Rennertshofen
Fünf Kinder und die Marktkapelle

Musik verbindet das Rennertshofener Diamantehepaar Genovefa und Alois Polleichtner

20.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:05 Uhr
Ralf Schmitt

Ein Gläschen in Ehren gönnen sich Genovefa und Alois Polleichtner aus Rennertshofen auf 60 gemeinsame Ehejahre. Foto: Schmitt

Von Ralf Schmitt

Rennertshofen – Ihre Diamanthochzeit konnten die Eheleute Genovefa und Alois Polleichtner am vergangenen Mittwoch feiern. Im Briefkasten lag dazu ein Glückwunsch des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder. Im Namen der Marktgemeinde machte Bürgermeister Georg Hirschbeck seine Aufwartung.

Doch zuerst ein Blick zurück: Die gebürtige Rennertshofenerin und der damals in Bertoldsheim wohnende Heimatvertriebene aus dem Böhmerwald haben sich eigentlich durch ihre Geschwister kennengelernt. „Mein Bruder Fritz hat mit Alois zusammengearbeitet“, erzählt Genovefa. „Und meine Schwester Monika war ihre Kollegin“, ergänzt Alois.

Mit seinem auffrisierten Moped ist er dann öfter und „unüberhörbar“ an der Lehrstelle seiner Auserwählten vorbeigefahren. „Ich hatte damals das schnellste und auch lauteste Teil in der ganzen Gemeinde“, erzählt er stolz. Dieses „heiße Teil“ und sein Fahrer haben dann anscheinend auch soviel Eindruck hinterlassen, dass sich Geni, wie sie liebevoll von Alois genannt wird, des Öfteren von ihm nach Hause fahren ließ. Beim gemeinsamen Baden in den Kiesweihern der Umgebung kam man sich langsam näher. Geheiratet wurde dann recht schnell. „Ich war erst 17 und musste noch meine Eltern unterschreiben lassen“, erinnert sich Genovefa. Das mussten die Eltern von Alois nicht mehr. Die Hochzeitsglocken läuteten eine Woche nach seinem 21. Geburtstag.

Gleich nach der Trauung musste das junge Paar schon den ersten Sturm überstehen. „Es war sehr kalt an dem Tag, die Donau war sogar zugefroren. Als wir aus der Kirche kamen, tobte ein Schneesturm“, erinnert sich die Braut an den Tag vor 60 Jahren. Bei minus 30 Grad froren den Musikern auf dem kurzen Weg von Kirche zur Gaststätte sogar die Ventile ihrer Instrumente ein.

Noch im gleichen Jahr wurde Sohn Stefan geboren. „Am Tag der Hochzeit war ich aber noch nicht schwanger“, betont Genovefa mit einem Lächeln. Es folgten Christof sowie die Zwillinge Ulrike und Ulrich. Sohn Peter rundete den Kindersegen ab. Drei erwachsene Enkel gehören ebenfalls zu den Gratulanten. Urenkel gibt es noch keine. „Ja, diese Ausbeute ist bisher schlecht“, lacht die Jubilarin.

Die Musik hat sich wie ein roter Faden durch ihr ganzes gemeinsames Leben gezogen. Beide erinnern sich an „sehr schöne“ Zeiten im Kirchenchor. Lange Jahre war Genovefa Polleichtner Vize-Vorsitzende der Marktkapelle, die sie gar als ihr sechstes Kind bezeichnet. Alois hat Tuba und Tenorhorn in der Kapelle gespielt. „Zuhause spielt Geni die erste Geige“, gibt er aber offen zu. In den Regalen der Polleichtners stehen mehr als 2000 Langspielplatten und etwa 1000 Singles. „Vorwiegend volkstümliche Stücke aber auch deutsche Schlager“, beschreibt Alois Polleichtner die beachtliche Sammlung.

Diese Liebe zur Musik haben sie auch ihren Kindern in die Wiege gelegt. Außer Sohn Christof, er hat eine sehr facettenreiche Stimme geerbt, die er in einer Band zum Einsatz bringt, spielen alle ein oder mehrere Instrumente.

Im Hause Polleichtner gibt es bis heute keinen Computer oder Ähnliches. Auch ein Handy lehnt der Hausherr strikt ab. „Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da gab es in der ganzen Gemeinde nur eine Telefonzelle und wir haben trotzdem überlebt“, begründet das Alois Polleichtner fast leidenschaftlich. Er kann sich auch noch an den Stundenlohn von 1963 erinnern. „1,92 Mark habe ich da bei Südzucker verdient.“

„Mit fünf Kindern war das Geld bei uns immer knapp“, weiß Genovefa Polleichtner. Trotzdem hat es die fleißige Familie zu einem eigenen Haus gebracht, in das bereits 1972 eingezogen werden konnte.

Das Ehepaar Polleichtner ist im Gemeindeleben sehr engagiert. Genovefa ist für den Seniorenkreis tätig und hält bei Bedarf die Lesung während der Gottesdienste. Alois ist seit mehr als 25 Jahren Schulweghelfer. Bei Beerdigungen bedient er die Glocken von St. Leonhard.

Auf das Geheimnis einer glücklichen Ehe angesprochen, kommt es bei Genovefa Polleichtner wie aus der Pistole geschossen: „Krieg und Frieden.“ Soll heißen, beide können auf so manche Höhen, aber auch auf Tiefen in ihrer Ehe zurückblicken. „Was uns aber auch zusammengeschweißt hat“, ist sich die Jubilarin nach 60 Ehejahren sicher.

Wie hätte man ein solch beeindruckendes Jubiläum besser umschreiben und abrunden können, als mit der übereinstimmenden Aussage der Eheleute: „Wir sind mit unserem Leben zufrieden.“

DK