Kleinhohenried
Ein Fotoalbum aus Hinterkaifeck

Ausstellung „100 Jahre Hinterkaifeck“ mit Bildern von Thomas Königsbauer im Haus im Moos

01.04.2022 | Stand 23.09.2023, 2:06 Uhr

Der Neuburger Künstler Thomas Königsbauer stellt seine Werke zum Mordfall von Hinterkaifeck im Haus im Moos aus. Foto: Budke

Von Heidrun Budke

Kleinhohenried – Vor 100 Jahren wurden die sechs Leichen in der Scheune des Hofes in Hinterkaifeck gefunden. Dieser Jahrestag sowie das geplante Freilicht-Stück des Neuburger Volkstheaters waren Anlass für den Neuburger Künstler Thomas Königsbauer, in Bilder zu fassen, was ihn seit Jahrzehnten beschäftigt: Wie hat es ausgesehen an dem düsteren Ort? Am Donnerstagabend war zur Vernissage im Haus im Moos eingeladen und viele kamen.

Düster wirken alle 17 Bilder, die Thomas Königsbauer im Haus im Moos in seiner Ausstellung „100 Jahre Hinterkaifeck“ zeigt. Einen Teil der Werke hat er mit Kohle und Kreide erstellt, andere als Aquarell – doch wer bei dieser Technik blumige Landschaften vor Augen hat, der liegt völlig falsch. Vielmehr hat der Künstler Wasserfarben in grau-, beige- und wenigen matt-roten Tönen verwendet. Damit verleiht er den Aquarell-Motiven eine Sepia-Optik, die an die verblichenen Fotos aus dem Album der Großeltern erinnert.

Und so hat der Betrachter manchmal das Gefühl, er schlage eben jenes auf und entdeckt dabei das eine oder andere grausige Bild aus einer Geschichte, die vielen aus der Region gut bekannt ist.

Dass es tatsächlich nur fünf Fotos vom Hof Hinterkaifeck gibt, das hat Thomas Königsbauer beschäftigt und seine Fantasie befeuert, wie er anlässlich der Vernissage im Haus im Moos am Donnerstagabend erzählt: „Hinterkaifeck interessiert mich seit meinem 20. Lebensjahr“, sagt er und eigentlich habe er die Bilder immer schon machen wollen.

Nun wurde der entscheidende Impuls dadurch gesetzt, dass das Neuburger Volkstheater ein Freilichtstück zum Jubiläum der traurigen Geschichte auf die Bühne bringen will: „Dadurch ist es aktuell geworden und ich habe mich drangehängt“, so Königsbauer. Tatsächlich wird er noch ein weiteres Bild erstellen. Wenn die Proben beginnen, will er dabei sein, sich inspirieren lassen und ein großformatiges Werk schaffen.

Bis dahin gibt es auf den Bildern im Haus im Moos viel zu sehen: Da schaut der Teufel furchterregend dem Betrachter entgegen. In Viktorias Auge spiegelt sich der Mörder mit der erhobenen Haue. Der Gruber liegt leblos im Stroh, tiefe Falten sind in sein Gesicht gegraben, das auch im Tod noch hart und brutal wirkt. Man sieht die Tatortbegehung der Kriminalbeamten aus München oder die Beerdigungs-Szenerie auf dem Friedhof. Oder das Blatt des Abreißkalenders, von dem das Blut tropft. Äußerst authentisch wirkt das Aquarell vom Einödhof, der genauso ausgesehen haben könnte.

Der Karlshulder Bürgermeister Michael Lederer, der die Ausstellung eröffnete, erklärte, warum das Haus im Moos der perfekte Ausstellungsort für die Bilder ist: „Die Höfe spiegeln die Bauart der Bauernhöfe um 1922 wieder.“ So sei er froh, dass ein Teil der Hinterkaifeck-Geschichte in Kleinhohenried gezeigt werde und natürlich hoffe er, „dass viele Gäste einmal, zweimal oder dreimal wiederkommen.“

Als die Besucher bei der Vernissage die Werke erstmals anschauen, bleiben viele vor den Werken stehen, sind still angesichts des Leides, der Einsamkeit und der Trostlosigkeit, die die Bilder ausstrahlen. „Da gruselt es einen ja“, hört man hier und da. Vor allem, wer dem Rat von Königsbauer nachkommt, wird in den Bann der Werke gezogen: „Schaut euch die Bilder an, vielleicht etwas länger, denn dann entdeckt man noch Details.“ Auf ausführliche Bildtexte hat der Künstler verzichtet, damit die Betrachter der Fantasie ihren Lauf lassen können.

Aus Erzählungen oder Büchern kennen viele Gäste die Hinterkaifeck-Geschichte schon seit Kindertagen, aber in Bildern eben nicht. Lederer stellt fest: „Seit 100 Jahren interessieren sich Menschen für dieses schreckliche Ereignis und denken darüber nach, wer der Mörder sein könnte.“ Dazu gibt Königsbauer in seinen Gemälden keinen Lösungsansatz – wer der Täter gewesen sein könnte, bleibt ungezeichnet.

Im Gespräch erzählt die Frau des Künstlers, Marion Bogisch: „Mein Vater war bei der Polizei und er hat die Akten einmal mit nach Hause gebracht.“ So war sie seit ihrem zwölften Lebensjahr in Kontakt mit der Geschichte: „Und das hat mich nicht mehr losgelassen.“ Königsbauer ging es genauso – mit den Werken hat er einerseits seiner Fantasie Ausdruck verliehen und andererseits vermittelt er ein eindrucksvolles Bild, wie es ausgesehen haben könnte vor 100 Jahren in Hinterkaifeck.

Die Ausstellung „100 Jahre Hinterkaifeck“ im Haus im Moos läuft bis zum 31. August und kann zu den Öffnungszeiten der Einrichtung besucht werden.

DK