Neuburg
Ein berührender Musikabend

Pippo Pollina tritt mit dem Palermo Acoustic Quintet im Neuburger Schlosshof auf

21.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:56 Uhr

Pippo Pollina und das Palermo Acoustic Quintet legten im Rahmen ihrer Europa-Tour einen Zwischenstopp in Neuburg ein. Pollinas neue Platte stand im Mittelpunkt des Konzerts im Schlosshof , das mehr Gäste verdient hätte. Foto: Meyer

Von Stefan Meyer

Neuburg – Einen italienischen Abend konnten die Zuschauer am Mittwoch im Innenhof des Schlosses Neuburg erleben. Dafür waren nicht nur die schweißtreibenden Temperaturen verantwortlich, sondern auch der beeindruckende Auftritt von Pippo Pollina mit seinem Palermo Acoustic Quintet. Der gebürtige Sizilianer, der mittlerweile im schweizerischen Zürich lebt, legte im Rahmen seiner Europa-Tour einen Zwischenstopp in der Ottheinrichstadt ein. Bekannt unter anderem durch seine langjährige Zusammenarbeit mit Werner Schmidbauer und Martin Kälberer zog der 59-Jährige viele Liebhaber seiner italienischen Chansons an, jedoch waren in den hinteren Sitzreihen größere Lücken auszumachen.

Pünktlich um 20 Uhr betraten die sechs Musiker die Bühne und starteten das Konzert mit „Una Musica Ance Domani“ aus seinem aktuellen Album „Canzoni Segrete“, zu Deutsch „Geheime Lieder“, das Anfang des Jahres erschienen ist. Für über zwei Stunden nahm der Liedermacher aus Palermo die Zuhörerschaft mit auf eine Reise durch sein bisheriges Repertoire, dabei stand seine neue Platte vorrangig im Mittelpunkt. Die meisten Stücke dafür habe er schon vor vier Jahren geschrieben, durch die Corona-Pandemie könne er sie aber jetzt erst live präsentieren.

„Ich freue mich sehr auf Tour zu sein“, ließ er die aufmerksamen Besucher wissen. Seine rockige, poetische, aber auch melancholische Songauswahl, die der Liederbarde in seinem abwechslungsreichen Programm hatte, kam bei den Gästen bestens an. Ruhigere Stücke wie „Anniventi“ wechselten sich dabei mit flotteren Nummern wie „Il Nibbio“ ab. Seine Bandkollegen, das waren Schlagzeuger Luca Trentacoste, Gitarrist Edoardo Musumeci, Mario Rivera am Bass, Gianvito di Maio an den Tasten und Akkordeon, Roberto Petroli mit dem Saxofon und Klarinette gaben den Songs eine erfrischende Würze. Sie hielten sich dezent im Hintergrund, präsentierten bei diversen Soli ihr ganzes Können, was die Zuschauer mit Zwischenapplaus honorierten.

Dass der Sänger, Gitarrist und Pianist Pippo Pollina auch ein ausgezeichneter Erzähler ist, nahm man eindrucksvoll an seinen ergreifenden, lustigen, aber auch nachdenklichen Anekdoten wahr, die der Cantautore zwischen seinen Musiknummern dem Publikum in Deutsch näherbrachte. Zu „Mare, Mare, Mare“, berichtete er über eine witzige Begebenheit, die während seiner ersten großen Tour durch Mitteleuropa bei einem Aufenthalt im winterlichen Wilhelmshaven geschah. Pollina wollte nach langer Zeit wieder das Meer sehen und hatte beim Veranstalter angefragt, ob es möglich wäre, um 10 Uhr an der Strandpromenade einen Kaffee zu trinken. „Nee, um 10 Uhr ist das Meer noch nicht da, das kommt erst am Nachmittag“, war die Antwort, welche ihn ziemlich irritierte. Berührend die Geschichte zu „Pizzolungo“, welches Margherita Asta gewidmet ist, deren Familie bei einem Autobombenanschlag der Mafia in den 1980er Jahren ums Leben kam, der eigentlich dem Mafia-Jäger, Richter Carlo Palermo gegolten hatte.

Natürlich durften bekannte Musikstücke wie „Camminando“ und „Centopassi“ nicht fehlen und bei den Zugaben angekommen, lud er die Besucher dazu ein, direkt vor die Bühne zu kommen, um zu den Klängen von „Chiaramonte Gulfi“ und „Sotto La Routa“ ausgelassen zu tanzen. Mit dem sanften „A Mani Basse“, das Pollina solo mit der Akustikgitarre zum Besten gab, endete ein berührender Musikabend, der mehr Gäste verdient hätte.

DK