Rennertshofen
Gelungene Premiere

Die Rennertshofener Theaterfreunde bringen das Stück „Der Rauberpfaff“ auf die Bühne

30.10.2022 | Stand 22.09.2023, 3:57 Uhr

Viel Wasser und Seife braucht Nicki Riedelsheimer, um aus Räuberhauptmann Oliver Baur einen Pfarrer zu machen. Aufmerksamer Beobachter ist Peter Fürst. Foto: Schmitt

Rennertshofen – Mit dem Stück „Der Rauberpfaff“ von Peter Landstorfer haben die Rennertshofener Theaterfreunde am vergangenen Samstag eine gelungene Premiere gefeiert. Das Stück spielt Anfang des 20. Jahrhunderts und orientiert sich leicht an der Räuberromantik eines Mathias Kneißl, der zu dieser Zeit lebte.

Der Räuberhauptmann Gust (Oliver Baur), die Rothen Res (Nicki Riedelsheimer) und der Hetzinger Jackl (Peter Fürst) liegen des Nachts auf der Lauer, um vorüber kommende Bürger auszurauben. Das Räuberglück ist ihnen aber zunächst nicht hold.

Ganz in ihrer Nähe überschlägt sich dann ein Pferdegespann mit hoher Geschwindigkeit. Diese Szene wird von Mario Franke und seinem Team gekonnt auf eine Großleinwand neben der Bühne projiziert. Die drei Gauner wittern große Beute, finden aber neben dem toten Fahrer nur ein paar Kleidungsstücke, und zwar die eines Pfarrers. Durch ein ebenfalls gefundenes Schriftstück wird klar, dass der Verunglückte der neue Pfarrer von Keitersberg ist. Schnell reift in den drei Banditen der Plan, den Posten des Verstorbenen zu übernehmen, um so leichter an das Geld der reichen Keitersberger Bürger zu kommen.

Die Rechnung geht auf. Nach und nach verraten die Honoratioren dem „Pfarrer“ während der Beichte ihre Geldverstecke. Der Wirt (Dominik Winkler) benutzt dazu seinen alten Sudkessel, die Großbäuerin (Sonja Baur) hat als Versteck den Hühnerstall ausgewählt. Auch der Bürgermeister (Gerhard Fieger) und die strenggläubige Siachlerin (Michaela Riedl) gehen dem „neuen Ortsgeistlichen“ auf den Leim. Mit dem ständig betrunkenen Schlucker (Josef Neumeier) erneuert der Rauberpfaff das von seinem Vorgänger ausgehandelte Messweinabkommen. Damit ist auch der jetzt auf der Seite des „ehemaligen“ Räuberhauptmanns. Selbst der diensteifrige Gendarmerievorsteher (Rainer Baur) wittert keine Gefahr.

Kleine Schwierigkeiten im Umgang mit sakralen Gepflogenheiten verzeihen die Bürger ihrem Pfarrer gern. So wird zum Beispiel das Austrinken des Messweines auf Ex, oder ein „jetzt gehen wir zum Wirt und stoßen auf meinen Einstand an“ statt eines „Gehet hin in Frieden“ als wahre „Bürgernähe“ gewertet.

Einzig der Mesner (Christoph Hosemann) wird langsam misstrauisch und entwickelt sich zum Detektiv. Als er den Fall aufgeklärt und die ganze Bande überführt hat, löst er das Problem auf eine sehr spezielle Weise. Mehr soll hier noch nicht verraten werden. Alles in allem ein unterhaltsames Stück, welches von mit Herzblut agierenden Schauspielern wohltuend mit Leben erfüllt wird und das Prädikat „sehenswert“ verdient.

Souffleuse Michaela Hermann hatte während der Vorführung fast keine Arbeit. Alle Darsteller zeigten sich sehr textsicher.

Zwischen den Akten sorgten Stefan Polleichtner (Gitarre) und Helena Weigl (Gesang) für Kurzweil. Zu der Melodie von „Ja so warns, die alten Rittersleut“ trugen sie die gerade gespielte Handlung noch einmal in Versform vor. Das stand so in keinem Drehbuch, aber es zeugt von der Kreativität der Rennertshofener Theaterfreunde.

Debütantin Johanna Nagl als Tochter der Großbäuerin, meinte nach der Vorstellung ganz begeistert: „Heute habe ich Blut geleckt. Das war nicht meine letzte Vorstellung auf der Rennertshofener Bühne.“ Spielleiterin Martina Fürst wollte schon bevor sich der Vorhang zur Premiere gehoben hatte, keinen ihrer Akteure in den Vordergrund stellen. Eines sah sie aber als besonders erwähnenswert: „Wir proben bereits seit Juli, und von der ersten Probe an hat sich herausgestellt, dass wirklich alle auf gleichem Niveau agieren. Jeder hat den anderen akzeptiert, egal ob Debütant oder Profi. Nur durch diese geschlossene Teamleistung war ein solches Ergebnis heute zu erzielen.“

Weitere Termine der Rennertshofener Theaterfreunde für diese Saison sind am 4. November und am 5. November jeweils um 19.30 Uhr. Die letzte Vorstellung ist am 6. November um 17 Uhr. Einlass in die Schulturnhalle ist eine Stunde vor Spielbeginn. Wenige Restkarten sind noch bei Getränke Hörl erhältlich. Das Ticket kostet acht Euro, Jugendliche bis 16 Jahren zahlen fünf Euro.

lfs