Kostenexplosion
Hohenwarter Schule: Jetzt sind’s schon mehr als 50 Millionen

Steigende Baupreise treiben Kosten für die Schule in die Höhe – dennoch zahlen die Gemeinden weniger

26.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:45 Uhr

Hier war mal ein grüner Fußballplatz: Die Schulbaustelle in Hohenwart versprüht in diesen heißen Tagen ein gewisses Tal-des-Todes-Flair. Bald wird hier in die Höhe gebaut. Die Aufträge sind schon vergeben – für deutlich mehr Geld als ursprünglich kalkuliert. Foto: Hofmann

Von Bernd Hofmann

Es ist grad nicht unbedingt die richtige Zeit zum Bauen. Auch beim Schulverband Hohenwart (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) sind in der ersten Runde der Ausschreibungen zum Teil nur sehr teure Angebote eingegangen.



Das schmerzt vor allem beim besonders umfangreichen Gewerk der Baumeisterarbeiten: Für die sind nun rund 11 Millionen Euro fällig – kalkuliert worden war mit 7,5 Millionen.

Angebot um fast 50 Prozent über der Berechnung

Die bisher aktuellste Kostenberechnung war im September vergangenen Jahres erstellt worden, also noch vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Als Gesamtkosten für die neue Grund- und Mittelschule samt Dreifachturnhalle und Sportanlagen waren damals 48,5 Millionen Euro genannt worden, inklusive eines Puffers für Unvorhergesehenes und eines Baupreisindex von 15 Prozent. Mit diesem Index werden die aktuellen Baupreise auf den Stand des Zeitpunkts hochgerechnet, zu dem die Angebote tatsächlich abgerufen werden – denn der Schulhausbau zieht sich ja bis 2024 hin. Das Ausschreibungsergebnis bei den Baumeisterarbeiten hat diesen Index allerdings schon jetzt geradezu pulverisiert – der tatsächliche Preis liegt um annähernd 50 Prozent über der Kostenberechnung. Und das war dann noch das günstigste der eingegangenen Angebote.

Die vom Markt Hohenwart jetzt herausgegebenen Zahlen zur ersten Ausschreibungsrunde zeigen: Während auch die Stahlbauarbeiten deutlich teurer werden (785000 statt 455000 Euro), kommt der Schulverband bei manchen (allerdings ausschließlich kleineren Posten) sogar günstiger weg als gedacht: Für die Nahwärmeleitung der Heizung liegt das Angebot bei 98000 Euro (statt berechneten 155000 Euro), die Aufzugsanlage wird mit 133000 Euro um 15000 Euro billiger. Unterm Strich musste die Kostenprognose nach den Ausschreibungen nun auf 50,9 Millionen Euro erhöht werden.

Glück für die Gemeinden: Staat zeigt sich spendabel

Was erfreulich für die am Schulverband beteiligten Gemeinden Hohenwart, Waidhofen und Brunnen ist: Auch die Zuschüsse sind deutlich höher als erwartet. „Von daher“, sagt der Hohenwarter Bürgermeister und Schulverbandsvorsitzende Jürgen Haindl (FW), „sind wir aktuell noch günstiger dran“. Weil der Staat 15 statt 10,4 Millionen Euro zahlt (offenbar dank klugen Nachverhandelns von Kämmerer Felix Kluck) und es für den energieeffizienten Baustil zusätzlich 1,9 Millionen Euro BEG-Förderung gibt, sinkt der vom Schulverband zu tragende Anteil von 33,4 auf 29 Millionen Euro.

Was nichts daran ändern, dass die Schule teurer wird als im vergangenen Jahr berechnet. Sind die gut 50 Millionen Euro schon das Ende der Fahnenstange? Oder kommt da noch mehr? Kämmerer Kluck will keine Prognose abgeben: „Wenn wir alle Darlehen aufgenommen haben, alle Aufträge vergeben sind und der Bau abgenommen ist“, werde man eine Summe nennen können, sagt er. Also irgendwann 2026. „Wir wissen, dass die 50,8 Millionen nicht realistisch sind“, meint Schulverbandschef Haindl und kommt dann der Aufforderung nach, einfach mal eine Zahl zu nennen: „Wenn wir mit 55 Millionen hinkommen, bin ich glücklich.“

Was dann noch fehlt, sind die Finanzierungskosten, denn rund 30 Millionen Euro können die drei Schulverbandsgemeinden nicht mal so eben aus dem laufenden Haushalt bezahlen. Es müssen Kredite aufgenommen werden. Die jüngste Leitzinserhöhung kam da natürlich zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: „Die tut uns richtig weh“, sagt Haindl. Für die erste Tranche eines 18-Millionen-Euro-Darlehens sind derzeit 1,76 Prozent Zins im Gespräch – vor wenigen Monaten stand da bei kommunalen Krediten noch eine Null vor dem Komma. Allerdings hätte der Schulverband dieses Darlehen damals noch gar nicht aufnehmen können, stellt Kluck klar. Das hängt mit dem üblichen Papierkram zusammen – die Kreditzusage der KfW lag noch nicht vor, die Rechtsaufsicht hatte noch nicht zugestimmt...

Da stellt sich nur noch die Frage: Hätte man den Bau nicht noch um ein paar Jahre verschieben können? Auf sinkende Baupreise und wieder fallende Zinssätze zu setzen, sei höchst spekulativ, meint Kluck – beides könne genauso gut weiter steigen. Und außerdem hätte man dann viel Geld in eine Sanierung der alten Schule stecken müssen, die diverse Mängel aufweist. Allein schon im Hinblick auf das Wohl der Kinder sei es sicherlich die richtige Entscheidung gewesen, die Schule jetzt zu bauen.

SZ