Schrobenhausen
Der 100-Jährige, der in die Jahre kommt

Der fast vergessene Schrobenhausener Malerbrunnen und sein (fast) vergessener Geburtstag

27.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:29 Uhr

Benno Millers Malerbrunnen im Drei Lindener Park hat in diesem Jahr 100. Geburtstag gefeiert. Foto: Floerecke

Schrobenhausen – Die Stadt und ihre Brunnen – da gibt es ja so einige. Manch einer befindet sich in der Altstadt wieder an Ort und Stelle, manch anderer ist abgebaut worden und wartet eingelagert auf bessere Zeiten – mal länger, mal kürzer. Und dann ist da noch der Jubilar, der in diesem Sommer, exakt am 2. Juli, 100 Jahre alt geworden ist: der Malerbrunnen im Park von Drei Linden.

An Franz von Lenbach sollte er erinnern, ihn aber nicht darstellen, das war der Plan der einstigen Schrobenhausener Stadtväter, die ihn in Auftrag gaben. Mit langem Kittel, schiefsitzendem Hut und Pinsel und Palette in der Hand steht die Brunnenfigur auch dieser Herbsttage über den Dingen, schaut in die Ferne. Bekanntlich nicht erst seit gestern.

Schwundrisse, offene Fugen und Stoßkanten

Was sie sich wohl denkt? Vielleicht, wie lange sich die Schwundrisse, offenen Fugen und offenen Stoßkanten am Brunnenbecken noch weiter ausdehnen? Oder, wann sie selbst und sein Muschelkalk mal die nötige Auffrischung bekommen? Vielleicht ja bis zum nächsten Jubiläum.

Geschaffen hat den Brunnen der Münchner Bildhauer Benno Miller (1894 bis 1955), es war also ein Frühwerk des Meisters, von dem sich heute auch Arbeiten im Lenbachhaus in München befinden, jenem Ort also, an dem die Herkunft des Namensgebers nach wie vor tunlichst verschwiegen wird. Es scheint ein Sport geworden zu sein, in München, wo Lenbach eines von wenigen Ehrengräbern am Westfriedhof bekommen hat, dessen wahre Herkunft zu verschleiern. Lenbach ist dort assimiliert, sollen sich die Leute auf dem Land auf die Hinterfüße stellen, wie sie wollen.

Die Schrobenhausener aber bleiben dezent, nennen sich zwar gern „Lenbachstadt im Spargelland“, stellen ihren berühmten Sohn aber dennoch bisher mit keinem Denkmal bildlich im öffentlichen Raum dar – und setzen damit eben jene Tradition fort, die dereinst, vor 100 Jahren, begann: mit dem Malerbrunnen für, aber ohne Lenbach.

Irgendwie folgerichtig, denn spätestens 20 Kilometer außerhalb der Schrobenhausener Stadtmauer wird es kaum noch jemanden geben, der Lenbach mit Schrobenhausen verbindet, zu übermächtig ist Lenbach mit seinen Gebäuden und Plätzen in der Landeshauptstadt. Immerhin können sich die Schrobenhausener im Stillen freuen, wenn sie in Drei Linden am Brunnen stehen und dem Malerbrunnen beim Verblassen zusehen, nach 100 Jahren in Schrobenhausen.

SZ