DIE GEN-Z IN SCHROBENHAUSEN (3):
Facebook, Frischetheke und Telefonieren

13.08.2024 | Stand 13.08.2024, 11:02 Uhr |

Nehmen die Vorurteile über ihre Generation mit Humor: Sopgie Wiggenhausener und Ramona Mayr. Fotos: Bauer AG/Wallner

Die Generation Z verabscheut viele Dinge, die für ältere Semester selbstverständlich sind. Zumindest behaupten das zahllose Influencer in den sozialen Medien. Demnach machen ihnen auch banal anmutende Alltagshandlungen Angst. Stimmen diese Vorurteile? Wir haben Sophie Wiggenhauser (20 Jahre ) aus Weichenried und Ramona Mayr (22 Jahre) aus Eppertshofen gefragt. Sie bekamen jeweils ein Stichwort und mussten – ohne groß nachzudenken – spontan sagen, was ihnen dazu einfällt.

Facebook.

Beide: Nie benutzt.

Gendern.
Ramona Mayr: Ich bin kein Fan davon. Ich finde das verunstaltet das Sprechen manchmal. Das ist so abgehakt und unterbrochen, das ist nicht mehr fließend gesprochen. Aber ich finde, dass es kein so wichtiges Problem ist, ob man jetzt da ein Sternchen rein macht oder nicht. Wichtiger wären zum Beispiel die Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern.
Sophie Wiggenhauser: Ich halte zu gendern auch für eher unnötig.Früher hat das selten jemand gemacht. Irgendwann war es voll das Thema und alle haben sich aufgeregt. Ich fühle mich angesprochen, wenn mich zum Beispiel jemand als Mitarbeiter bezeichnet.

Schrankwand.

Beide mit fragenden Gesichtern.

Schrankwand.
Beide lachen.

Wisst ihr, was ein Wandschrank ist?
Mayr: Ja, ein eingebauter Schrank.

Genau. Und zwar meist über die ganze Wandbreite. Den man sich nur einbauen lässt, wenn man ein eigenes Haus hat oder eine eigene Wohnung. Angeblich ein Hassbegriff eurer Generation, der sich auf den gesicherten Wohlstand der Boomer-Generation eurer Eltern und Großeltern bezieht.

Mayr: Das wäre jetzt wirklich das erste Mal, dass ich das höre. (lacht) Vielleicht leben wir einfach zu ländlich.

Wollt ihr eine Schrankwand, wenn ihr mal 40 seid?
Mayr: Das nicht. Aber ein eigenes Haus. Das habe ich schon immer gesagt. Und ich bin es ja auch von daheim gewohnt. Ich sehe mich in keiner Stadt oder in einer Wohnung. Ich glaube, ich kann das einfach nicht. Mein Freund sieht das genauso. Das werden jetzt wahrscheinlich die Umweltschützer kritisieren wegen der Flächenversiegelung.
Wiggenhauser: Bei mir ist es genau andersherum. Ich will so schnell wie es geht in eine Großstadt. Ich bin auch in einer geboren und aufgewachsen. Ich finde es hier auf dem Land schön. Aber ich fühle mich in der Stadt irgendwie aufgehobener. Wenn ich rausgehe und da sind die Geschäfte, Menschen und sonntags ist auch was los.
Aber, wenn ich mal älter bin und Kinder habe, vielleicht geh ich dann schon wieder weg. Aber nicht direkt aufs Land, sondern so ... Vorstadt. Aber auch dann brauche ich kein eigens Haus.

Nächstes Stichwort: Geschlecht.
Mayr (überlegt lange): Jeder kann das machen, was er will, solange er andere Meinungen akzeptiert. Und daraus dann nicht dieses Riesenthema gemacht wird. Es gibt bei uns ja aktuell auch andere Themen. Zum Beispiel die Rente. Oder den Klimawandel.
Wiggenhauser: Das sehe ich auch so. Die Menschen machen sich über bestimmte Dinge Sorgen, obwohl es viel Wichtigeres gibt. Wo man sich denkt: Der hat nichts Besseres zu tun. Wobei manche Sachen schon berechtigt sind. Aber Gender nicht. Das muss nicht sein.

Frischetheke.

Beide schauen ratlos.

Traut ihr euch im Supermarkt oder beim Metzger an die Theke zu gehen und, zum Beispiel 100 Gramm Emmentaler zu kaufen?
Mayr: Ja. Ich habe das schon relativ früh machen müssen. Als ich noch jünger war, bin ich oft mit dem Radl zum Bäcker in die nächste Ortschaft geschickt worden. Und dann habe ich da Brot gekauft. Aber...

Aber?

Mayr: Das erfüllt vielleicht das Klischee: Ich mag telefonieren nicht so gern.

Perfekt. Nächstes Stichwort: Telefonieren.
Mayr: Persönliche Gespräche mag ich lieber als telefonieren.

Das Gespräch führte Christian FischerMenschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden, zählen nach den gängigen Definitionen zur sogenannten Generation Z, auch GenZ genannt. Da ihre Vertreter quasi permanent online aktiv sind, sind sie sehr präsent, obwohl diese Generation zahlenmäßig relativ klein ist. In den sozialen, aber auch vielen klassischen Medien wird seit ein paar Jahren ein Generationenkonflikt zwischen der GenZ und den sogenannten Boomern (in Deutschland die Jahrgänge 1955 bis 1969) beschrieben. Zusammengefasst geht es darum, dass die, vor allem männlichen, Vertreter der geburtenstarken Jahrgänge (Attribute: rechthaberisch, aggressiv, autoritär) nichts mit den jungen Menschen (faul, fordernd, egozentrisch) anfangen können. Und umgekehrt. Während in den sozialen Medien die Baby Bommer (Stichwort: Boomer Cringe) den Kürzeren ziehen, haben sich die klassischen Medien, in der Regel mit Boomern in Führungspositionen, auf die GenZ eingeschossen.



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