Neuburg
Hohe Gesangskunst im Brandlbad

11.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:22 Uhr
Rainer Hamp

Der Männergesangsverein „Walhalla – zum Seidlwirt“ aus Berlin gastierte im Brandlbad. Die fünf sind hervorragend ausgebildete Sänger. Das Interesse war leider eher gering. Foto: Hamp

Von Rainer Hamp

Neuburg – Wer nicht da war, hat eine exzellente Kulturveranstaltung versäumt. Am Freitagabend wurde um 21 Uhr eine neue Idee der Neuburger Kulturreferentin Gabriele Kaps (CSU) in die Tat umgesetzt. „Kultur am Beckenrand“ nennt sich diese Reihe, die auch am kommenden Freitag fortgesetzt und vom Kulturamt freudig unterstützt wird.

Zur ersten Veranstaltung ins Neuburger Brandlbad eingeladen hatte man den Berliner Männergesangsverein „Walhalla – zum Seidlwirt“. Zu dieser kuriosen Namensgebung später mehr. Der „Männergesangsverein“ besteht aus fünf hochkarätigen Gesangskünstlern aus fünf verschiedenen Ländern, die an der Hamburger Staatsoper, an der Oper in Halle und der Wiener Volksoper engagiert sind, oder als freischaffende Künstler arbeiten. Das sind der israelische Tenor Yonathan Cohen (Halle), der türkische Tenor Bertz Altan (freischaffend), der polnische Bariton Julian Twarowski (freischaffend), der kroatische Tenor Goran Cah (Hamburg) und der niederbayrische Bass Daniel Pannermayr (Wien).

Kennengelernt hatten sich die Sänger während ihrer Ausbildung an der Musikhochschule in Berlin. An dem kühlen Freitagabend erwärmten die gut aufgelegten Vokalisten unter dem Motto „Und ein Lied erklingt“ das mit nur 36 Besuchern etwas spärlich anwesende Publikum mit Liedern aus Bayern, Deutschland und Österreich, aus Frankreich, Italien, der Türkei und Kroatien. Auch ein altslawisches Lied wurde vorgetragen.

Zu Beginn stellten sie sich selbst und den alpenländischen Andachtsjodler vor. Zum amerikanischen Country-Song „I come from Alabama“ musste das Publikum auf ein Einsatzzeichen hin „wumm“, „uii“ oder ein weiches „waaii“ hinzufügen. Zu einem Ententanz durfte das Publikum mitwackeln, was bei den kühlen Temperaturen gerne angenommen wurde. Sie sangen Volkslieder, etwa „Am Brunnen vor dem Tore“ oder „In einem kühlen Grunde“, das französische „La mer“ und das Chiantilied.

Zwischen den Liedern erzählten sie Anekdoten, Witze und verrieten „Geheimnisse“. Dabei erklärten sie auch ihren Namen. Walhalla hieß ihr erstes Stammlokal in Berlin. Der Name stehe für Göttliches. Als sie dorthin wegen einer missglückten Liebesaffäre mit einer Kellnerin lieber nicht mehr gingen, wählten sie das Restaurant „Zum Seidlwirt“ zum Stammsitz, was für das Irdische stehen soll. Weil dieses Lokal vor der Pleite stehe, müssten sie wohl den Namen ihres Gesangsvereins noch einmal erweitern, wie sie meinten.

In ihren Gesängen ging es hauptsächlich um die Liebe. Aber auch ein politisches Lied mit einem Text von Kurt Tucholski aus dem Jahr 1929 war dabei. Darin hatte Tucholski damals Hitler eingeladen, doch mal auf einem Pariser Boulevard zu bummeln. Vielleicht wäre er dann auf friedlichere Gedanken gekommen, war wohl seine Hoffnung. Nach etlichen Zugaben gab es nach eineinhalb Stunden Gesangskunst ein bayrisches Wirtshauslied als Rausschmeißer.

Zu den Künstlern kam Referentin Kaps über Horst Vladar und die Neuburger Kammeroper, wo einer der Künstler schon einmal aufgetreten war. Am kommenden Freitag wird die „Kultur am Beckenrand“ fortgesetzt mit einer Lesung mit dem Münchner Schriftsteller Roman Deininger. Er wird aus seinem und Uwe Ritzers Roman „Die Spiele des Jahrhunderts, Olympia 1972, der Terror und das neue Deutschland“ vorlesen. Und die Donaunixen sind auch dabei. Der Eintritt für das Bad und die Veranstaltung kostet zehn Euro, ermäßigt acht Euro. Karten gibt es in der Tourist-Information, (08431) 55 400, und im Bücherturm, (08431) 64 23 92.

DK