Neuburg
Die Nahwärme wirft erstmals Gewinne ab

Stadtwerke: Ausschuss mit Jahresbilanz 2021 zufrieden – Daseinsvorsorge vermiest das Ergebnis

13.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:39 Uhr

Es wird kontinuierlich investiert: Die Neuburger Stadtwerke treiben den Ausbau des Nahwärmenetzes seit einigen Jahren mit Millionenbeträgen voran, im vergangenen Jahr wurde unter anderem eine leistungsstarke Pumpe (Foto) bei Oberland-Glas verbaut. 2021 hat die Sparte erstmals Geld abgeworfen. Foto: S. Hofmann

Von Sebastian Hofmann

Neuburg – Rundum zufrieden können die Verantwortlichen fast nicht sein, auch wenn die Zahlen insgesamt sehr gut aussehen: Die Stadtwerke Neuburg haben dem Werkausschuss des Stadtrats am Dienstag die Bilanz des Jahres 2021 vorgelegt. Und die beinhaltet eine ganz besondere Zahl, nämlich einen Gewinn von 91000 Euro. Das ist zwar ein vergleichsweise kleiner Betrag, doch hat er Symbolkraft. Das Plus kommt nämlich aus der Sparte Nahwärme – und in diese wird eigentlich noch massiv in den Ausbau investiert.

Als Florian Frank, der Herr der Zahlen bei den Neuburger Stadtwerken, am Dienstag die Bilanz vorstellte, gab es keine Überraschungen beim Fazit: Was der Wirtschaftsbetrieb im vergangenen Jahr eingefahren hat, wird mit den Miesen, die im öffentlichen Bereich zwangsläufig entstehen, mehr als aufgefressen. Am Ende der Bilanz stand deshalb auch für 2021 ein Minus, genauer gesagt 139000 Euro Verlust. Frank sprach dennoch von einer „schwarzen Null“. Stadträtin Doris Stöckl (CSU) meldete sich zuerst zu Wort. Seit zehn Jahren sei sie nun schon Mitglied im Werkausschuss und rechnete für diesen Zeitraum einen groben Betrag von rund 30 Millionen Euro vor, den die Daseinsvorsorge – als die defizitären Bereiche öffentlicher Personennahverkehr, die Tiefgaragen und die beiden Bäder – an Verlust eingebracht habe. „Mit dem Geld hätten wir wirklich was machen können“, so Stöckl. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) widersprach nur halb und meinte: „Stimmt schon. Aber dann hätten wir auch seit zehn Jahren keine Bäder, keinen ÖPNV und keine Tiefgaragen.“ Eine Diskussion, die immer wieder aufkommt, wenn es um den finanziellen Zustand der Stadtwerke geht.

Nicht zuletzt deswegen hakte Gmehling beim anwesenden Wirtschaftsprüfer nach: Ob es Stadtwerke gebe, die er betreue und deren Daseinsvorsorge eine Gewinn erziele, wollte das Stadtoberhaupt von Jochen Ansorge wissen. „Es gibt keinen öffentlichen Betrieb, der Daseinsvorsorge gewinnbringend betreiben kann“, war dessen eindeutige Antwort.

Hans Mayr (CSU) wiederholte sein Plädoyer, dass in der Debatte, ob nicht der Landkreis im Zuge der gerechten Lastenverteilung das Neuburger Hallenbad übernehmen solle, nicht nachgelassen werden dürfe. „Wir müssen weitermachen, was wir angefangen haben“, meinte er und bezog sich damit auf die Decarbonisierung der Stadtwerke, also die Abkehr von fossilen Brennstoffen. Wie werde es mit der Stadt und den Stadtwerken weitergehen, wenn die Transformation weitergeführt wird, aber kein Geld da sei, weil der öffentliche Bereich mit seinen Verlusten die Bilanz vermiest? „Ich bitte darum, über dieses Thema zu streiten. Ich bitte jeden Stadtrat, konstruktiv weiterzuarbeiten“, so der Unternehmer.

Werkreferent Roland Harsch (FW) wollte wissen, ob die Kopplung von wirtschaftlichem und öffentlichem Bereich bei anderen Stadtwerken auch vorhanden sei. Peter Storg, ebenfalls Wirtschaftsprüfer, antwortete, dass diese Struktur den Regelfall darstelle, sofern Betriebe wie ÖPNV und Bäder vorhanden sind. „Es gibt ein paar Beispiele, wo Bäder zu groß sind und ihre Stadtwerke förmlich erdrücken“, so der Fachmann.

Ingesamt gesehen zeigte sich das Gremium zufrieden mit dem Abschluss der Stadtwerke-Finanzen, auch wenn sich OB Gmehling lautstark „mehr Gewinn“ bei der Nahwärme wünschte. Finanzfachmann Frank hielt dagegen, dass die Sparte ja immer noch im Aufbau sei und in diesem Sektor hohe Investitionen getätigt werden. „Insofern kann man wirklich von einem sehr, sehr erfreulichen Geschäftsverlauf sprechen“, bemerkte Frank zu dem Plus von 91000 Euro.

Auffällig in der Bilanz: Im Jahr 2021 war der Lagerbestand bei den Stadtwerken nach einer Konsolidierungsphase seit 2018 wieder angestiegen, er betrug Waren im Wert von 759000 Euro. Frank erklärte dies damit, dass gerade für das Nahwärmenetz viele sensible Bauteile benötigt würden und man nicht auf lange Lieferketten angewiesen sein wolle.

Gewinne und Verluste

Bei der jüngsten Sitzung des Werkausschusses des Neuburger Stadtrats wurde die Jahresbilanz 2021 der Neuburger Stadtwerke vorgestellt.

Insgesamt steht für das abgelaufene Jahr ein Verlust von 139000 Euro zu Buche. Diesen hat hauptsächlich der öffentliche Bereich, die sogenannte Daseinsvorsorge verursacht. In dieser Sparte werden der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), die Tiefgaragen sowie Park- und Brandlbad zusammengefasst. Betriebe, die von Natur aus eher defizitären Charakter haben. Die Stadtwerke zahlten beim Hallenbad 1,35 Millionen Euro drauf, beim Freibad 737000 Euro, bei den Tiefgaragen 301000 Euro und beim ÖPNV 656000 Euro. Insgesamt ergab dies ein Defizit von 3,05 Millionen Euro.

Dem gegenüber steht der wirtschaftliche Bereich mit einem Gewinn von insgesamt rund 2,9 Millionen Euro. Größte Geldquelle für die Stadtwerke ist der Stromverkauf, der rund 1,4 Millionen Euro einbrachte. Das Stromnetz erwirtschaftete 211000 Euro, der Gasvertrieb 580000, das Gasnetz 435000 Euro und das noch junge Nahwärmenetz warf mit 91000 Euro erstmals etwas ab.

Die Stadtwerke Neuburg besaßen zum 31. Dezember 2021 ein Anlagevermögen von insgesamt 87,9 Millionen Euro, das Eigenkapital betrug 22,6 Millionen Euro, die Schulden rund 59 Millionen Euro.

DK