Malerfürst von Schrobenhausen
EIN LANDKREIS – 50 ERLEBNISSE (Teil 26): Franz von Lenbach ist der wohl berühmteste Sohn der Spargelstadt

05.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:35 Uhr

Im Lenbachhaus in Schrobenhausen ist unter anderem ein Selbstporträt Franz von Lenbachs zu sehen. Fotos: Lenbachhaus/Landkreisgästeführer

Es war eine beispiellose Karriere. Wer hätte 1836 vermutet, dass der kleine Franz, der als 13. Kind des Stadtbaumeisters Franz Joseph Lenbach aus Schrobenhausen geboren wurde, zum berühmten Malerfürsten aufsteigen würde? Dem Künstler widmet sich Landkreisgästeführer Harald Müller (Foto) in diesem Teil unserer Serie.

Franz war das vierte Kind aus der zweiten Ehe des Schrobenhausener Maurermeisters mit Josepha Herke. Der Vater, ein aus Südtirol eingewanderter Polier, schrieb sich ursprünglich Lempach. 1820 bekam er die Stelle des Stadtmaurermeisters und damit die Führung einer selbstständigen Bauunternehmung zugesprochen. Da die Stadt ab 1840 stark expandierte, war das Unternehmen mit Aufträgen im Haus- und Straßenbau, sowohl in der Stadt als auch im Umland, gut ausgelastet. Die Familie kam trotz der vielen Kinder zu bürgerlichem Wohlstand und konnte sich ein stattliches zweistöckiges Haus erbauen. In der Stadtmauer eingebunden beherbergt es heute das Lenbachmuseum.

Franz wollte schon immer Maler werden, was dem Vater allerdings ein Dorn im Auge war, weshalb der Bub zunächst eine Maurerlehre absolvieren musste. Mit 16 verkaufte er allerdings schon die ersten Bilder an der Stadtmauer. Sein erster Lehrer war kein geringerer als Johann Baptist Hofner aus Aresing. Beide liefen unzählige Male zu Fuß nach München, um Farben und neue Ideen zubekommen. Lenbach war im Gegensatz zu Hofner der bessere Geschäftsmann.

Er galt als der wichtigste deutsche Bildnismaler seiner Zeit. Gesellschaftsgrößen gingen in seinem Haus ein und aus, um sich von ihm porträtieren zu lassen. Seine Malweise orientierte sich an alten Meistern wie Rubens und Tizian, doch bediente sich Lenbach durchaus auch des neuen Mediums der Fotografie als Hilfsmittel. In unverwechselbarem Stil porträtierte er den Papst, Kaiser und Könige, elegante Damen und bedeutende Herren aus Politik und Wirtschaft. Vom Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck soll er an die 80 meisterliche Portraits in Öl gemalt haben. In der Folge wurde Lenbach auch geadelt.

Mit diesen Arbeiten und auch seiner repräsentativen Lebenshaltung übte Franz von Lenbach in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des Münchner Kunstlebens aus. 1888 wurde seine Villa gegenüber dem klassizistischen Königsplatz in München fertiggestellt. Die Künstlerresidenz wurde schnell zu einem Zentrum des kulturellen Lebens.

1904 starb Franz von Lenbach. Seit 1929 beheimatet die Lenbach-Villa in München die städtische Galerie. Seine Gemälde sind Bestandteil bedeutender Sammlungen im In- und Ausland, so zum Beispiel der Staatlichen Museen zu Berlin, der Staatlichen Eremitage in St. Petersburg und dem Frye Art Museum in Seattle und eben dem Lenbachmuseum in Schrobenhausen. Mit rund 500 Gemälden, Skizzen und Zeichnungen beherbergt das Museum in seinem Geburtshaus die größte Sammlung. Sie reicht von seinen künstlerischen Anfängen 1851 bis zu seiner späteren Schaffensperiode in München und ermöglicht so einen Überblick über die Entwicklung des Künstlers.

Geöffnet ist das Haus in der Ulrich-Peißer-Gasse in Schrobenhausen im Juni täglich von 14 bis 17 Uhr sowie ab Juli Mittwoch, Samstag, Sonntag, Feiertag, jeweils von 14 bis 16 Uhr.

DK