Hohenwart
Das Moor als Geldquelle

Über CO<VersatzTief>2</VersatzTief> Regio könnten Landwirte in der Marktgemeinde Treibhausgaszertifikate verkaufen

01.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:42 Uhr

Feuchte Wiesen – wie hier bei Freinhausen – gibt es links und rechts der Paar schon jetzt. Aber reicht das, um Moorböden zu erhalten? Im Marktgemeinderat ist am Montag ein Konzept vorgestellt worden, das die Hohenwarter Kommunalpolitiker noch länger beschäftigen könnte. Foto: Hofmann

Von Bernd Hofmann

Hohenwart – 465 Hektar Moorboden gibt es in der Marktgemeinde Hohenwart – mehr hat landkreisweit nur Geisenfeld mit seinen großen Anteilen am Feilenmoos. Die Moorböden im Paartal bieten große Potenziale für den Klimaschutz, aber auch für neue Einnahmequellen, meint Jonas Galdirs vom Verein Energie effizient einsetzen (e-e-e). Im Marktgemeinderat sah das am Montagabend nicht jeder so.

Rathauschef Jürgen Haindl (FW) war auf Galdirs aufmerksam geworden, weil der das Leader-Projekt CO2 Regio bei einer Dienstbesprechung der Pfaffenhofener Landkreisbürgermeister präsentiert hatte. Bei CO2 Regio geht es, kurz zusammengefasst, darum, Treibhausgasemissionen auf regionaler Ebene auszugleichen. Da die Wurzeln des Projekts, an dem auch der Landkreis Pfaffenhofen und seine Leader-Gruppe beteiligt sind, im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen mit seinem Donaumoos liegen, ist die Renaturierung von Moorböden ein zentraler Ansatz. Auch die bayerische Staatsregierung hat ja inzwischen die Bedeutung intakter Moore für den Klimaschutz erkannt.

Hilfe auf dem Weg zur Klimaneutralität

„Ein intaktes Moor hat ganz viele Vorteile für uns“, betonte Galdirs am Montagabend bei seinem Vortrag im Marktgemeinderat. Es biete zum Beispiel auch Schutz vor Überschwemmungen – ein Moor halte Wasser wie ein feuchter Schwamm. Landwirtschaft sei mit angepasster Nutzung weiterhin möglich. Außerdem könnten die Besitzer der Flächen mit Photovoltaik Strom gewinnen. Und dann ist da das Moorkonzept von CO2 Regio, das Galdirs anbot: Treibhausgaszertifikate für die Wiedervernässung, die nicht nur Landwirten Geld brächten, sondern – über die Gewerbesteuer – auch der Marktgemeinde. Galdirs riet, nicht zu lange mit der Entscheidung zu warten: „Bis 2030 müssen Sie in der Gemeinde klimaneutral sein“, sagte er, und: „Ein Moor ist nicht von heute auf morgen vernässt.“

Während Galdirs von rund 16000 Tonnen CO2 pro Jahr sprach, die von den 465 Hektar Moorfläche im Gemeindebereich ausgestoßen würden, wenn sie nicht vernässt seien, sah Andreas Döhner (FW) ein deutlich niedrigeres Potenzial. Schließlich lägen umfangreiche Moorflächen bei Freinhausen in der Wiesenbrüterkulisse, seien also bereits Grünland mit weniger Ausgasung als intensiv landwirtschaftlich genutzte Äcker. Die Marktgemeinde sei bei der Nutzung ihrer Moorflächen schon jetzt vorbildlich, meinte der Biolandwirt aus Freinhausen. Für Hohenwart, wo die Moorflächen nahe an der Bebauung liegen, hatte Döhner Bedenken wegen nasser Keller: „Es ist unmöglich, in einem Moor einzelne Parzellen zu vernässen und andere davon auszunehmen.“ Galdirs entgegnete, dass man nach neuen Erkenntnissen mit zwei nebeneinander liegenden Gräben trockene von vernässten Flächen gut trennen könne. Allerdings sei es auch gar nicht nötig, alle 465 Hektar Moorboden zu vernässen. Man müsse intensiv darüber sprechen, in welchen Bereichen die Renaturierung sinnvoll sei – und auch auf die Landwirte zugehen und ihnen die Möglichkeiten aufzeigen.

Naturschutz-Eldorado Freinhausen

Wenn das Projekt mit Vernässung und Zertifikaten weiterverfolgt wird, dann, forderte Döhner, müsse man es mit schon laufenden Konzepten zusammenlegen, damit „alles aus einer Hand kommt“. Schließlich seien inzwischen mehrere Naturschutzfachleute im Paartal unterwegs, wobei Döhner das Team des Büros Natur-Perspektiven hervorhob, das rund um den Freinhausener Windsberg auch mit den Landwirten gute Kontakte pflege. Über CO2 Regio gab es am Montagabend keine Abstimmung – die Mitglieder des Marktgemeinderats dürften aber einige Denkanstöße mit nach Hause genommen haben.

SZ