Exakt 31 Spielminuten waren am Samstag absolviert, als es in der Pipinsrieder Küchenstadel-Arena plötzlich mucksmäuschenstill wurde. Das Einzige, was deutlich zu hören war, waren Schreie – Gänsehaut erzeugende Schreie. Und sie stammten von Nico Karger: Mit schmerzverzerrtem Gesicht lag der FCP-Goalgetter nun da auf dem Rasen, schlug mit der rechten Hand immer wieder auf den Boden beziehungsweise hielt sie vor sein Gesicht.
Erlbachs Benjamin Schlettwagner hatte ihn unmittelbar zuvor heftig im Bereich der linken Achillessehne getroffen. Und Kargers Reaktion ließ nur einen Schluss zu: Bei diesem Foul muss wahrlich Schlimmes passiert sein. Die offiziell 338 Zuschauer im Stadion hofften, bangten in diesen Momenten mit dem 31-Jährigen, über fünf Minuten lang wurde er erstversorgt – um dann, gestützt von FCP-Klubpräsident Benny Rauch zumindest in Richtung Mannschaftskabine im Sportheim humpeln zu können.
Nein, in diesen Augenblicken dachte niemand an das Fußballspiel an sich. Beziehungsweise an das richtungweisende Verfolgerduell zwischen den gastgebenden Gelb-Blauen und dem amtierenden Meister der Bayernliga Süd, dem SV Erlbach. Aber wie heißt es immer so schön: „The Show must go on.“ Und die Show ging am Samstag weiter – sogar ganz nach Pipinsrieder Geschmack, denn zum Schluss gab es einen 2:0 (1:0)-Heimerfolg zu feiern.
Einen vollauf verdienten sogar, weil die FCP-Kicker genau das taten, was man auf dem extrem tiefen Geläuf tun mussten – nämlich den Abnutzungskampf gegen die körperlich sehr präsenten Gäste aus dem Landkreis Altötting annehmen und voll dagegenhalten. „Dass das Spiel kein Leckerbissen wird, war uns von vornherein klar gewesen“, bestätigt Co-Spielertrainer Mario Götzendörfer: „Andererseits wussten wir um die Wichtigkeit der Partie. Hätten wir nur einen Punkt geholt oder gar verloren, wäre unser Kontakt nach ganz oben im Klassement bereits ein bisschen abgerissen gewesen.“
Dass bereits in der achten Minute das 1:0 für die Hausherren fiel – „natürlich spielte uns das in die Karten“, gibt der 28-Jährige gerne zu: „Denn dadurch waren die Erlbacher gefordert, die Initiative zu übernehmen, was bei diesen schlechten Platzverhältnissen keineswegs ein Vorteil für sie war.“ In der Tat schienen gelungene Kombinationen auf dem sehr tiefen und zum Teil sogar morastigen Geläuf fast unmöglich zu sein. Aber nicht komplett – wofür der Pipinsrieder Führungstreffer als sehenswerter Beweis diente: Ein weiter Diagonalball von Ludwig Räuber fand in Angelo Mayer auf der linken Außenbahn einen dankbaren Abnehmer, der einstige Junioren-Nationalspieler setzte sich bis zur Grundlinie durch – und seine scharfe Hereingabe nach innen wurde schließlich von Fabian Benko eiskalt aus kurzer Torentfernung verwertet.
Mario Götzendörfer trifft erstmals für die Gelb-Blauen
In der Folgezeit war dann der von allen erwartete Abnutzungskampf angesagt – mit vielen Nickeligkeiten, Spielunterbrechungen. Und eben Kargers Verletzung als negativen Höhepunkt. Schiedsrichter Michael Krug von der unterfränkischen SB Versbach hatte seine liebe Mühe mit dem Match, musste insgesamt elfmal Gelb zücken. Aber um eine Gelb-Rote oder gar Rote Karte kam der 32-jährige Referee herum – was gerade aus Pipinsrieder Sicht (fünf Feldverweise in den sieben vorherigen Partie) durchaus erwähnenswert ist.
Die zweite Halbzeit begann dann wie die erste – nämlich mit einem frühen FCP-Treffer. Erzielt wurde er nun von Götzendörfer – mit einem staubtrockenen beziehungsweise komplett unhaltbaren 20-Meter-Knaller, der vom linken Innenpfosten aus seinen Weg in die Erlbacher Maschen fand (52.). „Wow, endlich mein erstes Pflichtspieltor für meinen neuen Verein“, freut sich der gebürtige Mittelfranke: „In der Vorwoche hatte ich noch Pech mit einem Lattenschuss. Diesmal jedoch traf ich die Kugel optimal – und ich hoffe schon, dass diesem einen Tor von mir noch einige mehr in der laufenden Saison folgen.“
Das 2:0 der Gelb-Blauen bedeutete eigentlich schon die Vorentscheidung an diesem Nachmittag. Zugegeben: Der SVE wirkte weiterhin bemüht, wollte das Blatt unbedingt nochmals wenden – aber seine Offensivkünste wirkten doch arg limitiert. Andererseits war so etwas fast schon zu erwarten – denn in ihren 13 vorherigen Saisonpartien hatten die Erlbacher gerade mal zwölf Tore erzielt, im Schnitt also nicht einmal eines pro Spiel.
Zum vierten Mal in der laufenden Saison „zu null“
Der FCP blieb derweilen nun zum vierten Mal in der laufenden Saison ohne Gegentreffer – und das, obwohl er am Samstag auf seinen rotgesperrten Abwehrchef beziehungsweise Kapitän Benedikt Lobenhofer verzichten musste. Dementsprechend zufrieden wirkt Josef Steinberger: „Bei den schlechten Platzverhältnissen war zwar nicht der Fußball möglich, den ich normalerweise gerne spielen lassen möchte – aber meine Jungs haben sich den Gegebenheiten gut angepasst, haben ihre Sache richtig gut gemacht. Und so können wir am nächsten Wochenende selbstbewusst nach Kottern fahren.“
Vielleicht sogar mit Karger? Der FCP-Chefcoach wirkt durchaus zuversichtlich: „Mit etwas Glück ist Nicos Verletzung doch nicht so schlimm, wie sie ursprünglich ausgeschaut hat. Ich bin jedenfalls guter Hoffnung, dass Nico schon zeitnah wieder angreifen kann – allerdings ohne bereits eine ganz genaue Diagnose zu kennen.“
SZ
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