Scheine für die Automaten verwenden.“ Denn das habe den Automaten auch mehrfach in die Knie gezwungen.

DK



KOMMENTAR

Dass man im Jahr 2022 seine Tickets für Brandlbad oder Parkbad nicht digital kaufen kann, mutet arg veraltet an. Erstaunlich, dass ein erst vor wenigen Jahren eingeführtes Kassensystem diese Eintrittsmöglichkeit nicht schon berücksichtigt. Insofern muss – unabhängig von den Problemen, die es mit den Automaten gibt – eine Erneuerung her, um den Zugang zu den Bädern so attraktiv und zeitgemäß wie möglich zu gestalten. Ob ein neues System wirklich 200000 Euro kosten muss, bleibt abzuwarten. Immerhin gibt es seit rund zwei Wochen die Neuburg-App, die – so hatte es Stadtmarketing-Chef Michael Regnet unserer Zeitung gegenüber erklärt – auch die Möglichkeit für ein Ticketing-System böte. Die Struktur für Bäder- oder Stadtbus-Tickets wäre jedenfalls schon vorhanden. Das klingt so, als müsste man eigentlich nur noch zugreifen.

Thorsten Stark