Weichering
Gelungene Reha für die Lachmuskeln

Theatergruppe Lichtenau bereitet dem Publikum mit dem Stück „Alles auf Krankenschein“ viel Vergnügen

16.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:20 Uhr

Amüsant: Patient Fritz Paulam (Jakob Kirschner, v.l.) bringt die Lügengeschichte von Dr. Bergmann (Sepp Behr) mehrmals unwissentlich ins Wanken. Dr. Wohlgemuth (Christian Mayr) und Ruth Bender (Yvonne Strecker) sind recht irritiert von dem schrägen Rollstuhlfahrer, der immer für eine Überraschung gut ist. Foto: Budke

Von Heidrun Budke

Weichering – Besser hätte die Premiere einer Volksbühne nach zwei Jahren Pause kaum laufen können: ein turbulentes Stück, bestens besetzte Rollen, ein spielfreudiges Ensemble und Zuschauer, die vor Begeisterung jubelten, pfiffen und minutenlang applaudierten. Wer am Samstag die erste Vorstellung von „Alles auf Krankenschein“ der Theatergruppe Lichtenau in Weichering verpasst hat, kann den Besuch an den nächsten drei Wochenenden nachholen.

„Premiere ist der beste Tag, aber auch der schlimmste“, hatte Dieter Schmidl, Vorsitzender der Theatergruppe Lichtenau, in seiner Begrüßung am Samstagabend in der Schweiger-Halle gestanden. Nach mehr als zwei Jahren Spielpause waren Nervosität und Vorfreude sicher gleichermaßen groß, zumal das Hin- und Her zwischen Probenabbruch und wieder proben die Aufgabe nicht gerade vereinfacht hatte. „Vor acht Wochen haben wir noch nicht gedacht, dass heute Premiere ist“, veranschaulichte Schmidl.

Jede Sorge, ob die Komödie „Alles auf Krankenschein“ von Ray Cooney, gut ankommt, war vom ersten Moment an unbegründet. Als der dicke, rote Vorhang zur Seite gezogen wurde, waren die Zuschauer sofort voll dabei, denn das Bühnenbild war schon sensationell gut: Das Arztzimmer in einem renommierten Krankenhaus hätte nicht besser eingerichtet werden können. Ein großes Regal voller Medikamente, Schreibtisch, Handwaschbecken, Sitzmöbel für Besprechungen und ein doppelflügeliges Fenster mit Blick auf bayerische Stadthäuser. So wurde das Stück örtlich vom englischsprachigen Raum nach Bayern verlegt, die Namen der Figuren entsprechend geändert und an das Ensemble angepasst. Das funktionierte perfekt.

Aus dem Sohn der Krankenschwester, der auf der Suche nach seinem bis dato unbekannten Vater in der Arztetage für Turbulenzen sorgt, wird kurzerhand das 18-jährige Mädchen Paula (Claudia Meier). Auch aus dem männlichen Polizisten wird eine Frau Wachtmeisterin (Babsi Roshol), die durch ihre burschikos-polternde Art den Dialogen zusätzliche Komik verleiht. Die Zuschauer geben nicht nur einmal Szenenapplaus.

Dabei haben sich die Lichtenauer kein einfaches Stück ausgesucht, denn der Dreiakter von Cooney wartet mit einem durchaus verwirrenden Inhalt auf. Da ist der vor Aufregung schwitzende Dr. Frank Bergmann (Sepp Behr), der nicht recht weiterkommt mit einer wichtigen Rede, die ihm eine Stelle als Chefarzt bescheren könnte. Helfen tut es da gar nicht, dass seine Frau Rosemarie (Sibylle Ziegler) mit spitzen Bemerkungen zusätzlichen Druck aufbaut ebenso wie sein Vorgesetzter Professor von Arnsberg (Dieter Schmidl), der zwar behauptet, nicht zu trinken, aber einen Whiskey nach dem anderen kippt.

Endgültig aus der Bahn geworfen wird Bergman, als Ruth Bender (Yvonne Strecker) in seinem Arztzimmer erscheint. Sie arbeitete vor 18 Jahren als Krankenschwester in der Klinik. Dass aus der Liebschaft mit dem jungen Bergmann eine Tochter resultierte, hielt sie geheim – bis sie es ihrer Paula am 18.Geburtstag gesteht. Weil die ihren Vater kennenlernen will, verstrickt sich Bergmann in ein zunehmend abstruses Lückengerüst, in das er den etwas tapsigen Kollegen Dr. Hubert Wohlgemuth (Christian Mayr) hineinzieht. Am Ende steht eine verrückte Geschichte, in der jemand sich zur Vaterschaft bekennt, obwohl er es nicht ist und ein rollstuhlfahrender Patient (Jakob Kirschner als Fritz Paula) immer wieder dafür sorgt, dass die Wahrheit fast ans Licht kommt.
Wenn man überhaupt irgendjemand aus dem Ensemble für seine Einzelleistung herausheben kann, dann ist das wohl Kirschner. Seine Auftritte im Bademantel mit Sodasprühflasche bewaffnet und unglaublich wendige Runden im Rollstuhl drehend, sind einfach zum Brüllen komisch.

Vor allem im zweiten Akt kommen die Zuschauer in Weichering aus dem Lachen kaum noch heraus. Als die Vorstellung nach zwei Stunden zu Ende ist, dauert der Applaus minutenlang, die Zuschauer pfeifen und jubeln vor Begeisterung und die gesamte Truppe der Theatergruppe strahlt. Auch die Mannschaft, die sonst unsichtbar hinter der Bühne arbeitet, holt sich die Belohnung auf der Bühne ab.

Die weiteren Termine: 20. und 21. Mai, 25., 26. und 27. Mai sowie 3. und 4. Juni, jeweils um 19 Uhr, Einlass ab 18 Uhr. Tickets gibt es für zehn Euro bei Lydia Reischl, Hauptstraße 50, Lichtenau, (08450) 8953, montags, dienstags, mittwochs und freitags zwischen 16 und 18 Uhr sowie donnerstags direkt an der Schweiger-Halle in der Teichstraße 12 in Weichering.

DK