DK-Serie
Hinterkaifeck und die Reichswehr (13): Die Beweise brennen

23.05.2022 | Stand 23.09.2023, 0:57 Uhr

Foto: mpy

Von Johnny Noack

Der Militariasammler Johnny Noack ist durch Zufall in den Besitz der angeblichen Lebenserinnerungen von Oberleutnant Ernst Friedrich Mehnert gekommen. Hier erzählt Noack seine darauf basierende Version der Morde von Hinterkaifeck.

Am Abend ging Mehnert aus dem Haus zum Backofen, der im Hof stand und versuchte die Unmengen von Dokumenten zu verbrennen. Der Küchenherd war dafür nicht geeignet, und Mehnert war nicht gewillt, sich damit erwischen zu lassen. Dabei entdeckten er und der Wachtmeister, der ihm half, eine Person, die sich dem Hof näherte. Sie leuchteten sie an, blendeten sie und gingen schnell auf sie zu. Daraufhin entfernte sich der Unbekannte.

„Es wird langsam eng“, sagte der Wachtmeister, „wenn nur dieses Scheißpapier endlich brennen würde.“ Sie benutzten Lampenpetroleum als Brandbeschleuniger. Es stank, schlussendlich waren sie zum Ziel gekommen. Als sich nur noch Asche und ein paar Reste verkohlter Lumpen im Ofen befand, befahl Mehnert die Rückkehr ins Haus. Dort sollten alle Spuren, die auf ihre Anwesenheit hindeuteten, verwischt werden.

Nur die Reuthaue des alten Gruber konnten sie nicht so einfach vernichten. Mitnehmen konnten sie das Werkzeug aber auch nicht. Zu auffällig. So versteckte der Feldwebel sie im Fehlboden der Tenne. Gegen Mittag des nächsten Tages wollten sie Hinterkaifeck verlassen.

Da kam ein Mann auf das Anwesen geradelt und klopfte an der Haustür. Sie öffneten nicht. Der Mann wartete eine ganze Weile, bald eine Stunde. Dann ging er zum Motorenhaus, brach kurzerhand das Schloss auf und fing an, den Motor zu reparieren.

„In Ordnung, überwältigen wir ihn“, flüsterte Mehnert. Vorsichtig öffnete er die Stalltür. Der rechte Torflügel schwang auf. Mit gezogener Waffe stand Mehnert mit dem Feldwebel hinter dem linken geschlossenen Torflügel. Schnell band der Feldwebel den Hund an. Ihr Plan war es, die Neugier des Mannes im Motorhaus zu erwecken, ihn in den Stall zu locken und ihn dann zu überwältigen.

Der hatte schließlich seine Arbeit beendet, sein Werkzeug zusammengepackt, nun stand er mit dem Fahrrad vor dem offenen Tor. Hätte er genau hingesehen, wären ihm drei bepackte Fahrräder aufgefallen, die im hinteren Teil des Stalles standen. Aber der Monteur rief nur kurz ein letztes Mal die Namen der Bewohner. Nachdem alles still blieb, schwang sich auf sein Rad und fuhr davon.

Keine 20 Minuten später befanden sich auch die drei Soldaten auf dem Weg Richtung Augsburg. Querfeldein führte ihr Weg, Landstraßen und Gehöfte meidend. In Taiting, einem kleinen Dorf, machten sie in einer abgelegenen Feldscheune eine kurze Rast.

Der Oberleutnant beobachtete draußen aufmerksam die Umgebung, seine Soldaten hatten es sich in der Scheune bequem gemacht. Ein paar Wortfetzen drangen zu ihm. Auf einmal war er hellwach.

„Gib her“, hörte er eine Stimme, „ich hab es zuerst entdeckt, und die Uhr will ich auch.“ Mehnert trat in die Scheune und überraschte sein Kommando, wie sie sich um vor ihnen auf dem Boden liegende Silbermünzen, Papiergeld und um eine Uhr stritten.

„Was soll das?“, herrschte er sie an und bekam zur Antwort, dass die Toten damit ja nichts mehr anzufangen wüssten. „Das waren reiche Leute“, sagte der Wachtmeister noch, die Gier stand ihm in den Augen. Dann ging alles ganz schnell.

Die beiden Untergebenen erkannten, dass ihr sie führender Offizier unbestechlich war. Sie hatten seinem ausdrücklichen Befehl zuwidergehandelt. Damit war ihnen das Militärgericht sicher. Beide Soldaten versuchten ihre Waffen zu ziehen.

Fortsetzung folgt