Neuburg
Innenstadt-Serie: „Fußgängerzone? Ein Relikt aus den 70ern“

AUF EINEN RATSCH MIT: Maria Habermeyer, Inhaberin eines Spielwarenladens

25.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:54 Uhr

Maria Habermeyer hat für diese Folge unserer Innenstadtserie auf dem Ratschbankerl Platz genommen. Ihr Hemd und ihre Hose hat die Geschäftsfrau auch in der Innenstadt gekauft, wie sie betont. Foto: Stark

Von Thorsten Stark

Neuburg – Mit Baustellen kennt sich Maria Habermeyer aus. Ein Jahr lang baute sie während des Lockdowns ihren Spielwarenladen in der Färberstraße um. Auch deswegen schockt sie die Aussicht auf den Umbau auch ihrer Straße im kommenden Jahr nicht. Im Gegenteil: „Ich sehe das eigentlich positiv“, sagt die Geschäftsfrau beim Gespräch auf dem Ratschbankerl in der Schmidstraße. „Jede Veränderung ist gut.“

Ein Jahr lang habe es bei ihr im Laden, den sie mittlerweile seit 25 Jahren betreibt, wegen des Umbaus Unannehmlichkeiten gegeben und damit verbunden auch Einbußen. „Aber das Ergebnis ist gut geworden.“ Und mit diesem Wissen blicke sie auch dem Umbau der insgesamt drei Innenstadtstraßen entgegen. „Schlechtreden ergibt auch keinen Sinn, wir wollen ja alle das Gleiche“, sagt Habermeyer. Und das sei eine florierende Innenstadt.

Mit der Einrichtung einer permanenten Fußgängerzone, wie sie von manchen gefordert wird, würde das aus ihrer Sicht aber nicht funktionieren. „Das können nur Leute sagen, die keine Ahnung haben. Wenn ich eine Fußgängerzone einrichte und alles andere so lasse wie bisher, stehen bald nicht mehr nur die Geschäfte hier leer“, sagt Habermeyer und deutet auf die Leerstände in der Schmidstraße. Man dürfe nämlich nicht nur an diejenigen denken, die in der Stadt wohnen und zu Fuß in den Laden kommen. Habermeyers nennt als Beispiel ihre Kunden: Viele von ihnen kommen aus Ingolstadt, Eichstätt, Donauwörth sowie aus Ehekirchen, Karlshuld und Rennertshofen. Und die meisten, gerade aus der ländlicheren Umgebung, seien aufs Auto angewiesen, um in die Stadt zu gelangen. „Wenn die keinen Plan haben, wie sie reinkommen, kommen die nicht mehr.“

Es gehe dabei gar nicht darum, direkt vor dem Geschäft einen Parkplatz zu haben, erklärt Habermeyer. Die Leute müssten aber die Chance haben herzufahren. Viele Ältere ließen sich direkt vor den Laden bringen und stiegen dann dort aus. Zumindest bräuchte es ein – kostenloses – Parkhaus am Schrannen- oder am Oswaldplatz.

Auch für sie sei es eine Traumvorstellung, dass Kinder ungestört vor ihrem Laden herumlaufen könnten. Aber das sei eben mit der Realität nicht vereinbar. „Ich glaube, das Konzept Fußgängerzone ist ein Relikt aus den 70ern“, sagt sie. Sie könne sich noch an die langen Samstage in ihrer Kindheit erinnern, als die Straßen zu Weihnachten gesäumt von Buden waren. „Aber das hat sich irgendwann auch nicht mehr rentiert.“

Wichtig sei jetzt, dass es einen gesunden Mix in der Innenstadt gibt. Eisdielen, Ärzte, eine Bücherei und natürlich den Einzelhandel. Man müsse der Konkurrenz des Internets und dem Einzelhandel auf der grünen Wiese einen sozialen Treffpunkt entgegensetzen. „Ich sehe die Zukunft in der Innenstadt. Wir sind noch konkurrenzfähig“, betont Habermeyer. Daher habe sie sich dazu entschieden, für den Umbau ihres Geschäfts noch einmal viel Geld in die Hand zu nehmen.

Die Geschäftsfrau hofft, dass mit dem Umbau der drei Innenstadtstraßen zu einer Zone der gleichberechtigten Verkehrsteilnehmer die Autos künftig langsamer fahren werden. „Und wenn es nicht funktioniert, kann man es immer noch ändern.“ Auch Maria Habermeyer will während der Umbauphase vor ihrem Geschäft Aktionen anbieten. Welche, das weiß sie jetzt noch nicht. „Aber ich habe ja noch ein Jahr.“

DK