Von Ralf Schmitt
Burgheim – „Zu unserem Patrozinium Ende September kommt der Bischof nach Burgheim und der wird euch etwas zu sagen haben, egal ob es euch gefällt oder nicht.“ Mit dieser Aussage beim Pfarrfest im Juni hatte Pfarrer und Dekan Werner Dippel für Spannung in der Marktgemeinde Burgheim gesorgt. Sollte sich das kirchliche Personalkarussell drehen und den beliebten Geistlichen zu neuen, höheren Aufgaben weg von Burgheim berufen?
Dippel selbst, er ist im 20. Dienstjahr in der Marktgemeinde, gab keine weiteren Auskünfte oder Hinweise und ließ somit viel Platz für Spekulationen. Das mag auch ein Grund dafür gewesen sein, dass am vergangenen Sonntag viele Gläubige den Weg in die Pfarrkirche St. Cosmas und Damian gefunden hatten.
Neben Pfarrer Dippel und Vertretern der Pfarreiengemeinschaft wurde Bischof Bertram Meier von Landrat Peter von der Grün und dem Vize-Bürgermeister Andreas Flath (beide FW) bereits vor dem Gotteshaus begrüßt. Hinter den Fahnenabordnungen der Ortsvereine und zu den Klängen der Marktmusikkapelle unter der Leitung von Silke von der Grün ging es gemeinsam den Kirchberg hinauf. Bischof Bertram Meier zelebrierte gemeinsam mit Pfarrer Dippel, Kaplan John Edosomwan und Diakon Andreas Buchfelder den Festgottesdienst.
Als der Bischof hinter den Ambo trat, hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Allerdings drehte sich in seiner Ansprache nicht, wie viele gedacht hatten, das Personalkarussell, sondern alles um die Kirchenpatrone Cosmas und Damian. Die syrischen Zwillingsbrüder, die als Ärzte tätig waren, wurden in ihrer Heimat enthauptet. „Märtyrer, wie viele ihrer Landsleute seit dem Ausbruch des Bürgerkrieges in Syrien“, lenkte der Bischof auf die Gegenwart.
Meier verglich die dortigen Auseinandersetzungen mit einem „Weltkrieg“, da sich beinahe jedes Land der Welt auf die Seite einer der beiden Kriegsparteien geschlagen hätte. „Syrien, das einstige Kernland des christlichen Glaubens, blutet aus und wir können nur hoffen, dass die syrischen Glaubensschwestern und -brüder, die es bis zu uns geschafft haben, hier eine Zuflucht finden und ihre Liturgie, ihr Brauchtum in Frieden und Sicherheit pflegen können“, so der Geistliche. „Macht euch ein eigenes Bild. Lasst euch nicht verbiegen und euch eure Gewissensfreiheit nehmen. Ertrinkt nicht in einer Welle von Fake News. Glaubt nicht mit dem Hirn, sondern mit dem Herzen“, wandte sich Bischof Bertram Meier äußerst eindringlich an die anwesenden Gläubigen. Pfarrer Werner Dippel bedankte sich für die Ausführungen Meiers mit den Worten: „Danke, dass du uns Auftrag, Leben und Wirken unserer Kirchenpatrone so viel näher gebracht hast.“
Einen ganz besonderen musikalischen Rahmen konnte der Burgheimer Musiklehrer Reinhold Böhm um den Gottesdienst legen. Böhm hatte es sich zur Aufgabe gemacht, für Orgel und Kirchenchor eine exklusive Messe zu komponieren. Nach rund einem halben Jahr harter Arbeit konnte Böhm die fertige Partitur vorlegen. Pandemie und andere Unwägbarkeiten hatten die Uraufführung immer wieder verschoben. Der Bischofsbesuch bot nun einen mehr als würdigen Anlass die „Missa Nova“ zu präsentieren.
„Die Proben haben immer sehr vielversprechend geklungen, deshalb haben wir es gewagt“, erklärt Böhm diesen mutigen Schritt. „Die Missa Nova war nicht nur gut, sie war sehr gut“, bewertetet Bischof Bertram Meier abschließend das sakrale Werk. Der laute und lang anhaltende Applaus der Kirchenbesucher bestätigte eindrucksvoll die Beurteilung des Bischofs.
Als es zum Stehempfang in das Pfarrzentrum ging und noch immer kein Wort über den weiteren beruflichen Werdegang Dippels gefallen war, schien die Erleichterung unter den Burgheimern schier greifbar. „Gott sei Dank, er bleibt uns erhalten, wenigstens vorerst“, so einer der Fahnenbegleiter mit strahlenden Augen.
DK
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