Stimmungsvolle Klänge in zwei Kirchen

Entdeckerabend der Barocktage führte nach Maria Beinberg und Sankt Salvator

Sopranistin und Gambist verzaubern die Besucher

18.09.2023 | Stand 18.09.2023, 19:20 Uhr

Wie eine Bühne wirkte der Altarraum der Salvatorkirche beim Konzert mit Theresia Steinbach und Jakob Rattinger. Foto: Mayer

Die Tage der Barockmusik schwingen sich von einem Höhepunkt zum nächsten. Unter dem Generaltitel „Pleasure Gardens“ führte der Entdeckerabend zu den Kirchen Maria Beinberg und St. Salvator.

 

Über 60 Zuhörer konnten den zwei Heimatkirchen wieder näherkommen, beide Male mit einem kleinen Konzert. Sie hörten die Sopranistin Theresia Steinbach und den Gambisten Jakob Rattinger unter dem gemeinsamen Namen DuoVoice². Die Idee einer Entdecker-Tour und dabei mit einem musikalischen Kurzprogramm kirchliche Bauwerke im Umland in den Blick zu nehmen, setzte Jakob Rattinger, Intendant der Tage der Barockmusik, nicht zum ersten Mal um.

Mond und Sonne als weitere Motive

Diesmal folgten die Gäste an einem warmen Sommerabend erst der Einladung auf den Beinberg, anschließend ging die kurze Fahrt zurück nach Schrobenhausen in die Vorstadtkirche St. Salvator. So wurden zwei eigenständige Kirchen durch ein musikalisches Arrangement für einen Abend zueinander in Beziehung gesetzt. Dazu hat Jakob Rattinger der Musik noch zwei weitere Motive mitgegeben, für den Beinberg den Mond, für St. Salvator die Sonne.

Mit dem Besuch auf dem Beinberg nahmen die meisten Zuhörer die Gelegenheit wahr, die während der Restaurierung lange gesperrte Wallfahrtskirche wiederzusehen. Laut Pfarrer Michael Menzinger – Intendant Jakob Rattinger hatte ihm für die Gelegenheit zum Konzert gedankt – wurden mit der Restaurierung verschiedene Erneuerungen und Ergänzungen vorgenommen. In der Kirche, Mariä Geburt gewidmet, habe die Muttergottes ein neues Gewand bekommen. Zu den Neuerungen, so Menzinger, zähle auch der schlanke Ambo, das Lesepult steht nun zentral und frei im Raum. „Hier wird der Tisch des Wortes gedeckt“, erläuterte der Geistliche, und er stellte den Aufbau des Gnadenbildes vor. Das Deckengemälde zeige die Kreuzigung Christi, und die zahlreichen Votivtafeln, ein Dokument der 500 Jahre währenden Wallfahrt, wurden vornehmlich an der Rückwand der Kirche neu platziert.

Staatssekretär Roland Weigert (FW), diesmal Schirmherr der Barocktage, verwies kurz auf die Bedeutung der Beinberg-Kirche für das Schrobenhausener Land und appellierte an alle Verantwortlichen, die im kulturpolitischen Bereich den Wert der Tage der Barockmusik anerkennen sollten, um die Finanzierung nicht zu gefährden. Dieses Stück Kultur müsse erhalten bleiben, die Liebhaber der Barockmusik sollten in diesem Sinne an die Entscheider herantreten.

Die Salvatorkirche lernten die Besucher dann eine Stunde später näher kennen. Barbara Rödig, versiert in der gesamten Schrobenhausener Stadtgeschichte, streifte kurz die Entwicklung der oberen Vorstadt und berichtete von der Abfolge klerikaler Bauten am Standort. In frühen Zeiten schon stand dort eine Kapelle, später folgte der Kirchenbau, im 15. Jahrhundert erst gotisch, dann umgestaltet zur heute barocken Innenausstattung. Barbara Rödig wies auf die Details im Kirchenraum hin und erklärte auch, was es mit dem zweifachen heiligen Antonius auf sich hat. Zu den Besonderheiten der Salvatorkirche gehört das großflächig dekorative Deckenfresko von Ignaz Baldauf.

Musikalische Einheit auf hohem Niveau

Um bei so viel Kirchenführung nun den musikalischen Part nicht zu vernachlässigen: Als Glücksfall erwies sich in beiden Kirchen die glänzende Akustik, in der die Sopranstimme und die Gambe zu einem geradezu festlichen Miteinander fanden. Die Stimme von Sopranistin Theresia Steinbach konnte sich voll entfalten und deutete an, dass sie keine Mühe hat, auch größere Räume zu beherrschen. Im gemeinsamen Spiel präsentieren sich Steinbach und Rattinger, Singstimme und Instrumentalstimme, als bestechende Einheit. Bei Betrachtung der Szene hätte man sich im Innern der Beinberg-Kirche bei abendlicher Dämmerung etwas mehr Licht gewünscht. Dagegen präsentierte sich der Altarraum der Salvatorkirche fast schon wie eine Bühne, gerade wenn Theresia Steinbach ihren Auftritt sorgsam inszenierte und vor Publikum den Hintergrund eines Textes erläuterte, mit der ein Autor in die Tiefen der griechischen Mythologie griff. Oder auch, wenn in einem anderen Fall die vielen Variationen des Küssens durch den Text schwebten.

Die durchweg kurzen Stücke, die das Duo vortrug, stammten von berühmten und weniger berühmten Komponisten der Barockzeit; diese Wertung werden wohl die Musiker und ihr Publikum unterschiedlich sehen. So sei es bei der Namensliste belassen: Claudio Monteverdi und Henry Purcell, Marin Marais und Giovanni Felice Sances, Carl Friedrich Abel und Andreas Hammerschmidt, Johann Philipp Krieger und Tobias Hume und schließlich Marc-Antoine Charpentier.

SZ