Neuburg – Im Juni 1522, also vor 500 Jahren, wurden Ottheinrich und sein Bruder Philipp die ersten Fürsten im neu geschaffenen Fürstentum Pfalz-Neuburg. Zu diesem Datum hat nun die in Italien lebende Schriftstellerin Caroline Sesta ein Buch über Ottheinrich und die turbulente Reformationszeit herausgebracht, das als eine Mischung aus historischen Fakten und fantasievoller Erzählung gelten kann.
Sozusagen als goldener Faden zieht sich durch das Buch die Geschichte eines Buben namens Maximilian; daher der Buchtitel „Goldfadenflug“. Vergangenen Freitag war Caroline Sesta auf Einladung es Historischen Vereins für eine Lesung aus ihrem neuesten Werk in das Neuburger Stadtmuseum gekommen. Museumsleiter Michael Teichmann konnte neben der Autorin rund 30 Gäste begrüßen. „Der Roman wird heute erstmals öffentlich vorgestellt“, informierte er, „wobei es höchst bemerkenswert ist, dass Ottheinrich und seine Zeit nach einem halben Jahrtausend immer noch interessant erscheinen“. Selbst die Universität in Kiel zeige sich interessiert und am 16. Dezember werde ein Vortrag stattfinden, der sich mit Ottheinrich als Witwer befassen wird.
Weil sein Leben und die Zeit besonders ereignisreich gewesen seien, habe sie sich auf die letzten Jahre des Fürsten zwischen 1541 und 1555, dem Jahr des Augsburger Religionsfriedens, beschränkt, sagt die Autorin. Am Freitag las sie Auszüge aus zwei Kapiteln des Buches. Dabei ging es zunächst um ein fiktives Gespräch, das der Fürst mit seinen Finanzverwaltern führt. Der Schlossbau soll weitergeführt und Bruder Philipp abgefunden werden, wobei deutlich wird, dass die Finanzen heillos zerrüttet sind. Auch die Kontakte mit dem Haus Medici in Florenz werden kurz erwähnt. Der Fürst habe aber Verbindung mit mehreren europäischen Fürstenhäusern gehabt, wie Sesta erwähnt. Im zweiten Kapitel wird ein Gespräch zwischen Ottheinrich und seiner geliebten Susanne nachempfunden, das beide während eines Spaziergangs im Auwald um das Jagdschloss Grünau, das er für sie bauen ließ, geführt haben könnten. Dabei ging es vor allem um die drei Kinder, die Susanne aus ihrer ersten Ehe hatte, die ihr aber weggenommen wurden, nachdem ihr erster Mann gestorben war. Ottheinrich sei in die junge Witwe schon verliebt gewesen, als sie noch als 16-jährige Braut erstmals verheiratet wurde.
Caroline Sesta ist vor Jahren über ihren Mann, einen Neuburger, in die Stadt gekommen, hat von Ottheinrich gehört und festgestellt, dass es über ihn und seine Zeit zwar wissenschaftliches Faktenmaterial, aber keinen Roman gebe. Um einen solchen nah an den historischen Fakten verfassen zu können, hat sie sich mit Hilfe des Historischen Vereins und des Museumsleiters Teichmann durch alle verfügbaren Texte gearbeitet. Nun ist das 540 Seiten starke Werk fertig und wird im kommenden Jahr vom Spurbuchverlag auf den Markt gebracht. Auch auf der Leipziger Buchmesse wird das Buch vorgestellt werden. „Das Buch kann getrost als Vorlage für einen Film dienen“, meinte abschließend Michael Teichmann.
rhp
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