Frühwarnsystem gesucht
Aktuell nicht möglich, im Schrobenhausener Land einen Hausarzt zu bekommen

Auf eine Anfrage der SZ-Redaktion kam es nun zum überparteilichen runden Tisch

13.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:34 Uhr

Fünf Abgeordnete aus vier Parteien marschieren gemeinsam, um bei der Hausarztsituation am Beispiel Schrobenhausen etwas zu verbessern. An einem Strang ziehen Erich Irlstorfer und Matthias Enghuber (beide CSU), Leon Eckert (Grüne), Andreas Mehltretter (SPD) und Roland Weigert (FW). Foto: Archiv

Allmählich spricht es sich auch bei der zuständigen kassenärztlichen Vereinigung (KVB) herum: Bei der Hausarztversorgung im Schrobenhausener Land ist etwas gewaltig im Argen.



Rechnerisch gilt die Region nach wie vor als überversorgt, tatsächlich aber ist es aktuell nicht mehr möglich, einen Hausarzt zu bekommen. Wer keinen hat, tut sich schwer, an eine Krankschreibung zu kommen. Oder an Medikamente. Dass es soweit kommen konnte, scheint in der geltenden Gesetzeslage begründet zu sein. Ein Fehler im System und damit ein Fall für die überregionalen Abgeordneten?

Denn: So richtig aktiv werden kann die KV bisher erst, wenn sich eine echte Unterversorgung abzeichnet. Die tritt bei einem Versorgungsgrad von 75 Prozent ein; Schrobenhausen liegt 118 Prozent. Auch so ein Thema: Kann man die Zahlen nicht öfter aktualisieren, damit Theorie und Wirklichkeit nicht gar so weit auseinanderklaffen?

Die SZ-Redaktion hat die regionalen Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer (CSU), Leon Eckert (Grüne) und Andreas Mehltretter (SPD) sowie die beiden Landtagsabgeordneten Matthias Enghuber (CSU) und Roland Weigert (FW) mit dieser Frage konfrontiert. Folge: Irlstorfer reagierte sofort, bat seine Kollegen zu einem parteiübergreifenden, virtuellen runden Tisch, an dem auch hochrangige Vertreter der KVB sowie weitere örtliche Funktionsträger teilnahmen. Alle sagten angesichts der Situation sofort zu. „Die Thematik ist so umfassend, dass wir versuchen, hier parteiübergreifend weiterzukommen“, meinte Matthias Enghuber.

Am Donnerstag fand nun die Besprechung unter Leitung von Erich Irlstorfer statt, am Ende herrschte Einigkeit, dass es natürlich sinnvoll wäre, bereits dann tätig werden zu können, wenn sich ein Engpass abzeichnet. Die Regeln dafür werden beim Bund festgelegt; die drei Bundestagsabgeordneten verabredeten sich für ein weiteres Treffen in Berlin, um zu sehen, inwieweit sich parteiübergreifend etwas bewegen lässt. So viel wurde in der Runde aber auch deutlich: Einfach wird es nicht, weil auch bei diesem Thema der Hausarztversorgung unterschiedlichste Interessen einfließen. Das Ganze kostet schließlich eine Menge Geld.

Führende Mitarbeiter der KV betonten, dass sich das, was gerade in Schrobenhausen passiert, in den nächsten Jahren in vielen bayerischen Regionen wiederholen werde. Auch im Landkreisnorden werde es immer schwieriger (siehe eigener Bericht). Zumal der Ärztemangel mehr und mehr durchschlage. In den vergangenen Jahren seien zu wenige Ärzte ausgebildet worden. Die Folge: Es wird ein Wettkampf der Städte um junge Ärzte entstehen. Für die Städte und Gemeinden bedeutet das, dass sie sich attraktiv machen müssen, um junge Ärzte für sich zu begeistern (siehe eigener Bericht).

Die beiden Landtagsabgeordneten in der Runde planen, sich die bayerischen Fördermöglichkeiten noch einmal genau anzusehen. Das könnte dann womöglich der aktuell akuten Situation in Schrobenhausen zugute kommen.

Stand jetzt haben alle hausärztlichen Praxen im gesamten Schrobenhausener Raum nach Recherchen Aufnahmestopp verhängt. Eine fatale Situation für Firmen, die zurzeit auf Mitarbeitersuche sind und vor allem auch für mehrere Hundert Patienten von Praxen, die in nächster Zeit schließen. Wie schon berichtet, bleibt aktuell nur der Weg zu den Bereitschaftspraxen in Aichach, Pfaffenhofen und Neuburg. Nur in einigen hausärztlichen Praxen in Karlshuld und Hohenwart gibt es zurzeit noch vereinzelte freie Restkapazitäten. Noch.

SZ