Der FC Schrobenhausen wird in diesem Jahr 100 Jahre alt – und feiert diesen besonderen Geburtstag nur in der B-Klasse. Das ist einerseits traurig. Auf der anderen Seite kann man wohl froh sein, dass der Verein nach turbulenten Jahren überhaupt noch im Spielbetrieb dabei ist. In der neuen Saison geht es nun vor allem um den Spaß – und um eine mögliche Verjüngungskur.
Rückblick
Mehr Siege als Niederlagen: Mit diesem bescheidenen Ziel waren die Schrobenhausener in die vergangene Saison gestartet. Am Ende wurden es 15 solcher Siege, zwei Unentschieden und nur sechs Niederlagen. „Wir haben selbst nicht damit gerechnet, dass wir so weit vorne dabei sind“, sagt der FCS-Vorsitzende Stephan Rausch, der deshalb von einer „sehr positiven Saison“ spricht. Lange Zeit war sogar der Aufstieg ein Thema. Allerdings nur sportlich, „denn wir hätten diesen wohl nicht wahrgenommen“, sagt Rausch. Irgendwann hatten die Verantwortlichen das entschieden, weil die personelle Situation für die A-Klasse nicht ausgereicht hätte. Konsequenterweise verpassten die Schrobenhausener danach auch einen der ersten beiden Plätze, wurden immerhin Dritter.
Trainer
Von einem „Freifahrtschein“ zu sprechen, wäre wohl zu viel. Doch Stephan Rausch sagt ganz deutlich: „So lange Daniel das hier machen möchte, solange darf er das auch machen.“ Ja, beim FCS sind sie Daniel Wittmann, der sich vor fast eineinhalb Jahren zum insgesamt dritten Mal auf das Abenteuer FC Schrobenhausen eingelassen hatte, extrem dankbar. „Er ist so etwas wie der Papa im Verein“, sagt Rausch. „Und er wird hier absolut wertgeschätzt.“ Die Art, wie der 42-Jährige nicht nur sportlich alles Mögliche versuche, sondern auch den Verein begreife und im zwischenmenschlichen Bereich weiterbringe, das sei schon bewundernswert. „Solange ich beim FC Schrobenhausen bin, hat das noch niemand in dieser Form geschafft“, fügt Rausch an. Und der FCS-Vorsitzende wird noch deutlicher: „Er hat hier meine 100-prozentige, ach was sage ich, meine 1000-prozentige Unterstützung.“
Kader
Drei Spieler haben den Verein verlassen, darunter FCS-Urgestein Martin Höhler, der es ab sofort bei einem anderen Stadtverein, weiter nördlich (beim SV Steingriff), versucht. Zugänge gibt es auf der anderen Seite nicht, wofür Stephan Rausch aber traditionell gerne wirbt: „Wir freuen uns immer über neue Spieler“, sagt er. Vor allem hofft der Vorsitzende auf Nachwuchs. „Wir brauchen dringend ein paar jüngere Spieler“, erzählt er und lacht: „Bei unserem aktuellen Schnitt wären das schon welche unter 30 Jahren.“ Dass dem FCS wohl auch in dieser Saison mal wieder an dem einen oder anderen Spieltag Personalmangel drohen könnte – Stephan Rausch nimmt auch das inzwischen relativ gelassen. „Ich will nicht sagen, dass wir uns daran gewöhnt haben“, grinst er. „Aber wir können zumindest damit umgehen.“
Perspektive
„Wir passen schon ganz gut zu Schrobenhausen“, sagt Stephan Rausch. Er meint das aber nicht böse, nach dem Motto: Verein und Stadt spielen in der niedrigsten Liga. Was er stattdessen damit sagen möchte: „Wenn es hier so wenige gibt, die Fußball spielen wollen, spielen wir eben in der B-Klasse.“ So ganz pauschal kann man das zwar nicht behaupten, denn in anderen Stadtteilen – Hörzhausen, Mühlried und vor allem Steingriff – sieht es ja (noch) besser aus. Was aber schon stimmt: Auch bei manchen dieser Vereine, vor allem beim SCM, waren die Zeiten schon mal rosiger. Mit der DJK Sandizell, dem FC Türkenelf Schrobenhausen und eben dem FCS krebsen außerdem drei der sechs Stadtvereine in der niedrigsten Spielklasse herum. Was Rausch damit aufmacht, ist eher ein gesellschaftliches Thema: „Das Interesse für den Fußball fehlt hier“, sagt er. Da müsse man sich nicht wundern, wenn auch die Leistungen stagnieren. Doch der FCS-Chef bekräftigt auch: „Aufgeben ist bei uns keine Option.“ Und er betont: „Wir träumen hier gerne von anderen Zeiten, aber die Realität sieht eben anders aus.“ Weshalb Stephan Rausch auch wieder zu diesem bescheidenen Ziel zurückkehrt: „Mehr Siege als Niederlagen – das wäre auch für die neue Saison ein Erfolg.“
Tipp
In einer Liga, in der es – mit Ausnahme des FCS und des FC Türkenelf Schrobenhausen – nur zweite Mannschaften gibt, fällt es schwer, eine fundierte Einschätzung zu geben. „Denn letztlich wird es darauf ankommen, bei welchen ersten Mannschaften es in den höheren Ligen personell besser läuft und wer dann seine zweiten Mannschaften am besten unterstützt“, vermutet der FCS-Chef.
SZ-Prognose
Man muss den FC Schrobenhausen auf zwei Ebenen betrachten. Dass der traditionsreiche Stadtverein im Jahr seines 100. Geburtstags nur in der B-Klasse spielt, ist traurig und auch irgendwie unwürdig. Die andere Ebene ist aber die, auf der sich Stephan Rausch, Daniel Wittmann und Co. im aktuellen Tagesgeschäft bewegen müssen. Also mit einer Jugend, die erst nach und nach wieder von unten herauf entsteht; mit wenigen Spielern, die sich aktuell für Fußball beim FCS begeistern; und vielleicht auch mit einem nach wie vor angekratzten Image, das immer noch ein bisschen unter früheren Zeiten leidet. Angesichts dessen muss man wohl gnädig sein mit dem FCS und froh, dass er überhaupt noch weiterhin im Spielbetrieb dabei ist. Wie er sich in der B-Klasse schlägt, hängt vor allem davon ab, wie viele Zweitvertretungen Ambitionen haben. Zumindest wird der FC Schrobenhausen wieder im oberen Mittelfeld mitspielen und in seinem Jubiläumsjahr damit für ein paar schöne Momente sorgen.
SZ
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