Gachenbach
Schnelles Internet? Düsterer Blick in die Glasfaserkugel

Die miserable Versorgung mit schnellem Internet ärgert Gachenbachs Bürgermeister Alfred Lengler

14.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:16 Uhr

Bürgermeister Alfred Lengler ärgert sich darüber, dass die Gemeinde den mehrere Millionen teuren Breitbandausbau vorfinanzieren muss. Foto: SZ-Archiv

Von Gerlinde Drexler

Gachenbach – Unterversorgt ist die Gemeinde Gachenbach beim schnellen Internet. Von rund 1200 Adressen haben nur etwa 160 einen Glasfaseranschluss, ergab eine Marktanalyse. Rund 990 Adressen im Gemeindegebiet sind beim Breitbandausbau förderfähig. In seiner Sitzung am Dienstag beschloss der Gemeinderat, die Förderung zu beantragen und die Erschließung auszuschreiben.

Vorher machte Bürgermeister Alfred Lengler (CSU, kleines Bild) aber noch seinem Ärger Luft. Zum einen, weil es nicht zu den kommunalen Aufgaben gehöre, Breitband zu verbauen. Während die Netzbetreiber in der Stadt in Eigenregie das Netz ausbauen würden, „müssen wir selber schauen, dass wir erschließen“. Das seien keine gleichen Verhältnisse in Stadt und Land, polterte er. „Man lässt uns am ausgestreckten Arm verhungern.“ Der Bürgermeister forderte von den Politikern: „Weniger Sprüche machen in München, sondern sagen, dass wir selbst dafür verantwortlich sind und dann sollen sie es auch umsetzen.“

Was ihn auch fuchste, war, dass die Gemeinde den mehrere Millionen teuren Breitbandausbau vorfinanzieren muss und nicht weiß, wann die Fördergelder kommen. „In der jetzigen Situation ist es alles andere als sichergestellt, dass wir die Förderung zeitnah bekommen.“ Eine Gemeinde wie Gachenbach sei „sich ein Stück weit selbst überlassen“, ärgerte er sich.

Mindestens 90 Prozent beträgt die Förderung, welche die Gemeinde laut der Gigabit-Richtlinie des Bundes bekommen würde. Je nachdem, welcher Netzbetreiber schließlich den Zuschlag erhalten würde, lägen die Kosten für den Breitbandausbau mit Glasfaser für die 989 Adressen im gesamten Gemeindegebiet zwischen rund drei und etwa 14 Millionen Euro. Je nachdem muss die Gemeinde davon zwischen 300000 und 500000 Euro selbst tragen. Voraussetzung ist allerdings, dass der Förderantrag heuer bis spätestens Ende Dezember gestellt wird. Dann läuft das Bundesförderprogramm aus. Für das neue Jahr sei eine Fortsetzung zu erwarten, aber man kenne die Vergaberichtlinien noch nicht, sagte Andreas Meder, Berater für Breitbandförderverfahren vom Büro IK-T.

Alfred Lengler informierte den Gemeinderat über den aktuellen Sachstand. Danach ergab eine Markterkundung, dass es im Gemeindegebiet insgesamt 1211 Internetanschlüsse gibt, von denen 163 bereits einen Glasfaseranschluss haben. Bei den Geschwindigkeiten liegen 293 Adressen unter 30 Megabit, 696 zwischen 30 und 100 Megabit. Insgesamt 989 Adressen sind laut Meder förderfähig. Das sei ein interessantes Volumen für Netzbetreiber, sagte der Berater. Die Glasfaseranschlüsse mit einer Bandbreite bis zu einem Gigabit würden kostenfrei bis ins Haus verlegt werden.

Der Gemeinderat beschloss, für die voraussichtlich 989 förderfähigen Internetanschlüsse die Förderung zu beantragen und anschließend die Erschließung auszuschreiben.

Mit einer Einschränkung: Sofern alle eingegangen Angebote eine Wirtschaftlichkeitslücke von mehr als vier Millionen Euro aufweisen, soll das Ausschreibungsverfahren aufgehoben werden. Mit der Durchführung beauftragte das Gremium das Beratungsbüro IK-T. Je nach Anbieter ging Bürgermeister Lengler davon aus, dass zwischen Auftragsvergabe und Bauzeit zwei bis vier Jahre liegen werden.

Aus dem Gemeinderat

Ab dem kommenden Jahr steigen die Gebühren auf den gemeindlichen Friedhöfen. Das ergab eine Kostenkalkulation des Sachverständigenbüros Dagmar Suchowski. Der Gachenbacher Gemeinderat stimmte in seiner Sitzung am Dienstagabend den neuen Gebühren zu. Bei einer Einzelgrabstätte steigen die Kosten zum Beispiel von bisher 470 auf 605 Euro, bei einer Familiengrabstätte von 880 auf 1130 Euro und für Urnen von 1155 auf 1480 Euro. Die jährliche Gebühr für Instandhaltung und Pflege des Friedhofs beträgt 48 Euro.

Knapp 45 Meter hoch wird ein Mobilfunkmast der Vantage Towers AG. Er wird im Bereich des Waldes gegenüber dem Parkplatz an der B300 Richtung Kühbach stehen. Der Gemeinderat hatte keine Einwände.

Das neue Gachenbacher Ferienprogramm ist fertig. Es entstand unter Regie des Jugendbeauftragten Roland Bux und vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.

SZ