Schrobenhausen
Hallo, es ist Hallowheiligen

Bringen die Schrobenhausener die Bräuche zum Monatswechsel durcheinander? – Die SZ klärt auf

31.10.2022 | Stand 22.09.2023, 3:54 Uhr

Bloß nicht den Kopf verlieren: Sowohl der Heischebrauch zu Halloween als auch die Allerheiligen-Traditionen sind in Schrobenhausen lebendig. Foto: A. Schilling

Schrobenhausen – Heute ist Halloween, morgen ist Allerheiligen. Beim ersten handelt es sich um einen Heischebrauch aus Irland, beim zweiten um einen katholischen Feiertag. An Halloween gehen verkleidete Kinder mit oder ohne Erwachsene von Haus zu Haus, an Allerheiligen gehen Erwachsene mit oder ohne Kinder von Grab zu Grab. So, mit diesem Vorwissen lesen sich die folgenden Abschnitte noch besser. Die Schrobenhausener Zeitung hat nämlich Experten gefragt, was sie mit den beiden Tagen verbinden.

Der evangelische PfarrerGerhard Rupprecht

Gerhard Rupprecht, der Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Schrobenhausen, hat kein Problem mit Halloween. „Unter dem Strich ist es zwar ein Schmarrn“, meint der Pfarrer, „aber auch kein größerer als die kitschigen Weihnachtsmärkte.“ Für Kinder sei Halloween halt ein Riesenspaß. Von dem der Pfarrer nicht sehr viel mitbekomme, weil nur selten kleine Gespenster an seiner Tür klingeln würden. „Und dann gebe ich ihnen halt ein Päckchen Gummibä... Moment mal, ich habe ja gar keine Gummibärchen zu Hause, da muss ich noch welche kaufen“, sagt Rupprecht etwas nervös. Entspannt sei sein Allerheiligen-Tag, der in der evangelischen Konfession kein Hochfest ist. Das lutheranische Pendant heißt Totensonntag. heuer ist er am 20. November. „Aber viele Evangelische hier im katholisch geprägten Schrobenhausen gehen auch ans Grab und setzen sich mit dem Tod auseinander“, betont Gerhard Rupprecht.

Der Chef der Islamischen Gemeinde Schrobenhausen

Auch Durmus Aki, der Vorsitzende der Islamischen Gemeinde Schrobenhausen, ist zwar kein großer Halloween-Fan. Aber natürlich dürfe sich seine Tochter verkleiden und auf der Platte um die Häuser ziehen. Der Islam kenne zwei Feiertage, die Halloween in gewisser Weise ähneln, erklärt Aki. „An denen gehen Kinder zu ihren nächsten Verwandten und bekommen Geschenke“, so der Muslim, der seit 36 Jahren in Schrobenhausen lebt. „Früher waren das Süßigkeiten, heute sind es, wegen der gesunden Ernährung, Gutscheine und Geldgeschenke.“ Klingeln Kinder an Halloween an seiner Tür, bekommen sie aber Süßigkeiten. Denn „ein Gebot des Islam lautet: Wenn jemand an der Tür klopft, darfst du ihn nicht wegschicken.“ Allerheiligen respektiere Durmus Aki als ruhigen Feiertag „der katholischen Freunde“. Einen religiösen Bezug gebe es jedoch nicht und erst recht keinen Brauch. „Wir haben ja keine Gräber hier“, so Aki.

Waidhofens Bürgermeister Josef Fuchs (CSU)

Waidhofen ist so eine Art heimliche Halloween-Hochburg. Bürgermeister Josef Fuchs findet das „cool“. Denn der Familienvater ist „natürlich“ mit beiden Kindern heute Abend unterwegs, um „Süßigkeiten zu kriegen“. Fast schon stolz darauf ist das Gemeindeoberhaupt, dass die Waidhofener den in Deutschland noch sehr jungen Brauch so aktiv annehmen. „Viele haben ihre Gärten geschmückt, fast alle verteilen Süßigkeiten“, freut sich Fuchs. „Letztes Jahr haben wir von einer älteren Frau Bonbons bekommen, die ausschauten wie herausgerissene Augen. Das ist doch super, oder?“ Ob der Rathauschef heute maskiert unterwegs sein wird, weiß er noch nicht. Fest steht aber, dass seine Tochter und sein Sohn als Skelette gehen werden. „Die Kostüme haben wir gekauft“, sagt Fuchs. „Sind gar nicht so billig. Aber die kann man ja an Fasching wieder hernehmen.“ Als Katholik begeht Fuchs Allerheiligen traditionell mit Kirchengang und Gräberbesuch. Er sagt ganz klar: „Für Kinder ist das ein langweiliger Tag. Deshalb dürfen sie an Halloween ihren Spaß haben.“

Jugendseelsorger Florian Stadlmayr

„Nein, ich verkleide mich nicht an Halloween“, insistiert der neue Schrobenhausener Jugendseelsorger Florian Stadlmayr: „Ich esse Gulaschsuppe mit meinem Bruder“. Halloween verteufelt der junge Geistliche aber nicht, ganz im Gegenteil. „Dieser Brauch hat einen klaren christlichen Kontext“, stellt er klar. Und er muss es wissen, hat Stadlmayr doch ein Jahr in Irland, dem Ursprungsland des Halloween-Brauchs, studiert. Dort sei die kommerzielle Ausprägung extrem gewesen. „Da war wochenlang Halloween, wie Fasching. Und Punkt 1. November war dann Weihnachten. Zumindest in den Geschäften“, erzählt der Pfarrer: „Kein Vergleich zum ruhigen Deutschland.“ Sollte ein verkleidetes Kind an Stadelmayrs Tür eine Süßigkeit erheischen wollen, wird es eine kriegen. „Ich habe immer Süßes zu Hause“, stellt er klar. Und noch etwas möchte der Geistliche betonen: „An Allerheiligen gedenken wir nicht der Toten, das passiert einen Tag später, an Allerseelen“.

SZ