Galerie des Kunstvereins
Künstler Dieter Breitschwerdt zeigt beeindruckende Arbeiten mit erstaunlicher Wirkung

17.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:52 Uhr

Schaut auf den ersten Blick aus wie weggeworfener Krempel, ist aber aufwendige, kleinteilige Kunst. Fotos: Marcus Fiege

Der Kunstverein Schrobenhausen hat eine bemerkenswerte Ausstellung konzipiert. Und zwar mit dem 77-jährigen Münchener Künstler und Multitalent Dieter Breitschwerdt. Sie ist an diesem Wochenende Wochenende in der Galerie des Kunstvereins in der Regensburger Straße zu sehen.

Eröffnet wurde Ausstellung vergangene Woche. Nach der Begrüßung durch die stellvertretende Vorsitzende des Kunstvereins, Angelika Schweiger, führte die langjährige Freundin des Künstlers und Kunstkennerin, Renate Elgner, in das Leben und die Werke Breitschwerdts ein. Zuerst erzählte sie, dass nach der Anfrage des Kunstvereins, dem Künstler ein komischer Zufall den Weg gewiesen habe. In München, wo der Künstler wohnt, sei er an einer Umleitung vorbeigekommen, wo auf einem Wegweiser in großen Lettern „via Schrobenhausen“ stand. Das habe ihn dazu motiviert , für die Ausstellung Werke aus seinem großen Fundus auszuwählen und neue zu erschaffen.

Ganz neu: die aufwendigen Mondbilder

Ganz neu sind nämlich die sogenannten Mondbilder. Mittels Hitze wird auf Papier ein Brandmuster in verschiedenen Brauntönen erzeugt, die der Künstler dann partiell mit Schablonen in Rundformen übermalt. Er assoziiert mit den Formen den Mond, den er als Kind schon versucht habe zu zeichnen. Überhaupt liebt Breitschwerdt das Runde, was nicht verwundert, da er früher selber ein begeisterter und talentierter Fußballer war.

Die Bilder an der gegenüberliegenden Wand in Schabtechnik beschreibt Elgner so: „In Dieters Bildern vermischen sich die Grenzen zur Malerei. Schwarzes Papier wird mit weißer Farbe übermalt, vor Beginn des Malaktes werden Teile des Papiers mit Klebeband abgedeckt, spätere Leerstellen im Bild. Mit einem einfachen Gegenstand, Dieter nimmt dafür einen Korken, wird in die noch feuchte weiße Fläche hineingearbeitet. Man muss schnell arbeiten, da die Farbe auf dem speziellen Papier schnell trocknet. Durch diese Verdrängung der Farbe zeigt sich das Schwarz wieder – die geschabte Struktur.“ Dieter Breitschwerdt sagt zu seiner Arbeitsweise: „Meine Zeichnungen sind rhythmische Flächen. Der Rhythmus ist in mir, er muss in der Zeichnung zum Tragen kommen.“

Der Tisch mitten im Raum ist gefüllt mit kleinteiligen, spielzeughaften Objekten, entstanden wie viele seiner Objekte aus Fundstücken, aus weggeworfenen, missachteten Requisiten der Alltagswelt. Anschauliche Miniaturen, die aussehen, als seien sie lange in Gebrauch gewesen. Es hätten einstmals vielleicht auch saubere Architekturmodelle sein können. In ihrer Menge wirken sie monochrom, eine verlassene Miniaturstadt, jedes für sich aber spannend und alle in ihrer Reihe wie Planquadrate eines Stadtmodells.

In all den Werken spielt der Künstler in gewissem Sinn an seine ursprüngliche Arbeit als Schriftsetzer an. Das Aneinandersetzen von Formen, das Arbeiten mit Schablonen, das Abdecken, wo negativ zu Positiv wird.

Dieter Breitschwerdt blickt heute auf ein bewegtes, kreatives und schaffensreiches Leben zurück, auf über 100 Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland, Österreich und Spanien. Ankäufe seiner Werke finden sich unter anderem in München in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung, der Pinakothek der Moderne, der Staatlichen Grafischen Sammlung, der Akademie der Bildenden Künste und im Bayerischen Rundfunk sowie in Freiburg und Villingen- Schwenningen, um nur eine Auswahl zu nennen.

Dieter Breitschwerdt ist anwesend

Es gibt vieles zu entdecken in Dieter Breitschwerdts Kunst. Der Künstler ist während der Öffnungszeiten anwesend und steht für ein Gespräch zur Verfügung. Berührungsängste muss man aber nicht haben, weil Dieter Breitschwerdt nicht nur ein cooler Typ ist, wie Schweiger in Ihrer Begrüßung betonte, sondern auch ein ernsthafter Mensch und vor allem ein ernsthafter Künstler.

Die Ausstellung in der Galerie des Kunstvereins in der Regensburger Straße läuft noch bis 26. März, Öffnungszeiten: jeweils Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr.

SZ