Neuburg
Der Kostenexplosion entgegenwirken

Stadtrat beschließt Errichtung von Photovoltaikanlagen zur Stromproduktion für das Klärwerk

28.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:11 Uhr

Das Neuburger Klärwerk soll bald durch Photovoltaikanlagen auf Dächern des benachbarten Bauhofs mit Strom versorgt werden. Foto: DK-Archiv

Von Sebastian Hofmann

Neuburg – Angesichts der finanziellen Lage muss jede Investition der Stadt Neuburg gut überlegt sein, um diese allerdings kommt man schier nicht herum: Der Stadtrat hat in seiner Sitzung am Dienstag beschlossen, Photovoltaikanlagen auf zwei Dächern des Bauhofs zu installieren. Diese sollen den hohen Strombedarf des benachbarten Klärwerks decken – dessen Verbrauch kostet nämlich monatlich aktuell rund 34100 Euro. Auch der Bauhof soll sich bald selbst versorgen.

Nicht zuletzt wegen dieser Summe meinte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU): „Da können wir so richtig Kosten sparen.“ Rund 167000 Kilowattstunden Strom braucht die Kläranlage in der Grünauer Straße aktuell jeden Monat, um die Abwässer der Ottheinrichstadt zu reinigen. Angesichts der rasant gestiegenen Strompreise, deren zukünftiger Kurs auch von Experten kaum vorhergesagt werden kann, ein enormer Faktor im kommunalen Haushalt. Deshalb kam die Verwaltung nun mit dem Vorschlag, in dieser Sparte auf Selbstversorgung umzustellen, denn eine Lösung liegt – im Wortsinne – nahe.

So sollen ab kommendem Jahr einige Dächer des benachbarten Bauhofes genutzt werden. Konkret geht es um das etwa 1100 Quadratmeter große Dach der Fahrzeughalle, die direkt neben dem Klärwerksgelände liegt. Das Satteldach der Halle hat praktischerweise eine Nord-Süd-Ausrichtung des Firsts, so dass beide Dachhälfte, die eine im Osten, die andere im Westen, genutzt werden können.

Auf dieser Fläche sei es laut Verwaltung möglich, insgesamt 450 Photovoltaikmodule zu installieren, die eine Gesamtleistung von 171 Kilowatt in der Spitzenproduktion erbringen. Die Grundlast an Stromverbrauch im Klärwerk liege etwa ein Watt unter dieser Leistung. Das hat zur Folge, dass der komplette PV-Strom vom Bauhof im Klärwerk verbraucht würde, es würde nichts ins Netz eingespeist. Sollte doch mehr produziert als verbraucht werden, könne man die Anlage auch regulieren. Damit entfällt eine Einspeisevergütung, was den bürokratischen Aufwand für die Stadtverwaltung in Grenzen hält.

Aktuell rechnet man mit Gesamtkosten von rund 316000 Euro für die komplette Anlage, wobei etwa 291000 Euro auf Beschaffung und Montage entfallen sollen. Etwa 15000 Euro Planungskosten sind angesetzt, zudem rechnet die Verwaltung mit 10000 Euro, die es braucht, um die Elektrik im Klärwerk auf die PV-Anlage anzupassen. Bereits in diesem Haushalt stehen entsprechende Mittel bereit, in den des Jahres 2023 sollen weitere Finanzen eingeplant werden. Schon in vier Jahren soll sich die Anlage allerdings amortisiert haben, nach diesem Punkt würde sich die Stadt also jeden Monat mehrere 10000 Euro sparen.

Auch der Bauhof selbst gehört zu den stromintensiven Abteilungen der Neuburger Stadtverwaltung, weshalb eine zweite PV-Anlage geplant ist. Diese soll auf der südlichen Hälfte der neuen Halle im Norden des Geländes errichtet werden. Rund 45500 Kilowattstunden braucht der Bauhof jährlich – auf einen Monat heruntergebrochen entspricht dies etwa 3792 Kilowattstunden und damit dem Jahresverbrauch eines durchschnittlichen Haushalts. Für insgesamt 96500 Euro soll deshalb die zweite Anlage helfen, Strom zu sparen, indem er selbst produziert wird. Wie beim anderen Projekt gilt auch hier: Es soll nur so viel Strom produziert werden, wie verbraucht wird, eine Einspeisung also ebenso nicht erfolgen. Berücksichtigt wird auch der Bau eine E-Ladesäule, da sich die Stadt verpflichtet hat, in Zukunft wenn möglich und sinnvoll Elektrofahrzeuge in ihren Fuhrpark aufzunehmen.

Grünen-Fraktionssprecher Gerhard Schoder lobte das Vorhaben und trat mit seinem Redebeitrag eine Diskussion los. Er regte an, auch das Dach der Salzlagerhalle zu nutzen, es eventuell einer Bürgerenergiegenossenschaft zum Bau einer Photovoltaikanlage anzubieten. Gegenwehr gab es von OB Gmehling und Vize-Bürgermeister Johann Habermeyer (FW). Beide betonten, dass die Salzlagerhalle zum einen im Trassenverlauf der möglichen Osttangente liegen könnte und vielleicht abgerissen werden müsse. Zum anderen erklärten sie, dass das Dach mit Asbestplatten eingedeckt ist und deshalb nicht angebohrt werden dürfe. Schoder zog daraufhin resigniert seinen Antrag zurück.

Letztlich stimmte der Stadtrat geschlossen für die beiden Photovoltaikanlagen. Diese könnten unter Umständen im letzten Quartal des kommenden Jahres bereits in Betrieb gehen.

DK