Neuburg
Erhabene Auftaktstimmung

Barock-bis-Rock-Festival beginnt mit einem Konzert in der Schlosskapelle – Viel Gitarrenmusik bis Samstag

28.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:35 Uhr

Die Mischung macht’s: Abwechslung war Trumpf beim Auftaktkonzert am Mittwochabend. Unter anderem trat der Neuburger Fabian Heseler auf. Fotos: S. Hofmann

Von Sebastian Hofmann

Neuburg – Das war ein Startschuss der besonderen Art: In der erhabenen Atmosphäre der Neuburger Schlosskapelle hat die zehnte Ausgabe des Gitarrenfestivals Barock bis Rock begonnen. Am Mittwochabend spielten dort die Profis auf diesem Instrument auf, vor allem aber konnte sich hören und sehen lassen, was die Einheimischen dem wohl klanglich vielseitigsten Instrument alles entlockten. Am Freitag und Samstag ist noch volles Programm bei der „Amarade“ in der Amalienstraße geboten.

Es herrschte erwartungsvolle Geschwätzigkeit in der fast voll besetzten Schlosskapelle. Als Moderator Mirko Minucci vor die rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörer trat, wurde es aber mucksmäuschenstill und wer die besondere Akustik in der Schlosskapelle noch nicht kannte, der bekam schnell eine Ahnung, warum Barock-bis-Rock-Schöpfer Noppo Heine diesen Ort für die Auftaktveranstaltung gewählt hatte. Das leiseste Flüstern ist in dem Gottesbau bis in die letzte Reihe zu hören – also handelt es sich genau um den richtigen Ort, die klassische Konzertgitarre in den Fokus zu rücken.

Das war nämlich das Grundanliegen des Festival-Erfinders Heine, wie Moderator Minucci eingangs erklärte: „Noppos Idee war es, das Jubiläum mit reinem, echtem, purem Gitarrensound ohne Verstärkung zu beginnen.“ Der Veranstalter wolle, weil das Konzert kostenlos gespielt und auch gebührenfrei live über das Internet in die Welt gesendet wurde, auch Danke sagen. Danke an die Stadt Neuburg, von der er immer Unterstützung bei allen neun vorangegangenen Auflage der Veranstaltung erhalten habe und vor allem an die vielen Menschen, die vor, auf und neben den Bühnen stets zum Gelingen beigetragen hätten, denn: „Barock bis Rock hat sich sehr stark etabliert“, so Minucci.

Dass er damit nicht nur einfach eine Behauptung aufstellte, bewiesen die Musiker, die sich zum Eröffnungsabend eingefunden hatten. Gleich der dritte Künstler, Alejandro Carilla Gambao, ist nicht nur ein Mann der ersten Stunde – er trat bei der Premiere von Barock bis Rock im Jahr 2013 auf. Er sei, so Minucci, einer der begnadetsten Konzertgitarristen in ganz Europa, der Musikpädagogik, Konzertgitarre, alte und neue Musik sowie Gesang studiert hat. Dass er nicht bloß ein Theoretiker ist, sondern all dies auch auf seinem Instrument anzuwenden weiß, bewies der Mexikaner in insgesamt drei Stücken plus Zugabe. Lateinamerikanisches Feuer mit stark geschlagenen Akkorden – der Musiker schreckte auch vor gewollten Dissonanzen nicht zurück – wechselten sich mit sanft gezupften Melodien ab, die durch den Sakralbau schwebten.

Ebenso professionell, in ihrem Auftreten aber ganz anders, präsentierten sich Klaus Wladar, Dimitri Lavrentiev und Takeo Sato als Alegrias Guitar Trio. Allein der Name – Allegrias stammt aus dem Flamenco und bedeutet Spielfreude – war schon Programm, die Darbietung der drei Profis erst recht. Dabei stützten sie sich auf den Titel der Veranstaltung, in dem sie unter anderem eine Barocksonate mit vier kurzen Sätzen zum Besten gaben und dabei ihr harmonisches Zusammenspiel zur Schau stellten.

Besonders ist Barock bis Rock seit jeher, weil Organisator Heine dabei so manch unbekannte Perle aus den weiten Gewässern der Gitarrenwelt holt. Nicht weniger als das, ein bisher unbekannter Schatz, ist der Neuburger Fabian Heseler. Dieser sei, wie Minucci ankündigte, eigentlich ein typischer Gitarrist, der lieber für sich selbst als vor großem Publikum spielt. Allerdings, das bewies Heseler am Mittwoch selbst, gehört er genau da hin, auf die Bühne, vor ein Publikum. Was der junge Gitarrist mit dem Stück „Sweater Weather“ aus seinem Instrument zauberte, gehört mehr als nur einmal wiederholt. Eine gewisse Schüchternheit konnte Heseler nicht verbergen, denn trotz des starken Applauses für seine hervorragende Darbietung suchte er danach schnell den Schutz abseits der Bühne.

Den lautesten Beifall erntete an diesem Abend Sinombre, das Gitarrenensemble von Noppo Heine. Zusammen mit seinen aktuellen und ehemaligen Schülerinnen und Schülern Bianca Waldau, Sonja Waldau, Fabienne Hübner, David Munzinger, Marie Weinand, Sophia Schläfer und Lena Keratovic zeigte der Organisator, was auf der Konzertgitarre alles möglich ist. Besonders beeindruckend war die Version von „He‘s a Pirate“, der Titelmelodie aus den Fluch-der-Karibik-Filmen. Nicht in Original-Geschwindigkeit gespielt, dafür aber mit umso mehr Hingabe und Betonung auf die unterschiedlichen Passagen, versetzte das Ensemble die Schlosskapelle in die Welt der Piraten und erntete dafür absolut verdient donnernden Applaus.

Das Barock-bis-Rock-Gitarrenfestival geht am Freitag und Samstag mit der „Amarade“ in der Amalienstraße in seinen Endspurt. Informationen zu den zahlreichen Konzerten und Tickets gibt es unter www.barock-bis-rock.de im Internet.

DK