Neuburg/Darwin
Bundeswehr spricht von vollem Erfolg

Taktisches Luftwaffengeschwader 74 Neuburg zieht eine positive Zwischenbilanz des Australien-Einsatzes

10.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:51 Uhr

Beeindruckende Szenen: Der sonderfolierte Neuburger Eurofighter (links), Air Ambassador, war innerhalb der Luftwaffenübung „Pitch Black“ im australischen Himmel zu sehen. Am Steuer saß der Chef der Deutschen Luftwaffe persönlich. Foto: Bundeswehr

Von Oberstleutnant Max-Joseph Kronenbitter

Darwin – „Es war eine verdammt gute Übung“, bilanziert Oberst Gordon Schnitger, Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 Neuburg, die zu Ende gegangene Übung „Pitch Black“ seines Verbandes unter der Führung der königlich australischen Luftwaffe. „Wir konnten alle vorgesehenen Flüge absolvieren. Der Erfahrungsgewinn durch die Einbindung von 17 verschiedenen Nationen in das im Übungsverlauf immer komplexer werdende Szenario war enorm“, so der Kontingentführer des rund 250 Männer und Frauen umfassenden Kommandos aus Neuburg.

Malaysia, Japan, Singapur, Indien – sich mit diesen und weiteren Staaten fliegerisch und technisch auszutauschen war das Ziel bei der erstmaligen Teilnahme an der Übung auf der anderen Seite der Erde. So besuchten sich Techniker gegenseitig an Maschinen, die sie noch nie aus der Nähe gesehen hatten. Ein Mitflug eines deutschen Eurofighter-Piloten in einer indischen Suchoi-30 russischer Bauart zählte für die Soldatinnen und Soldaten zu den Höhepunkten auf fliegerischer Seite.

„Die Australier präsentierten sich als hervorragende Gastgeber“, stellt Oberst Gordon Schnitger nach der Abschluss-Zeremonie zufrieden fest. Aber auch die Deutschen waren, trotz gelegentlicher Nachflüge offensichtlich ein gern gesehener Gast. Auffallend viele VIP-Besuche australischer Politiker im deutschen Kontingent hatten vor allem einen Grund: alle wollten den sonderfolierten „Air Ambassador“ sehen, jenen Eurofighter aus Neuburg, auf dem die Flaggen der teilnehmenden Nationen abgebildet sind. Dieser war – als einziges Kampfflugzeug in buntem Outfit – auch der „Eyecatcher“ bei dem Tag der offenen Tür, zu dem über 26 000 Besucher auf den militärischen Teil des Flugplatzes im australischen Darwin strömten.

In unzähligen Gesprächen an dem Fotomotiv schlechthin stellten die Soldatinnen und Soldaten fest, dass es dort viele deutsche Auswanderer gibt, die sich über einen Ratsch in der Muttersprache freuten. Der Vorbeiflug aller beteiligten Flugzeugmuster an dem für seine kitschigen Sonnenuntergänge berühmten Mindil-Beach ist ein weiterer gesellschaftlicher Höhepunkt bei dieser seit Jahrzenten alle zwei Jahre stattfindenden Übung namens „Pitch Black“. Die „International Night“, bei der die Neuburger in Dirndl und Lederhosen Bier und Obazden kredenzten und im Gegenzug Sake und Sushi bei den in Kimonos gewandeten Japanern probierten, war dagegen ein rein internes Event für die weit über 2500 Übungsbeteiligten.

„Mein eindrucksvollster Moment hier in Australien war die Landung des allerersten Eurofighters auf australischem Boden“, so Oberst Schnitger. Der Neuburger Kommodore führte persönlich die aus fünf Eurofightern bestehende Formation aus Singapur kommend an und landete vor vier Wochen auf der Luftwaffenbasis Darwin im Northern Territory.

Nach der Beendigung von „Pitch Black“ und vor Beginn der nächsten internationalen Übung „Kakadu“ dürfen die Männer und Frauen des Geschwaders das Wochenende für Exkursionen in der Umgebung nutzen. Springende Krokodile im Adelaide-Fluss oder ein Bad in den zahlreichen, meist Krokodilfreien, Wasserbecken der Nationalparks stehen im Fokus der Freizeitaktivitäten in den Outbacks von Down Under.

Nicht zuletzt heißt es Kräfte zu sammeln für die nächste Übung. In den kommenden zwei Wochen beteiligt sich das Neuburger Geschwader an der Seekriegsübung „Kakadu“, zu der die australische Navy neben Deutschland noch viele weitere Nationen eingeladen hat.

Bei der Rückverlegung von Australien legen drei Eurofighter einen Zwischenstopp in Singapur ein, um mit der dortigen Luftwaffe weitere Übungsflüge zu unternehmen. Die drei anderen Jets, darunter der sonderfolierte „Air Ambassador“ fliegen auf Einladung Japans nach Tokio, um gemeinsame Luftoperationen zu trainieren. Spätestens Mitte Oktober sollen alle wieder wohlbehalten zurück in Bayern sein.

„Unser Engagement im Indo-Pazifik darf aber keine einmalige Sache bleiben. Daher ist es gut, dass nach der Marine im letzten Jahr, wir in diesem, das Heer im nächsten Jahr an einer Übung in Australien teilnehmen“, sagte der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, bei seinem Besuch in Australien. Diesen nutzte Deutschlands oberster Kampfpilot auch zu einem gemeinsamen Flug mit dem Chef der australischen Luftwaffe, Air Marshal Robert Chipman, und dem Kommandeur der US amerikanischen Luftwaffe im Pazifik, General Kenneth S. Wilsbach.

DK