„Bluthochzeit“ in Rennertshofen
Die Rückkehr des großen Dramas

Historischer und Festspielverein Rennertshofen probt für Freilichtaufführung – Premiere am 29. Juli

09.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:26 Uhr

Wieder mit dabei: Oliver Bauer (links) als Larto und Alex Blei als dessen Rivale Jago übernehmen erneut die Rollen, die sie auch schon bei der „Bluthochzeit“ im Jahr 2011 inne hatten. Foto: Stengel, DK-Archiv

Von Sebastian Hofmann

Rennertshofen / Mauern – Nach elf Jahren kommt ein beliebtes Stück erneut auf die Bühne: Der Historische und Festspielverein Rennertshofen führt in diesem Sommer „Bluthochzeit – die Sage vom Zigeunerloch“ wieder auf. Das Freilichtspiel aus der Feder Thomas Schwarzers wird am 29. Juli Premiere feiern. Der Ort des zeitlosen Stücks ist dabei diesmal ein ganz besonderer: Die Mauerner Höhlen dienen als Kulisse. Nicht nur darauf freut sich Regisseur Gundolf Hunner.

Der Neuburger ist bekanntlich ein alter Hase auf dem Regiestuhl. Für den Historischen und Festspielverein Rennertshofen hat er den Dauerbrenner „Susanna“ bereits mehrmals inszeniert, zeichnete je einmal für „Bewegte Zeiten“ und „Der Name der Rose“ verantwortlich und hatte auch vor elf Jahren bei der ersten Aufführung der „Bluthochzeit“ das Kommando über die rund 100 Darsteller und Komparsen.

Diesmal allerdings darf sich das Publikum auf einige Neuerungen einstellen. Denn das Freilichtspiel wandert von der Marktstraße in Rennertshofen hinaus nach Mauern, zu den dortigen Weinberghöhlen. „Die geben dem Ganzen natürlich eine besondere Atmosphäre, ich freu‘ mich wirklich drauf“, sagt Hunner.

Optisch ganz nah am echten Zigeunerloch

Mit dem neuen Schauplatz kommt ordentlich Authentizität in das Stück, geht es doch primär auch um das fahrende Volk, das einst in einem Waldstück zwischen Wellheim und Gammersfeld, im sogenannten Zigeunerloch, gelebt hat. Und die Weinberghöhlen unterscheiden sich landschaftlich kaum von jenem nicht weit entfernten Flecken, der Stoff für allerlei Geschichten und Sagen bot.

Neben dem natürlichen Effekt, den das Hügelmassiv als Hintergrund mit sich bringt, ist es vor allem mehr Platz für das Gesamtbühnenbild, der die Aufführung prägen wird. Den zusätzlichen Raum hat sich der Historische und Festspielverein schon bei der Planung zunutze gemacht: Um das Zigeunerlager, das eine zentrale Rolle spielt, noch authentischer zu machen, hat das Organisationskomitee drei Planwagen aus Möckenlohe geliehen. „Wir werden aus denen eine Wagenburg bauen, in der die Szenen im Lager spielen“, berichtet Regisseur Hunner.

Verschweigen will der Neuburger aber auch nicht, dass der neue Aufführungsort einige zusätzliche Herausforderungen mit sich bringt. Die ganze Infrastruktur außerhalb von Mauern zu errichten, sei nicht einfach. „Ein großes Lob deswegen an die Organisatoren“, sagt Hunner. Natürlich versuche man, das Umfeld so weit es geht in die Handlung mit einzubeziehen, dabei stoße man aber an Grenzen. „Der Naturschutz hat uns untersagt, den Hang anzuleuchten wegen der Insekten, die dort leben.“ Dennoch habe man einen Weg gefunden, die Szenerie den Auflagen entsprechend zu illuminieren, auch wenn das schwierig gewesen sei.

Was die Darsteller betrifft, so kann Hunner auf ein erfahrenes Ensemble zurückgreifen, bei dem einige Mimen in ihre Rollen von 2011 zurückkehren werden. Eine der zentralen Figuren ist der reiche Großbauer Johann Kreitmeier, der wieder von Walter Ackermann dargestellt wird. Als dessen Gegenspieler wird Oliver Bauer erneut in die Rolle des Zigeuners Larto schlüpfen, genauso wie Alex Blei wieder den Jago, verschlagener Strippenzieher und wiederum Rivale Lartos aus der Gruppe des fahrenden Volkes, geben wird. Neu dabei unter den zentralen Figuren sind Annika Hofmann als Lena und Charlie Fieger als Knecht des Bauern Kreitmeier.

Zwangsehe und Fremdenhass

Die Dorfschönheit Lena wird mit dem deutlich älteren Kreitmeier zwangsverheiratet, weil deren Eltern hohe Schulden bei dem Großbauern haben. Während der Hochzeitsfeier tritt fahrendes Volk um Larto auf, spielt Musik, tanzt und will dafür von den Gästen entlohnt werden. Larto außerdem tanzt mit Lena, was einerseits zur Folge hat, dass die junge Frau Gefallen an ihm findet.

Andererseits schürt es die Eifersucht in Bauer Kreitmeier, der die Hochzeitsfeier abbricht. Auch innerhalb der Gruppe des fahrenden Volkes gibt es Konflikte. So begehrt Jago gegen Larto auf. Als Jago und einige Stammesbrüder Diebstähle im Dorf begehen und schließlich Lena und die kleine Tochter des Mühlenbeck verschwinden, kommt es zu blutigen Konflikten zwischen den einheimischen Bauern und dem fahrenden Volk.

Regisseur Hunner ist nach wie vor begeistert von dem Stück, da es aufgrund seiner Kernthematik zeitlos sei. „Es geht um Fremdenhass und menschliche Dramen, das ist immer aktuell“, sagt er. Er sei schon angesprochen worden, bemerkt Hunner mit einem Augenzwinkern, dass es ja wieder ein Stück ohne Happy End sei. „In dem Fall geht‘s leider nicht.“

Um die Konflikte, die Dramen und alles drum herum so gut wie möglich rüberbringen zu können, sind bereits zahlreiche Proben absolviert worden. „Die Corona-Pandemie hat uns da ein wenig ausgebremst, es war am Anfang ein bisschen zäh“, berichtet Hunner. Nun aber sei das Ensemble voll in Fahrt und mit großer Einsatzbereitschaft dabei.

Mindestens zweimal pro Woche, hauptsächlich samstags und sonntags, finden Proben statt, unter der Woche werden zusätzlich die etwas intimeren Szenen mit kleiner Besetzung durchgespielt. „Die Stimmung ist sehr gut, wir sind gut im Rennen“, findet der Regisseur. Die schiere Masse an Darstellerinnen und Darstellern verlange sicherlich viel Arbeit ab, für den Neuburger sei es aber immer eine große Freude, dass der gesamte Markt, von jung bis alt, auf der Bühne vertreten sein werde.

Etwas zu knabbern hatte der Historische und Festspielverein Rennertshofen kürzlich mit dem Umstand, dass das Neuburger Volkstheater Zusatztermine für dessen Aufführung „Die Lerche von Hinterkaifeck“ ausgerechnet am Premierenwochenende der Bluthochzeit angesetzt hat. Beschweren will sich Hunner deswegen nicht. „Das ist jetzt halt so, damit müssen wir leben“, sagt er.

Die Premiere von „Bluthochzeit – Die Sage vom Zigeunerloch“ findet am 29. Juli statt. Weitere Aufführungen gibt es am 30. und 31. Juli sowie am 4., 5., 6. und 7. August. Die Vorstellungen dauern je rund 100 Minuten und beginnen immer um 21 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf beim Neubauer-Markt in Rennertshofen und bei Ringfoto Spieß in Neuburg. Alle Informationen zum Stück und zum Verein gibt es unter www.bluthochzeit.de im Internet.

DK