Weidorf
Heuer mehr als 1200 Tiere gerettet

Seit circa 30 Jahren werden bei Weidorf Kröten gesammelt – Fleißige Helfer für kommendes Jahr gesucht

02.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:46 Uhr

Rund 1200 Kröten, Mölche und Frösche haben Albert Häußler und sein Team bei Weidorf heuer über die Straße getragen. Foto: Budke

Nach und nach verschwinden sie in diesen Tagen wieder aus der Landschaft: Die grünen Krötenfangzäune, mit deren Hilfe die Amphibien gesammelt und den Tieren somit die sichere Überquerung von Straßen auf dem Weg zu ihren Laichgebieten ermöglicht wird. Bei Weidorf stehen jährlich zwei solcher Zäune. Um die Organisation kümmert sich Grünen-Dorfkreis-Mitglied Albert Häußler.

Mit einem Eimer in der Hand läuft Albert Häußler den gesamten Krötenfangzaun ab. Circa 150 Meter sind dies am Ortsausgang parallel zur Straße nach Haselbach, etwa die Hälfte an der Abzweigung Richtung Echsheim. „Heute finden wir wahrscheinlich keine Kröten“, vermutet er und behält Recht: Es war in der Nacht einfach zu kalt – die Kröten wandern nur bei milden Temperaturen. Außerdem sei die Krötenwanderung bei Weidorf wahrscheinlich weitgehend abgeschlossen.

Mehr als 1200 Tiere haben er und die anderen ehrenamtlichen Helfer dieses Jahr eingesammelt. Damit wurde den Kröten das Leben gerettet und ihnen ermöglicht, im Weidorfer Weiher ihren Laich abzulegen. An den beiden Zäunen werden fast ausschließlich Erdkröten gefunden, manchmal seien ein paar Bergmolche oder ein Grasfrosch dabei, erklärt Häußler. Seit circa 30 Jahren werden hier Zäune aufgebaut. Im Laufe der Zeit habe sich die Menge der gesammelten Tiere verdoppelt, weiß Häußler anhand seiner Statistik. Inzwischen sei die Population „relativ stabil“.

Im Wasser bleiben die Kröten nur ein paar Wochen, dann machen sie sich wieder auf den Weg zurück in ihre Lebensräume. Deshalb sei es wichtig, dass die Zäune rechtzeitig abgebaut werden, denn sonst würden sie den Kröten den Rückweg versperren. „Bei der Rückwanderung sind sie anscheinend so schnell, da passiert wenig“, hat Häußler beobachtet. Inzwischen habe er viel Erfahrung und gehe das Thema mit einer gewissen Intuition an.

Bevor es die Zäune gab, sei es zu den Wanderungszeiten kein schöner Anblick auf der Straße gewesen: „Da ist wahnsinnig viel zusammengebatzt worden", erinnert sich Häußler und betont: „Wenn wir das nicht machen würden, müsste sich das Straßenbauamt etwas überlegen.“ Beispielsweise eine Art Leitsystem, bei dem die Kröten weiterhin gesammelt werden müssten, oder eine Unterführung, durch die Amphibien den Weiher sicher erreichen: „Das würde sehr viel kosten“, betont Häußler.

„Der Auftrag zum Zaunbau kommt von der Artenschutzgruppe des Landkreises“, erklärt er. In dieser Gruppe sind Mitglieder des Bund Naturschutzes, des Vogelschutzbundes, der Jägerschaft, der Fischereivereine und der Unteren Naturschutzbehörde vertreten. Die Artenschutzgruppe wandte sich einst an den Grünen Dorfkreis. Dieser wurde ursprünglich als politische Partei in Ehekirchen gegründet, widmet sich inzwischen als Verein Umwelt- und Naturschutzthemen sowie kulturellen Aufgaben. Häußler fungiert als Kontaktperson zwischen Dorfkreis und Artenschutzgruppe und übernahm die Organisation der Krötenfangzäune.

Jeder, der in Häußlers Kröten-Team dabei ist, bekommt einen festen Sammeltag pro Woche. Wenn die Tiere gesammelt und über die Straße getragen werden, werden sie gleichzeitig gezählt. Das Ergebnis teilen die Sammler an Häußler mit. Wenn die Wanderungsaktivität ihren Höhepunkt erreicht, sind es laut der Liste, die Häußler dabei hat, deutlich mehr als 200 Kröten pro Tag – 292 Tiere war heuer der Spitzenwert: „Da muss man mehrmals laufen“, meint der Schainbacher, denn die Sammeleimer seien dann ziemlich voll.

Häußler hat eine Sorge: „Wir sind alle schon etwas älter“, blickt er auf die Gruppe der Ehrenamtlichen, die zumeist das Renteneintrittsalter überschritten haben. Ein junger Helfer habe sich vor einer Weile gemeldet und sei nun ganz gewissenhaft dabei, freut sich Häußler, doch mehr Nachwuchs wäre gut, damit das Projekt Krötenfangzäune langfristig weitergeführt werde. Gebraucht werden die Helfer beim täglichen Einsammeln der Tiere zwischen Mitte März und Mitte April sowie beim Auf- und Abbau der Zäune. Wer im kommenden Jahr ein bisschen Zeit und ein Herz für Kröten habe, der könne sich per E-Mail direkt bei Albert Häußler melden: albert.haeussler@gmail.com.

hbu