Klinik St. Elisabeth Neuburg
„Im September muss der Masterplan stehen“

Krankenhaus gehört seit gut 40 Tagen zu Ameos – Tarif, Chefärzte, Kooperationen auf der Agenda

12.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:57 Uhr

Sie wollen St. Elisabeth gut in die Ameos-Gruppe aufnehmen: Regionalgeschäftsführer Süd Rudolf Schnauhuber (von links), Kommunikationschef Carsten Spira und Integrationsleiterin Katja Lorenz führen derzeit viele Gespräche zur Zukunft des Standortes Neuburg, den sie sich auch als Zentrale der Region Süd vorstellen können. Foto: S. Hofmann

Von Sebastian Hofmann

Neuburg – Knapp eineinhalb Monate trägt das Haus einen neuen Namenszusatz, doch passiert hinter den Kulissen seit Anfang Juli viel mehr: Das Neuburger Krankenhaus St. Elisabeth befindet sich mitten in den entscheidenden Wochen auf dem Weg in die Zukunft beim neuen Eigner, der Ameos-Gruppe. Zeit für die Verantwortlichen, eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Und die lautet größtenteils: Man will auf die vorhandenen Stärken setzen und diese ausbauen. Auch könnte Neuburg als Zentrale der Region Süd stark an Bedeutung gewinnen. „Im September muss der Masterplan stehen“, sagt Geschäftsführer Rudolf Schnauhuber.

Neuburg liegt in der Region Süd strategisch günstig

„Man wird von Neuburg freundlich aufgenommen“, ergänzt der Interimschef des Neuburger Krankenhauses, der eigentlich Geschäftsführer der Ameos-Regionalgruppe Süd ist. Übergangsweise hat er das Neuburger Krankenhaus, das in dieses Gefüge integriert werden soll, nun direkt unter sich. Bleiben wird er in dieser Funktion nicht, die Suche nach einem festen Geschäftsführer für Neuburg laufe längst auf Hochtouren.

Schnauhuber könne sich aber vorstellen, dass Neuburg zu einem festen Punkt in seinem Arbeitsleben wird, denn es sei aus Sicht der Ameos-Gruppe sehr gut möglich, dass St. Elisabeth die Zentrale der Region Süd, die den süddeutschen Raum, Österreich und die Schweiz umfasst, wird.

Diese Region fasse vor allem kleine, spezialisierte Einrichtungen zusammen, „keine 1000-Betten-Tanker“, wie Schnauhuber berichtet. Das Besondere aus seiner Sicht: Gibt es an einem Standort eine besondere Kompetenz, dann werde diese auch genau dort für die ganze Region verortet. Und für Neuburg ergebe sich das Potenzial zum Hauptsitz, weil es geografisch ziemlich genau in der Mitte liege.

Sollte es tatsächlich so kommen, dann würde St. Elisabeth eine Bedeutung innerhalb der Gruppe zukommen, die über den medizinischen Bereich hinausgeht. Das wiederum würde aber nicht bedeuten, dass die Bettenanzahl verringert wird oder Fachbereiche abgeschafft werden. „Wir werden keine medizinischen Flächen für die Verwaltung abgeben“, so Schnauhuber.

Vielmehr sei man schon von örtlichen Baufirmen angesprochen worden und habe selbst schon die Augen nach zusätzlichen Räumlichkeiten offengehalten, denn: „In der Ausbaustufe sind das irgendwo 40 Arbeitsplätze, die dazukommen würden“, schätzt der Interimsgeschäftsführer. Schnauhuber betont dabei den guten und engen Kontakt zum Kloster der Elisabethinerinnen. Darauf könne man aufbauen. „Vielleicht können wir dort Räume mieten. Es würde mich freuen“, so Schnauhuber über die Gründerinnen des Neuburger Krankenhauses.

Während der Verwaltungsteil noch wie Zukunftsmusik wirkt, wird es beim Ist-Zustand des Hauses deutlich konkreter. Seit Anfang Juli, als Ameos mit einmonatiger Verzögerung die Kliniken St. Elisabeth von der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) der Diözese Augsburg übernahm, seien viele Gespräche geführt worden. Derzeit sei man dabei, so Schnauhuber, vier vakante Chefarztposten zu besetzen. „Wir sind mit unseren Wunschkandidaten schon in Vertragsgesprächen“, lässt er wissen.

Kooperation mit Schrobenhausen erwünscht

Dabei geht es um die Pädiatrie, die Anästhesie, die Innere Medizin, die um einen Gastroenterologen ergänzt werden soll, sowie die Notaufnahme. Diese wird, so der Wunsch der Abteilung, mit einer eigenen Leitung besetzt. „Die Notaufnahme ist eines der Prunkstücke dieses Hauses und wir wollen sie weiter stärken“, sagt Schnauhuber. Man werde beispielsweise auch prüfen, ob eine Urologie, wie es sie in der Vergangenheit in St. Elisabeth gegeben habe, wieder angesiedelt werden könne.

Als weiteres Herzstück des Neuburger Hauses sieht man die Kinderklinik mit ihren Fachbereichen an. Daran werde man nicht rütteln, auch die Kooperation mit der Außenstelle Ingolstadt am dortigen Klinikum bleibe bestehen. „Die Kinderklinik ist ein ganz klarer Bereich, mit dem wir mit keinem der umliegenden Krankenhäuser in Konflikt geraten“, so Schnauhuber weiter.

Nach zahlreichen Gesprächen mit der Kommunalpolitik könne man sich eine engere Zusammenarbeit mit den kreiseigenen Einrichtungen Geriatriezentrum und Krankenhaus Schrobenhausen, das sich in der jüngeren Vergangenheit auf Altersmedizin spezialisiert hat und diesen Weg weitergehen möchte, sehr gut vorstellen. Ziel sei es, sich in der Region 10 als Partner zu etablieren, man sehe das große Ganze auf der Landkarte. „Es macht keinen Sinn, dass jeder um den gleichen Patienten buhlt.“ In Bezug auf Kreiskrankenhaus und Geriatriezentrum heißt dies konkret: „Wir sind froh, wenn wir ältere Patienten gut versorgt weiterverlegen können“, sagt der Interimsgeschäftsführer.

Angestellte bei Tarif gefragt

Ein Novum gebe es am Standort Neuburg auch: So hat der neue Eigner eine Umfrage unter den rund 1200 Angestellten gestartet, ob sie im bisherigen Tarifsystem bleiben möchten oder ob man etwas Neues aushandeln soll.

Bis die Eingliederung des Hauses Neuburg in die Ameos-Gruppe voll abgeschlossen ist, können zwischen drei und sechs Monate vergehen, manchmal auch ein Jahr, sagt Integrationsleiterin Katja Lorenz. Neuburg sei ein großes Krankenhaus, deshalb könne man nicht damit rechnen, dass bis Ende des Jahres alles fertig ist. Sie habe stets ein offenes Ohr und ermutige alle Angestellten, mit ihren Anliegen zu ihr zu kommen, so Lorenz weiter. „Ein Gesprächstermin ist jederzeit möglich.“

DK