Missverständnis beendet
Der FC Ehekirchen blickt nach der Trennung von Benjamin Flicker nach vorne – am Sonntag in Aystetten

09.08.2024 | Stand 09.08.2024, 14:22 Uhr |

Die beiden bisherigen Co-Trainer Christoph Hollinger (Foto) und Daniel Biermann werden erst einmal verantwortlich die Geschicke der Ehekirchener Mannschaft leiten. Möglicherweise bleibt es sogar bei dieser internen Lösung. Foto: Worsch

Auch ein paar Tage danach ist das überraschende Aus von Benjamin Flicker beim FC Ehekirchen noch ein großes Thema im regionalen Fußball. Während der Ex-Trainer in diesen Tagen an mehreren Stellen über seine Gründe spricht und dabei vor allem die Ehekirchener Vereinsführung anklagt, versucht man beim FCE zur Normalität überzugehen und nach vorne zu blicken. Am Sonntag (15 Uhr) ist der Landesligist beim SV Cosmos Aystetten gefordert, Christoph Hollinger und Daniel Biermann werden das Team vorerst betreuen.

Landesliga SüdwestSV Cosmos Aystetten- FC Ehekirchen (Sonntag, 15 Uhr)
Im Nachhinein ist man ja immer schlauer. Doch ein paar Sätze aus dem vergangenen Frühjahr lesen sich mit dem heutigen Wissen fast schon wie ein prophetisches Warnsignal, das damals freilich niemand erkannt hatte. Flicker sprach im März, als gerade frisch vorgestellter FCE-Trainer, von „professionellen Strukturen“ und einem „möglichst optimalen Arbeitsumfeld“, das er in Ehekirchen sehe.

Diese Beziehung „matchte“ nicht

Das war einerseits als Lob zu verstehen, andererseits mit bestimmten Erwartungen verknüpft. Die Antwort von Fußballabteilungsleiter Markus Bissinger war die: „Wir geben unser Bestes. Und dann hoffen wir mal, dass wir mit unseren Vorstellungen perfekt zusammenpassen.“

Passten sie nicht. Das ist seit Anfang dieser Woche klar, als in Ehekirchen ein großes Missverständnis wohl noch rechtzeitig beendet wurde. Weil beide Parteien festgestellt haben, dass die Zusammenarbeit zwischen der Sportlichen Leitung, vertreten durch Markus Bissinger, und Benjamin Flicker auf verschiedenen Ebenen doch nicht so funktioniert wie gedacht. Weil die Beziehung, wie man Neudeutsch sagen würde, nicht „matchte“.

Hier der überaus ehrgeizige Trainer, der sich seinen Kader gerne nach eigenen Vorstellungen zusammenstellen wollte und nach seinem Rücktritt immer wieder hervorhebt, wie viel Engagement er dabei selbst eingebracht habe. Da der Fußballchef, zwar ebenfalls ambitioniert, der aber vor allem Verein und Abteilung als großes Ganzes im Blick hat. „Mir geht es in erster Linie um die Chemie im Team“, erklärt Bissinger. Es sei kein Fehler gewesen, Flicker zu verpflichten, sagt er mit etwas Abstand. Trotzdem sei er froh, dass sich dieses Thema jetzt erledigt habe. Entflammt war die Situation schließlich an der verhältnismäßig unbedeutenden Diskussion um einen potenziellen Neuzugang, den Flicker gerne gehabt hätte. Davon ausgehend ging es bald auch um Zwischenmenschliches. Fehlendes Vertrauen und fehlende Ehrlichkeit: So die Hauptvorwürfe des Ex-Trainers in Richtung der Vereinsführung.

„Reisende soll man nicht aufhalten“

Bissinger möchte dazu am liebsten auch ein paar Tage danach nichts sagen. Nicht, weil er nichts zu sagen hätte, sondern weil er laut eigener Aussage keinen öffentlichen Schlagabtausch mit dem Ex-Trainer will. „Wenn das sein Gefühl ist, muss ich das akzeptieren. Reisende soll man bekanntlich nicht aufhalten“, sagt er nur. Der Blick gehe längst nach vorne. Und damit in Richtung von Personen, die in diesen Tagen irgendwie beide Seiten verstehen müssen. Christoph Hollinger und Daniel Biermann waren schon vorher Teil von Flickers Trainerteam, gerade Hollinger ist aber auch eng mit dem FCE verbunden.

Beide haben jetzt die Verantwortung übernommen. „Das kommt überraschend“, sagt Hollinger. Er habe ja vor dieser Saison bewusst den Schritt ins Trainergeschäft gemacht. „Doch dass es jetzt so schnell eine solche Position wird…“, klingt er selbst noch ein bisschen verwundert – aber auch voller Vorfreude. Zunächst sollen die beiden interimsmäßig die Mannschaft führen. Nächste Woche werde man sich dann zusammensetzen. Dass es bei der internen Lösung bleibt, sei nicht ausgeschlossen, das betonen beide Seiten.Und die Mannschaft? Wie geht sie vor dem Auswärtsspiel beim noch sieglosen Aufsteiger (drei Unentschieden, eine Niederlage) in Aystetten mit der Situation um?

Hollinger hofft auf neue Energie

„Ich hoffe, dass wir noch näher zusammenrücken“, sagt Hollinger. „Und dass sich aus der Situation eine gewisse Energie ziehen lässt.“ Denn das Gute aus FCE-Sicht ist ja: Flicker hat sich zumindest mit dem ersten Saisonsieg, einem 3:1 gegen den TSV Wertingen, verabschiedet. „Insofern haben wir ja keine ganz schlechte Stimmung“, betont Christoph Hollinger. Missverständnisse ausgeschlossen.

DK


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