Neuburg
In Rekordzeit

Übung: Hilfsorganisationen bauen Hochwasserschutz in Neuburg an einem Tag auf und wieder ab

31.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:28 Uhr

THW-Ortsbeauftragter Frank Pfeffer (links). Foto: Budke

Von Heidrun Budke

Neuburg – Alle drei Jahre sollen die Neuburger Hochwasserschutzanlagen an Donaukai, Hölle, Brandl und Leopoldineninsel als gemeinsame Übung aller im Ernstfall involvierten Einheiten aufgebaut werden. Am vergangenen Samstag fand dies wegen der Corona-Pandemie ein Jahr später statt, den letzten Test hatte es 2018 gegeben. Zudem mussten die Helfer eine besondere Aufgabe meistern: Aufgrund eines Unfall-Szenarios wurden Sandsäcke in das mobile Schutzsystem eingebaut. Und das alles passierte in Rekordzeit.

Eine für alle Neuburger beruhigende Aussage dürfte die von Thomas Stemmer sein: „Bis jetzt war alles zu 99,5% perfekt“, sagte er am Ende der Einsatzbesprechung am Mittag. Als Leiter des Neuburger Tiefbauamtes war Stemmer in den kompletten Ablauf der Übung eingebunden. Seine Aufgabe war es, den Aufbau des mobilen Hochwasserschutzsystems abschnittsweise zu kontrollieren und die Abnahme zu erteilen. Um 11.30 Uhr waren alle Anlagen bis zum Ruderclub bereits installiert, es fehlte nur noch die Strecke, die hinter der Grund- und der Mittelschule in den Englischen Garten hineinreicht.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Abbau der Anlagen auf der Leopoldineninsel schon wieder begonnen. Dort gibt es neben den mobilen Schutzwänden individuelle Maßnahmen an den Häusern. Neben den Türen und Fenstern im Erdgeschoss der Gebäude sind Verankerungsmöglichkeiten in die Fassaden eingebaut. Dort werden die Schutzvorrichtungen direkt an den Häusern befestigt. Also mussten die Bewohner bei der Übung am Samstag zwangsläufig hinnehmen, dass reichlich Fußverkehr in ihren Gärten unterwegs war, als das Technische Hilfswerk (THW) den Einbau der Schutzwände probte.

Frank Pfeffer, Ortsbeauftragter des THW Neuburg und Einsatzleiter – nicht nur bei dieser Übung, sondern wohl auch im Ernstfall – berichtete: „Früher haben wir samstags aufgebaut und sonntags wieder ab – heuer schaffen wir alles am Samstag.“ In der Spitze waren circa 200 Helfer an Donaukai, Brandl, Hölle und auf der Insel mit dem Aufbau der mobilen Schutzeinrichtungen beschäftigt. Auf einer Länge von 800 Metern wurden mehr als 200 Stützen gesetzt und mit circa 1800 Schrauben befestigt. In die Stützpfeiler wurden 2000 Aluminiumbalken eingebaut.

Tatsächlich hatte die Übung heuer etwas Besonderes zu bieten: Die Verantwortlichen der Kreisfeuerwehr hatten sich ein ganz besonderes Szenario einfallen lassen. Kreisbrandmeister Stefan Kreitmeier erklärte: „Ein fiktiver Unfall hat sich während des Hochwassers ereignet. Dabei wurde ein Element der Hochwasserschutzeinrichtung durchbrochen.“ Das entstandene Loch musste schnellstes gestopft werden. Dazu wurden Sandsäcke mit den Kreis-eigenen Fahrzeugen von der Abfüllstation in Bergheim abholt. Das waren beachtliche 2000 Stück, die von den Einsatzkräften unter der Anweisung des Deichbau-Experten vom Wasserwirtschatsamt, Flussmeister Pascal Dittert, fachmännisch aufgeschichtet wurden.

Frank Pfeffer wusste, dass sich so ein positiver Nebeneffekt ergab, denn damit wurde die Sandsackfüllanlage in Bergheim getestet. Befüllt wurden die Säcke ab 6.30 Uhr am Morgen, gesichert wurde die Lücke in den Aluminium-Wänden gegen 10 Uhr. Ausgeleert werden müssen die Säcke allerdings manuell, das heißt, 2000 Sandsäcke per Hand aufknoten und ausschütten. Lagern kann man die Säcke nicht, dafür seien die Kunststoffhüllen nicht ausgelegt, so Pfeffer, das Material werde mit der Zeit porös.

Wie viele Menschen insgesamt wirklich helfen, konnte Einsatzleiter Frank Pfeffer nicht beziffern: Das THW Neuburg, Ortsverbände unter anderen aus Treuchtlingen, Roth, Dillingen, Eichstätt, Hiltpoltstein, waren anwesend: „Wir versuchen, es mit Ortsverbänden zu üben, die nicht aus Hochwassergebieten an der Donau kommen“, erklärte Pfeffer, „deswegen ist Ingolstadt nicht dabei, weil das Hochwasser, das Neuburg treffen würde, ein paar Stunden später dort wäre.“

Bei der Einsatzbesprechung am Mittag zeigte sich Pfeffer äußerst zufrieden: „Es ist sehr gut gelaufen. Alle Blaulicht-Organisationen haben super zusammengearbeitet.“ Hinterher hatten sich alle Helfer ein Mittagessen, das ein Team des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) bereithielt, vollauf verdient.

DK