Sucht kann jeden treffen. Unabhängig von Alter, Geschlecht oder Gesellschaftsschicht. Betroffene und Angehörige bekommen bei der Suchtberatungsstelle der Caritas Neuburg-Schrobenhausen Unterstützung. Sozialpädagogin und Suchttherapeutin Angela Lauer gibt einen Einblick in ihre Arbeit mit Suchtkranken.
Der Weg in die Abhängigkeit entwickelt sich meist langsam. Es kann Jahre dauern, bis ein Betroffener erkennt, dass er ein Problem hat und Hilfe benötigt, um aus der Abhängigkeit herauszukommen.
Hilfe, die Betroffene und deren Angehörige bei der Suchtberatungsstelle der Caritas Neuburg-Schrobenhausen erhalten. Niederschwellig und unkompliziert bieten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kostenlose Beratungen an. Persönlich, telefonisch oder auch mal bei einem Spaziergang durch den Englischen Garten in Neuburg. Seit 2001 leitet Angela Lauer die Suchtberatungsstelle in Neuburg am Spitalplatz und die Außenstelle in Schrobenhausen. Sie ist Sozialpädagogin und Suchttherapeutin.
Unterschieden werde zwischen substanz- und verhaltensbezogenen Suchtstörungen. Betroffene mit Problemen mit Alkohol, Nikotin, Drogen Medikamenten, Essen, Spielen und Medien können zu Lauer und ihren Kollegen kommen. Das Suchtmittel Alkohol mache nach wie vor mit rund 67 Prozent den größten Anteil in der Beratung aus. Der Griff zur Flasche habe in der Gesellschaft einen anderen Stellenwert: „Alkohol ist legal. Deshalb gibt es die Tendenz, dass es viele als harmloser einschätzen, als es eigentlich ist“, betont die Suchttherapeutin.
Frühzeitig Hilfe holen, bevor das Verhalten gefestigt ist
Elf Prozent der Betroffenen, die die Beratungsstelle aufsuchen, haben Probleme mit Cannabis. Die geplante Legalisierung könnte dazu führen, dass diese Zahlen weiter ansteigen. „Man weiß, dass Cannabis ein hohes Abhängigkeitspotential hat – mehr noch als Alkohol.“
Am besten sei es, sich frühzeitig Hilfe zu holen, sagt Lauer. „Solange das Verhalten noch nicht gefestigt ist, lässt es sich auch leichter ändern.“ Viele Betroffene kommen wegen des Drucks, den sie von außen erhalten: „Ob von Ehepartner, Arbeitgeber, Gericht oder weil man den Führerschein verloren hat.“ Die Gründe, warum jemand die Beratungsstelle aufsucht, seien vielfältig. „Die meisten Leute kommen hier nicht motiviert an. Sie haben eher die Hoffnung, dass alles halb so wild ist“, meint die Sozialpädagogin.
Die Hauptaufgabe der Mitarbeiter sei es, gemeinsam mit den Betroffenen genau hinzusehen: „Wie ist die Lage: Welche Probleme gibt es im Leben, die im Zusammenhang mit dem Substanzkonsum stehen?“ Gemeinsam werden die Probleme erörtert, anschließend wird nach Lösungen gesucht. Und da gibt es einige Angebote: „Das können weitere Beratungen bei uns sein oder wir vermitteln weiter“, sagt Lauer. Beispielsweise in Kliniken zur stationären Entgiftung. „Wenn es dann damit noch nicht getan ist, gibt es die Möglichkeit, in eine Therapie zu gehen.“
3738 Kontakte mit Klienten im Jahr 2021
Im Jahr 2021 haben die fünf Angestellten der Suchberatungsstelle der Caritas in Neuburg-Schrobenhausen 310 Klienten betreut. In Einzel- oder Gruppengesprächen hatten sie 3738 Klientenkontakte. Die größte Gruppe der Menschen, die zur Beratung kamen, waren zwischen 45 und 60 Jahre alt.
Dass Betroffene wieder rückfällig werden, gehöre dazu, sagt Lauer. Genaue Zahlen dazu gebe es nicht. „Wenn jemand nicht mehr erscheint, dann wissen wir nicht, ob er es geschafft hat – oder doch rückfällig geworden ist.“ Es gebe viele, die sich nach dem ersten Beratungsprozess gestärkt fühlen und es allein versuchen wollen, ohne Therapie. Davon komme ein großer Prozentsatz wieder. „Das gehört dazu. Das ist Teil des Jobs. Ich finde es gut, wenn die Menschen dann wiederkommen und sich selbst nicht aufgeben.“ Die Sucht sei eine chronische Krankheit, betont sie. Dass die Gesellschaft suchtkranke Menschen so negativ sehe, sei ein Problem. „Hat jemand Diabetes und schafft es nicht, sein Essverhalten umzustellen, dann zeigt doch auch keiner mit dem Finger auf ihn.“ Über einen Suchtkranken werde hingegen schlecht gesprochen, obwohl es „genauso eine chronische Krankheit ist wie andere“.
Die Arbeit von Lauer, der tägliche Umgang mit Suchtkranken, hat Auswirkungen auf die Sozialpädagogin: „Ich selber trinke fast nichts. Mir reicht es, wenn ich sehe, wohin es führen kann.“ Im Zusammenhang mit der Sucht gebe es oft sehr tragische Lebensgeschichten. Abschalten kann sie trotzdem. „Wenn ich es nicht könnte, dann könnte ich diese Arbeit nicht machen. Dann packt man es nicht. Das muss man lernen.“ Trotzdem passiere es manchmal, dass bestimmte Dinge im Kopf bleiben. Ein gutes Team sei wichtig. „Damit man sich austauschen kann.“ Und das hat Lauer hier in der Beratungsstelle der Caritas.
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DK
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