Schrobenhausen
In der alten Paar könnte bald wieder Paarwasser fließen

Bei einem Ortstermin haben sich die am Verfahren Beteiligten ein Bild von der Dringlichkeit des Anliegens gemacht und nach Lösungen gesucht

25.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:56 Uhr

Zahlreiche Behördenvertreter und Interessierte waren zum Ortstermin gekommen. Foto: Ammer

Von Isabel Ammer

Vielleicht geht nach Jahren und Jahrzehnten, in denen sich Schrobenhausener darum bemühten, doch noch etwas voran mit der Reaktivierung der alten Paar.

Zumindest lässt der Ortstermin mit Vertretern des Landtags, der beteiligten Behörden und vielen Interessierten das Aktionsbündnis „Rettet das Goachat“, das extra eine Petition gestartet hatte, hoffen.




Neben der Frage, woran es denn konkret noch hängt, sprachen die zahlreichen Beteiligten auch schon über einen groben Zeitplan für die neue Belebung der alten Paar.

500 Liter Wasser in der Sekunde sind geplant

Ziel ist es, die alte Paar im Schrobenhausener Südwesten am früheren Wehr an den Paarkanal anzuschließen, so dass wieder 500 Liter Wasser in der Sekunde durch das teils verlandete ursprüngliche Flussbett fließen. Die Maßnahme ist übrigens Teil der Natura2000- Managementpläne für die bayerischen FFH- und Vogelschutzgebiete, in denen der Zustand der alten Paar als „schlecht“ beurteilt wurde. Darüber hinaus ist sie schon von Anfang an eine Ausgleichsmaßnahme im Hochwasserschutzkonzept der Stadt – welches ja bekanntlich seit Jahren vor sich hindümpelt.

Und hier liegt das Problem: Die Pläne zum Hochwasserschutz sind seit rund 15 Jahren in der Genehmigungsphase, die Reaktivierung der alten Paar ist Teil davon. „Rettet das Goachat“ würde die Maßnahme gerne vorziehen – notfalls auch losgelöst vom restlichen Hochwasserschutz. Denn, so Petitions-Initiatorin Regina Hilg: „Das Goachat leidet stark unter dem Klimawandel.“

Ein Loslösen der Maßnahme ist nicht ganz einfach

Wieso ein Loslösen der Maßnahme nicht so einfach wäre, erklärte Holger Pharion, Abteilungsleiter beim Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt. Auch, wenn seine Behörde die Maßnahme als „ökologisch sinnvoll und wertvoll“ erachte. Es handle sich um einen genehmigungspflichtigen Gewässerausbau, welcher im Zuge des Hochwasserschutzes mitlaufen würde. Losgelöst davon müsste ein ganz neues Verfahren beantragt werden. Deshalb hoffe man vielmehr auf einen baldigen Bescheid für den gesamten Hochwasserschutz, in dem dann auch diese Maßnahme enthalten wäre.

Und woran hängt nun der Bescheid? An der Stadt, war von Siegfried Geißler, Chef der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt, zu hören. Auch aus seiner Sicht ergebe es Sinn, den Bescheid abzuwarten, denn sonst müsse man für eine „relativ überschaubare Maßnahme“ alle Gutachten neu machen, löse man die Renaturierung der alten Paar vom Rest los. Grundsätzlich, so Geißler, sei der Bescheid zum Hochwasserschutz fertig, es hänge nur noch an einem Konflikt mit einem Bebauungsplan, den die Stadt zunächst lösen müsse.

Da gehe es, so Bürgermeister Harald Reisner (FW), um den Firmenparkplatz der Firma Leinfelder, auf dem Baurecht bestanden habe. Der Stadtrat habe inzwischen beschlossen, den bestehenden Bebauungsplan aufzuheben, das Verfahren laufe aber noch. Das, so Geißler, müsse man abwarten, bis der Bescheid für den Hochwasserschutz rausgehen könne – und aus seiner Sicht könnte dann auch die Ausgleichsmaßnahme Reaktivierung der alten Paar vorgezogen werden.

Aus der Runde kam die Frage auf, was denn sei, wenn nach dem Bescheid des Landratsamts gegen den geplanten Hochwasserschutz geklagt werde, wovon man ja ausgehe. Wenn nicht eben dieser Abschnitt, an dem die Maßnahme stattfinden soll, beklagt werde, sei das unproblematisch, erklärte Geißler. Das bestätigte die Abgeordnete Rosi Steinberger (Grüne), die sich zusammen mit ihrem Kollegen Volker Bauer (CSU) im bayerischen Landtag mit der Petition von „Rettet das Goachat“ beschäftigt. Aber man wolle sich das auch noch einmal vom Ministerium bestätigen lassen.

Ein Thema, das die interessierten Landwirte der anliegenden Flächen aufbrachten: Der Zugang zu ihren Flächen muss auch nach der Reaktivierung der alten Paar gesichert sein. Und da gebe es eine eingefallene Brücke, die aber wieder gebraucht werde, wenn der alte Flusslauf nicht mehr verlandet ist. „Uns gehört sie nicht“, wehrte Bürgermeister Reisner ab, auch wenn er bei Hörzhausen fast schon Brückenspezialist sei. Geißler erklärte, dass hier die Firma Leinfelder unterhaltspflichtig sei.

Grundsätzlich ziehen alle an einem Strang

Und die Finanzierung der Reaktivierung selbst? Die Hälfte der Kosten trägt die Stadt, die andere Hälfte das Wasserwirtschaftsamt, so Reisner. Am Ende des Termins freute sich Rosi Steinberger, dass doch alle an einem Strang ziehen. „Dafür, dass niemand was dagegen hat, sind 40 Jahre lang“, sagte sie mit Blick auf die Reaktivierung der alten Paar, die schon so lange Thema in Schrobenhausen ist. Dass es nun schon in einem Jahr so weit sein könnte, wie einige vor Ort hofften, hält Pharion zwar für unrealistisch, denn es seien doch noch einige Schritte, die man einen nach dem anderen gehen müsse. Doch wenn die Bagger erst einmal anfangen, den Paarkanal zu öffnen und das alte Flussbett an manchen Stellen etwas auszuweiten, dann werde es schnell gehen.

SZ