Gerolsbach
Die Trabantenstadt

Gerolsbacher Gemeinderat billigt Pläne für das Raiffeisenbankgelände – aber es gibt auch kritische Stimmen

22.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:55 Uhr

Eine hohe Hecke schirmt den Gerolsbacher Friedhof zum Ort hin ab. Sie soll erhalten bleiben, wenn in direkter Nachbarschaft ein Supermarkt und wohl auch ein Wohngebiet entstehen. Foto: Hofmann

Von Bernd Hofmann

Gerolsbach – Die Bebauung hinter der Raiffeisenbank beschäftigt die Gerolsbacher. Auch die Gemeinderäte haben am Mittwochabend ausführlich über die Pläne diskutiert, die sie dann mehrheitlich billigten. Das Interessante: Gegenstimmen – insgesamt drei – kamen nicht nur von den UB, sondern auch von Vizebürgermeisterin Gerti Schwertfirm (FW). Die Gründe für die Ablehnung waren allerdings unterschiedliche.

Die Raiffeisenbank will, wie berichtet, auf den Grundstücken hinter dem Bankgebäude in der Gerolsbacher Ortsmitte einen Supermarkt (baldmöglichst) und mehrere große Wohngebäude (irgendwann später) errichten. Nicht nur der Markt, auch die Wohnhäuser sollen (begrünte und mit Photovoltaikanlagen bestückte) Flachdächer erhalten. Das war es, was Gerti Schwertfirm an der Planung störte. Den Supermarkt könne sie akzeptieren, aber große Wohnhäuser mit Flachdächern nicht – das sei kein dörflicher Baustil mehr. Viele Bürger sähen das offenbar genauso. Das werde eine „Trabantenstadt“, befürchtete sie. Wenn es ein Modell der geplanten Bebauung gäbe, „dann könnte ich mich vielleicht überzeugen lassen“, meinte die Vizebürgermeisterin. Ein solches Modell gebe es allerdings nicht, und als die FW-Fraktion um ein Gespräch mit den Raiffeisenbankchefs gebeten habe, sei sie abgewiesen worden, berichtete Gerti Schwertfirm noch. Auch unsere Zeitung ist bisher übrigens bei den Bankvorständen Roland Grünwald und Fabian Strohmayr abgeblitzt mit dem Vorschlag, die Planungen für die Gerolsbacher Grundstücke detaillierter vorzustellen.

Die beiden UB-Räte Stefan Maurer und Oliver Eisert sind generell gegen die Wohnblöcke. Sie wären „eine nachhaltige Schädigung des Ortsbilds“, sagte Maurer, der außerdem scharf kritisierte, dass die Raiffeisenbank hier alleine das Geschäft machen wolle. Eigentlich solle sie die Hälfte der Bruttofläche an die Gemeinde abtreten, die diese dann selbst vermarkten könne, um mit den Einnahmen den Ausbau der Infrastruktur zu finanzieren, der wegen der zusätzlichen Einwohner nötig werde, legte Maurer seine Sicht der Dinge dar. Mit seinem Antrag, nur die Bauleitplanung für den Supermarkt weiterzuverfolgen und die für das Wohngebiet erst mal auf Eis zu legen, scheiterte Maurer dann deutlich.

Zuvor hatten Architekt Wolfgang Eichenseher und Landschaftsarchitekt Norbert Einödshofer die inzwischen schon detaillierte Planung vorgestellt. Die sei wegen der Nähe zum Friedhof auch mit der Kirche abgesprochen, berichtete Einödshofer – „wir wissen, dass das ein sensibler Bereich ist“. So soll die hohe Hecke an der Friedhofsgrenze als Sichtschutz erhalten werden. Für die alten Obstbäume, die weichen müssen, soll es Ausgleichspflanzungen anderer Art geben. Isabell Steurer (Grüne) fand es schade, dass in der Gemeinde kein Platz für eine neue Streuobstwiese gefunden worden sei. Im Namen ihrer Gruppierung bat sie darum, in die Planung den KfW-40-Standard als Mindestanforderung, Grauwassernutzung und eine Verpflichtung zur maximalen Bedeckung der Dachflächen mit PV-Modulen aufzunehmen.

Die Planungen werden nun noch einmal überarbeitet und dann öffentlich ausgelegt (siehe Kasten). Zahlreiche Gutachten – wie Umweltbericht, Artenschutzprüfung oder Verkehrsuntersuchung – liegen bereits vor.

SZ