Michael Hiermeier ist kein Mann für halbe Sachen. Beim MTV Pfaffenhofen hatte er einst sieben Jahre als Trainer fungiert, beim BHC Königsbrunn sogar deren acht – und auch bei den Handballern des SSV Schrobenhausen kann es sich der 42-Jährige nun sehr gut vorstellen, längerfristig tätig zu sein.
„Mittel- und langfristig etwas aufbauen“
Arbeit gibt es bei den Lenbachstädtern genug. Genauer ausgedrückt Aufbauarbeit, schließlich ist ihr erstes Team gerade erst in die Bezirksklasse abgestiegen – also in die allertiefste Liga, die es im Handballbezirk Altbayern gibt. Natürlich hätte Hiermeier nichts dagegen gehabt, wenn es hierzu direkt vor seinem Amtsantritt nicht gekommen wäre – wenn sich die SSV-Herren stattdessen in der Relegation gegen die HSG Straubing behauptet hätten. Aber trotzdem ist er weit davon entfernt, den verpassten Erhalt der Bezirksliga nun als sportlichen Super-GAU zu bezeichnen. „Selbstverständlich war das alles nicht schön für die Jungs, und selbstverständlich wollen sie so schnell wie möglich wieder nach oben“, weiß der 42-Jährige: „Aber die bevorstehende Saison nun gleich als verlorenes Jahr für uns zu bezeichnen, das geht mir zu weit. Wir werden in der Bezirksklasse definitiv mehr Erfolgserlebnisse haben, als dies in der Bezirksliga der Fall wäre – und das ist, wenn man mittel- sowie langfristig etwas aufbauen möchte, durchaus von Vorteil.“
Ja, Hiermeier hat einen Plan. Einen sehr klaren sogar. Und der beinhaltet, etwas Nachhaltiges bei den SSV-Handballern zu kreieren. So, wie es ihm eben schon in Pfaffenhofen beziehungsweise Königsbrunn gelungen war. Und die Situation, die sich ihm einst, bei seinem Amtsantritt im Süden von Augsburg, geboten hatte, ist sogar sehr gut mit der jetzigen in Schrobenhausen zu vergleichen: „In der Tat, auch den BHC hatte ich damals in der Bezirksklasse übernommen“, bestätigt der 42-Jährige: „Und die letzten vier Jahre dort befanden wir uns bereits in der Bezirksoberliga...“
Prompt huscht ihm ein zufriedenes Grinsen übers Gesicht. Ja, an die Zeit in Königsbrunn denkt Hiermeier gerne zurück. Wobei er es nach der Saison 2022/23 selbst war, der die Zusammenarbeit beendete. „Acht Jahre hintereinander beim gleichen Verein, das war halt schon eine extrem lange Zeit“, erklärt gebürtige Ingolstädter: „Ich spürte damals, dass in mir immer mehr das nötige Feuer verloren ging. Ja, ich brauchte unbedingt eine Pause vom Handball – und die nahm ich mir dann eben.“
Exakt ein Jahr dauerte diese – bis er jetzt, vor wenigen Tagen, sein Amt in Schrobenhausen antrat. Das Ganze quasi vor seiner Haustür, denn mit seiner auch außer ihm „handballverrückten Familie“ wohnt Hiermeier seit einiger Zeit in Hörzhausen. Folgerichtig hatte er auch schon ohne eigene Funktion mehrere SSV-Spieltage im „Dreifach-Tempel“ genossen, hatte sich von der dort herrschenden Atmosphäre beeindrucken lassen. „Handball an sich ist bereits ein spannender sowie sehr spektakulärer Sport“, meint der 42-Jährige: „Und beim SSV kommt noch hinzu, dass ein wirklich tolles Miteinander im Verein herrscht. Egal, ob Damen, Herren oder Nachwuchs – man hält hier einfach zusammen.“
Team ist weitestgehend zusammengeblieben
Daher ist er fest davon überzeugt, dass bezüglich Handball in Schrobenhausen noch sehr viel möglich ist. „Wir müssen allerdings geduldig bleiben“, legt Hiermeier sofort nach: „Um etwas Nachhaltiges aufzubauen, ist auch ein bisschen Zeit nötig.“ Was für die neue Saison eben bedeutet, dass er den sofortigen Wiederaufstieg nicht als festes Ziel ausgibt. Sollte es hiermit klappen – der Cheftrainer wäre zweifellos einer von denen, die sich am meisten darüber freuen würden. Aber wenn nicht, sähe er seine Arbeit somit nicht gleich als gescheitert an. „Wie schon anfangs erwähnt: Ich bin jemand, der gerne mittel- beziehungsweise langfristig denkt“, wiederholt sich der einstige Pfaffenhofener beziehungsweise Königsbrunner gerne.
Auf jeden Fall erfreulich für ihn und alle Schrobenhausener Handballfreunde: Trotz des bitteren Abstiegs in die Bezirksklasse Altbayern Nord-West bleibt das SSV-Team weitestgehend zusammen – von Alin Calin (Karriereende) und Kai Greving (berufsbedingte Pause) einmal abgesehen. „Wir haben aktuell einen festen 18-Mann-Kader. Fünf, sechs zählen noch zum erweiterten Kreis – und außerdem mischen im Training schon einige Talente aus der A-Jugend mit, die in der neuen Saison leider noch nicht im Herrenbereich mitspielen dürfen“, berichtet Hiermeier. Sein aktueller Eindruck nach den ersten Wochen in Amt und Würden: „Alle zogen bislang super mit – selbst in jenen Phasen, in denen es ein bisschen härter wurde.“
Baseball, Schnitzeljagd und sogar Trainingslager
Auch die ersten Testpartien haben die Schrobenhausener Handballer bereits hinter sich. So gab es zunächst in Mering eine knappe 37:38-Niederlage, ehe sie sich gegen die DJK Hochzoll nach dreimal 25 Minuten Spielzeit mit 30:35 geschlagen geben mussten. „Wir suchten uns für unsere Vorbereitungsmatches bewusst einige höherklassige Kontrahenten aus – weil nur in solchen Duellen können wir so richtig etwas lernen“, erklärt Hiermeier: „Dass wir im Umkehrschluss nicht allzu viel gewinnen werden, nehmen wir in Kauf.“
Aus der Vielzahl von Einzelspielern wieder eine geschlossene SSV-Einheit zu formen, die in der neuen Saison miteinander durch dick und dünn gehen möchte, das funktioniere laut dem 42-Jährigen auch anders – nämlich mit Teambuilding in seiner schönsten Form. So haben die Schrobenhausener Handballer mittlerweile auch schon zusammen Tennis sowie Baseball gespielt, zudem eine Laufschnitzeljagd veranstaltet. Und an diesem Wochenende steht als vorläufiger Höhepunkt sogar ein dreitägiges Trainingslager im österreichischen Sölden (Ötztal) auf dem Programm. „Mir macht’s bislang wahnsinnig viel Spaß beim SSV. Alles, was ich mir zuvor hier an Positivem erhofft hatte, hat sich bislang bestätigt“, erzählt Hiermeier: „Und dementsprechend groß ist schon jetzt meine Vorfreude auf die im September beginnende Punktrunde.“
SZ
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