Schlüssel zum Erfolg
Der langjährige Obmann der Schiri-Gruppe Neuburg Jürgen Roth hat sein Amt aufgegeben und zieht Bilanz

05.07.2024 | Stand 05.07.2024, 16:21 Uhr |

Der langjährige Schiedsrichter-Obmann Jürgen Roth (links) hat sich zurückgezogen. Seine Nachfolge hat Fabian Hegener angetreten. Foto: Bartenschlager

Kameradschaft ist ein Schlüsselbegriff für Jürgen Roth. Bei allen handwerklichen Fähigkeiten und charakterlichen Eigenschaften wie Leistungsbereitschaft und Zuverlässigkeit, auf die der langjährige Obmann der Schiedsrichter-Gruppe Neuburg selbstverständlich ebenfalls Wert legte, hat der heute 74-Jährige stets den Zusammenhalt und das Miteinander innerhalb der Gruppe und mit den Vereinen gefördert – und er hofft, dass sein Nachfolger Fabian Hegener diesen Weg weiter beschreiten wird.

Fast 40 Jahre hat Jürgen Roth als Funktionär bei den Schiedsrichtern gewirkt, hauptsächlich auf Kreis-, aber auch auf Bezirksebene. Mit Ende der Saison legte der Neuburger dieses Amt nieder. Die offizielle Verabschiedung mit Ehrung findet jedoch erst am 9. November statt.

Der Werdegang von Jürgen Roth als Unparteiischer war nicht unbedingt vorgezeichnet. Sein Vater war zwar hochklassiger Fußball-Spieler in Karlsruhe, wo die Familie herstammt, und natürlich nahm er seinen Sprössling mit in die Stadien. Der aber zeigte zunächst wenig Interesse. Irgendwann zog es ihn doch zum Spiel mit dem Ball.

Weichenstellung bei der Bundeswehr

Eine wichtige Weichenstellung erfolgte bei der Bundeswehr. Der junge Jürgen Roth leistete nicht nur den Grundwehrdienst ab, sondern entschloss sich, als Berufssoldat zu dienen. Seine 18-monatige Grundausbildung erfolgte in Ingolstadt. Roth nahm die Gelegenheit wahr, die ihm die Bundeswehr bot, und absolvierte in der Solnhofener Sportschule seinen Trainer-B-Schein. Er sah seine sportliche Zukunft letztlich im Trainergewerbe. Dieser Schein umfasste auch die Ausbildung zum Schiedsrichter.

Tatsächlich schlug Roth für zehn Jahre die Laufbahn eines Spielertrainers ein, beispielsweise in Feldkirchen. Mit den Leistungen der Schiedsrichter war er allerdings höchst unzufrieden. „Kaum ein Spiel, in dem ich keine Gelbe Karte bekommen habe“, erinnert er sich. Zwei Rote waren auch darunter. „Die waren absolut berechtigt“, räumt er ein.

Missstände aktiv ändern

Jammern war aber nie Roths Ding; er wollte die wahrgenommenen Missstände aktiv ändern. Deshalb wandte er sich 1979 an den damaligen Obmann Simon Rein und teilte ihm mit, er wolle die Schiedsrichter werden. Ausgerechnet dieser Kicker mit seiner umfangreichen Kartensammlung? „Rein hat die Hände über den Kopf zusammengeschlagen“, erinnert sich Roth.

Schließlich willigte der Obmann ein: „Probieren wir’s.“ Er sollte es nicht bereuen. Jürgen Roth begann in der damaligen A-Klasse, heute Kreisliga, zu pfeifen. Es folgte die Bezirksliga, und auch in der Landesliga leitete der Neuburger Spiele. „Ein paar Mal, aber ich hatte Hüftprobleme“, erklärt Roth, der dann das hohe Tempo nicht mehr mithalten konnte. 1986 wurde er Lehrwart im Schiedsrichter-Wesen und beschränkte sich auf den aktiven Dienst in der Halle oder wenn Not am Mann war. Statt dessen setzte Roth seinen Ehrgeiz daran, junge Leute weiterzubringen – ein Hauptgrund für ihn, das Schiedsrichter-Geschäft so lange und so intensiv zu betreiben.

Funktionär seit 1986

Im gleichen Jahr, 1986, gehörte er dem Gruppenausschuss an, von 1996 bis 2010 war er Obmann der Schiri-Gruppe Neuburg, von 2010 bis 2012 Obmann der Bezirks-Schiedsrichter und von 2014 bis vor Kurzem füllte er erneut den Posten des Kreis-Obmanns aus.

In dieser langen Zeit hat sich selbstverständlich vieles geändert. Die Digitalisierung auf allen Ebenen schreitet rasch voran – für Roth ein Anlass, sich zurückzuziehen. „Muss ich das noch haben? Nee! Die jungen Leute sind damit aufgewachsen. Sie sollen übernehmen.“ Auch die Professionalisierung nimmt zu. Einerseits eine positive Entwicklung, findet der 74-Jährige. „Wir hatten anfangs nur einen Bezirksliga-Schiedsrichter.“ Aber manchen Forderungen, die heute an Unparteiische gestellt werden, kann Roth nicht zustimmen. „Es ist immer noch ein Hobby.“ Vor allem aber gehe das Leistungsprinzip zu Lasten der Kameradschaft, findet er. „Das Menschliche bleibt auf der Strecke. Das geht so weit, dass man den anderen nicht mehr lobt, um nicht selbst ins Hintertreffen zu geraten.“

Schlimm findet Jürgen Roth die zunehmende Gewalt auf den Sportplätzen. „Jedes Wochenende ist woanders Trouble. Das hat im Fußball nichts verloren.“ Gleichzeitig betont er: „In Neuburg ist die Welt noch in Ordnung. Bis auf eine Ausnahme hatten wir noch keine Spielabbrüche und da hat’s innerhalb einer Mannschaft Ärger gegeben.“

Der Obmann hat stets auf Kommunikation und eben auch auf Kameradschaft gesetzt. Dazu gehören etwa Sportfrühschoppen, Kameradschaftsabende oder das Schiedsrichter-Hallenturnier. „Da schweißt sich was zusammen“, ist der langjährige Obmann sicher.

Gegenseitiges Verständnis

Großes Augenmerk hat Roth stets auf ein gegenseitiges Verständnis mit den Vereinen gelegt. „Das führt dazu, dass die Vereine nicht ausflippen, wenn es mal eine schlechte Schiedsrichter-Leistung gibt. Und wir Schiedsrichter erfahren, was den Vereinen wichtig ist.“

Eine weitere Aufgabe, um die sich sein Nachfolger kümmern muss, ist Suche nach neuen Schiedsrichtern. Derzeit gibt es in der Neuburger Gruppe 184 Unparteiische. Nicht schlecht. Aber es waren schon mal 235. Das führt dazu, dass seit etwa eineinhalb bis zwei Jahren die Zuteilung nicht nach Leistungsfähigkeit erfolgen kann, sondern es muss einfach jemand auf dem Platz stehen. In diesem Zusammenhang dankt Roth allen, die sich zur Verfügung stellen.

„Tolle Typen im Juniorenbereich“

Er betont aber auch: „Wir haben im Juniorenbereich tolle Typen und es ist wichtig, diese Jungen ins Team zu integrieren.“ Was optimistisch stimmt: „Die jüngste offizielle Schiedsrichter-Assistenten-Ausbildung hat am 22. Juni stattgefunden und es haben sich 34 Teilnehmer gemeldet. Das hat’s noch nie gegeben.“

DK



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