Quo vadis, FC Pipinsried? Den Gelb-Blauen nach der samstägigen 0:2 (0:1)-Heimniederlage gegen den SV Kirchanschöring bereits eine handfeste Krise anzudichten, ginge wohl deutlich zu weit. Aber aufpassen müssen sie im Dachauer Hinterland, nach ihrem dritten sieglosen Spiel in Folge, allemal. Mittlerweile bleibt ihnen nur noch der neunte Tabellenrang in der Bayernliga Süd, und in den nächsten drei Wochen stehen gleich drei Auswärtspartien hintereinander auf dem Programm.
Köpfe gehen frühzeitig nach unten
Nein, natürlich gefällt Josef Steinberger die aktuelle Situation nicht. Andererseits ist der FCP-Cheftrainer lange genug im Geschäft, um jetzt nicht in blinden Aktionismus zu verfallen. „Dass man im Laufe einer Saison irgendwann eine Talsohle zu durchlaufen hat, ist so außergewöhnlich nicht“, sagt der 51-Jährige: „Und wenn’s sein muss, dann mache ich das doch lieber im Herbst als irgendwann im Frühjahr. Jetzt nämlich haben wir noch ausreichend Zeit, doch wieder zu einer Einheit zu werden. Beziehungsweise zu zeigen, dass wir eine echte Mannschaft sind.“
Am Samstag, gegen die Gäste aus dem Landkreis Traunstein, waren die Pipinsrieder das nicht. Vielmehr präsentierten sie sich über weite Strecken als verunsicherte Ansammlung von Individuen – ohne jegliches Selbstvertrauen. Beziehungsweise ohne den offiziell 335 Zuschauern ihren unbedingten Willen vermitteln zu können, die drei Punkte im Dachauer Hinterland zu behalten.
Nun gut, die ersten vier Minuten ließen sich noch ganz gut an. Aber dann leistete sich Keeper Maximilian Retzer (wieder mal) zwei unerklärliche Wackler – und obwohl hierbei nichts Grundlegendes passierte, war es fortan um die FCP-Kicker geschehen: Innerhalb kürzester Zeit gingen bei ihnen die Köpfe nach unten, die Körpersprache war plötzlich nur noch schlecht. Und das ausgerechnet gegen einen Kontrahenten, der mit breiter Brust angereist war – beziehungsweise zuvor viermal in Folge gegen namhafte Klubs nicht verloren hatte.
Dass Kapitän Benedikt Lobenhofer kurzfristig krankheitsbedingt ausfiel, dass ihr noch geschwächter Top-Goalgetter Nico Karger nicht von Anfang an mitmischen konnte – natürlich tat das den heimischen Gelb-Blauen weh. Aber trotzdem stand noch immens viel Qualität bei ihnen auf dem Platz. Beziehungsweise immens viel Personal, von dem man es durchaus hätte erwarten dürfen, dass es vor dem Halbzeitpfiff mehr zustande bringt als eine mickrige Halbchance durch Stefan Ilic, dessen Kopfball ins kurze Eck dann eine sichere Beute von SVK-Schlussmann Egon Weber wurde (11.).
„Wir haben extrem gut verteidigt, haben extrem viele 50-50-Duelle gewonnen“, freut sich Kirchanschörings Chefcoach Thomas Leberfinger. Keine Frage, so kann man’s sehen. Oder so wie Steinberger („Wir machten es dem Gegner zu einfach“). Allein schon der Gegentreffer zum 0:1 bestätigt die These des 51-Jährigen: Zunächst sah sich in der Pipinsrieder Defensive niemand dazu gemüßigt, Thorsten Nicklas auf der rechten Abwehrseite am Flanken zu hindern – und dass Jonas Kronbichler dann im Zentrum nicht mal hochspringen musste, um präzise einzuköpfen, stimmte aus Sicht der Hausherren nicht minder nachdenklich (32.).
„Muss meine Mannschaft in Schutz nehmen“
Spätestens jetzt hätte es echte Leader auf dem Platz gebraucht. Echte Typen, die das Team führen und Zeichen setzen. Die beiden spielenden Co-Trainer der Gelb-Blauen, Ludwig Räuber und Mario Götzendörfer, hätten das grundsätzlich drauf – aber auch sie tauchten komplett unter. Beziehungsweise erschraken mit einer immens hohen Fehlerquote. Dass Götzendörfer nach 45 Minuten in der Kabine blieb, es war nach seiner schwachen Vorstellung zuvor nur folgerichtig.
Für ihn kam Eren Emirgan in die Partie – und damit deutlich mehr Wind ins FCP-Spiel. Zumindest bis zur 55. Minute – bis sich Ilic wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte einhandelte. Sowieso bereits verunsichert, plötzlich auch noch in Unterzahl – das war’s dann irgendwie schon an diesem Samstagnachmittag aus Pipinsrieder Sicht. Wobei man den Gelb-Blauen einen Vorwurf definitiv nicht machen durfte – nämlich dass sie nicht wollten. Steinberger bestätigt das: „Ich muss meine Mannschaft in Schutz nehmen, sie hat definitiv alles probiert. Wir brachten nur leider nicht das auf den Platz, was wir eigentlich wollten.“
Zudem fehlte ein bisschen das nötige Glück. So hätte ein 16-Meter-Freistoß des inzwischen eingewechselten Karger durchaus auch zum Ausgleich im Kirchanschöringer Netz landen können – aber Weber brachte irgendwie noch seine rechte Hand an den Ball und lenkte ihn unkonventionell über die Querlatte (67.). In der 81. Minute war das Match dann endgültig gegen den FCP gelaufen, als Gabriel Öllerer nach einem schnellen SVK-Konter humorlos zum 2:0 aus Sicht der Gäste abschloss.
Appell in Richtung des eigenen Publikums
Und wie geht’s jetzt in Pipinsried weiter? „Wir müssen schnellstmöglich wieder zu einer Einheit werden und es schon am kommenden Samstag in Rain besser machen als diesmal“, so Steinberger. In diesem Zusammenhang würde sich der FCP-Cheftrainer auch etwas mehr Unterstützung von Seiten des eigenen Publikums wünschen („Die Stimmung bei uns ist mir ein bisschen zu negativ). Zugegeben: Die Pipinsrieder sind aktuell nur auf Rang neun im Klassement zu finden. Aber ihr Rückstand auf den führenden SV Schalding-Heining beträgt lediglich sechs Punkte – und jener hat zudem schon eine Partie mehr ausgetragen. Oder, ein bisschen anders ausgedrückt: Der Weg der Gelb-Blauen in Richtung des oberen Tabellendrittels ist beileibe noch nicht komplett verbaut.
SZ
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