Orange Day in Neuburg
Farbe bekennen gegen Gewalt gegen Frauen

23.11.2023 |

Solidarität zeigen wollen die Neuburger Stadträtinnen(v.l.) Franziska Hildebrandt, Sissy Schafferhans, Karola Schwarz, Bettina Häring und Nina Vogel. Nicht im Bild sind Gabriele Kaps, Doris Stöckl und Sabine Schneider. Foto: Lauerer

58 Prozent der Frauen in Deutschland meiden nachts bestimmte Straßen, Plätze oder Parks, 52 Prozent den ÖPNV. Und das nicht ohne Grund. Denn jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt betroffen. Dabei muss es sich nicht um Gewalt in der Partnerschaft handeln – auch hier sind die Daten erschreckend: Alle vier Minuten erlebt hierzulande eine Frau Gewalt durch ihren Partner oder Ex-Partner.

Die vielen Gesichter der Gewalt



Gewalt kann viele Formen und Gesichter haben. Weltweit erleben Mädchen und Frauen psychische, körperliche und sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum. Die Bandbreite reicht hier von sexualisierten Sprüchen und anzüglichen Gesten über Online-Hass bis hin zu Vergewaltigung und Femizid. Aufmerksam machen auf Gewalt und Menschenrechtsverletzungen möchte seit 1991 die UN-Kampagne „Orange the World“. Sie reicht vom Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen am 25. November bis hin zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte.

In diesem Jahr stellt UN Women Deutschland die Gewalt gegen Frauen und Mädchen im öffentlichen Leben in den Fokus: Geschlechtsspezifische Gewalt erleben Mädchen und Frauen auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Schulen, am Arbeitsplatz, in Institutionen und im digitalen Raum.

Mahnwache am Neuburger Karlsplatz



Hinweisen auf derartige Missstände möchten auch die Neuburger Stadträtinnen, die sich in diesem Jahr erstmals gezielt der Kampagne mit einer eigenen Aktion in der Ottheinrichstadt angeschlossen haben. „Wir möchten darauf aufmerksam machen“, erklärt FW-Stadträtin Sissy Schafferhans, die das Ganze initiiert hat. Die Initiative der Politikerinnen hat nun dafür gesorgt, dass das Rathaus am Samstag, den 25. November, von 18 bis 22 Uhr angestrahlt wird.

Von 18 bis 19 Uhr findet dort zudem eine Mahnwache statt, zu der die Stadträtinnen alle Bürgerinnen und Bürger herzlich einladen – schließlich sei es eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, sich gegen Gewalt gegen Frauen einzusetzen, wie Nina Vogel (Grüne) betont. Gerne dürfen Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit orangefarbener Kleidung erscheinen, auch Kerzen sind gewünscht. „Damit man die anderen auch sieht“, so Schafferhans. Und nicht nur die anderen: Auch deswegen, um ein Licht zu werfen auf die Missstände, auf das, was sich oftmals im Verborgenen abspielt. Die Mahnwache findet bei jeder Witterung statt – auch Gewalt nimmt keine Rücksicht auf die Wetterlage.

Gerade jetzt sei es von besonderer Bedeutung, so Franziska Hildebrandt (WIND), wo in den weltweiten Kriegssituationen wieder Vergewaltigungen von Frauen gezielt als Mittel eingesetzt würden. Sie weist darauf hin, dass sich im Dezember die von der UN-Generalversammlung verabschiedete Erklärung zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen zum 30. Mal jährt.

Gerade Frauen, die häusliche Gewalt erführen, sollten ermutigt werden, auszubrechen und Schutz zu suchen, etwa in Frauenhäusern, betonen die Neuburger Stadträtinnen, die in diesem Kontext auch überlegen, wie es gelingen kann, junge Frauen bereits in der Erziehung entsprechend zu sensibilisieren und zu stärken. Dass auch selbstbewusste und starke Frauen nicht vor derartigen Situationen gefeit seien, ruft in diesem Kontext Karola Schwarz (Grüne) ins Bewusstsein, und verweist auf den starken emotionalen Druck, der in solchen Situationen entstehe.

Angsträume für Frauen im öffentlichen Raum



Hinsichtlich der diesjährigen Schwerpunktsetzung – geschlechtsspezifische Gewalt im öffentlichen Raum – spricht Nina Vogel von einem „strukturalen Problem“. Sie sehe das auch im Hinblick auf das Thema Frauen in der Stadtplanung: „Da ist es unsere Aufgabe, Angsträume für Frauen sichtbar zu machen“, dadurch werde auch ihr gezielt ins Bewusstsein gerückt, wo sich Schwachstellen in der Stadt befänden, welche Straßen und Plätze sicherer gemacht werden müssten.

Gewalt gegen Frauen ist ein weltweites Problem, von dem man sich in Deutschland nicht ausnehmen kann. Dennoch, so der Konsens unter den Stadträtinnen, müsse man wertschätzen, wie privilegiert und emanzipiert man diesbezüglich hierzulande als Frau sei – sich dieses Privileg aber auch bewahren und sich dafür einsetzen.

Mit der Verfügbarkeit von entsprechenden Beratungsstellen und Hilfsadressen – sowohl vor Ort in Neuburg als auch bundesweit – zeigen sich die Stadträtinnen soweit zufrieden. So können Frauen in Neuburg als Notrufnummer die (08431) 60288 wählen und erreichen so die Zufluchtsstätte für Frauen in Not des Diakonischen Werks Ingolstadt. Bundesweit gibt es als Notrufnummer für Gewalt gegen Frauen die 116016.

DK



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