
Bergheims Bürgermeister Tobias Gensberger begrüßte heuer die Gemeindebürgerinnen und -bürger in Unterstall zur Bürgerversammlung. Dabei konnte er durchaus positive Nachrichten verbreiten. Foto: Heumann
In Bergheim ist die Welt offensichtlich in Ordnung. Nach geballten drei Stunden Sachinformation durch Bürgermeister Tobias Gensberger, Kämmerin und zwei Techniker gab’s in allgemeiner Aufbruchsstimmung nicht eine Wortmeldung. Die Frage, die alle beschäftigt, war zuvor schon gestellt, kann aber erst im kommenden Herbst beantwortet werden. Da soll es eine eigene Bürgerversammlung nur zum Thema Kläranlage geben: Was kostet das alles den einzelnen Bürger?
Bis 2026, rechnen die Planer, soll das Großobjekt einmal abgeschlossen sein. Von den derzeit drei Kläranlagen im Gemeindegebiet soll nur die eine im Kernort übrig bleiben. Die ist gerade mal sechs Jahre alt und so konzipiert, dass sie Reserven noch auf geraume Zeit hat. Die Abwässer aus den Ortsteilen Attenfeld und Unterstall müssen über die acht Kilometer Druckleitung nach Bergheim gepumpt werden, unterwegs wird auch das Schulz-Betriebsgelände mit den anstehenden Erweiterungsbauten angeschlossen. Die alten Klärbecken dienen fortan als Rückhalte-Vorrichtungen.
Letzte Untersuchungen laufen
Noch laufen die letzten Untersuchungen zur konkreten Schmutzfrachtberechnung, alle drei Orte verfügen mehrheitlich über ein Mischwassersystem, die entsprechende Rückhalte-Volumen erforderlich machen. Bis Spätsommer sollen die wasserrechtlich relevanten Daten stehen, dann geht es an die Förderanträge.
An Bruttokosten stehen zur Stunde fünf bis sechs Millionen Euro im Raum. Davon geht die Förderung ab, auf der anderen Seite stehen Kanalsanierungen, die sich jetzt schon abzeichnen. So müsse etwa auch die längst fällige Sanierung des Fährenwegs genau aus diesem Grund auch heuer nochmals warten, wie es hieß. Auch hier sei der Kanal mit fällig.
Ausbau innerhalb von eineinhalb Jahren
Dickes Plus bei den Kosten – wie der Beeinträchtigung durch Bauarbeiten: Die Druckleitung folgt im Teilabschnitt der Kreisstraße, deren Erneuerung längst beschlossene Sache ist. Kreis und Gemeinde wollen die Arbeiten koordinieren. Gleichzeitig werden Gasleitung und ein Glasfaserleerrohr mitverlegt. Dieses will die Gemeinde dann dem Anbieter offerieren, für den die Ausschreibung jetzt anläuft, der Ausbau muss dann innerhalb von eineinhalb Jahren erfolgen, wie referiert wurde.
Jawohl: eine Gasleitung. Wahrscheinlich wird Bergheim landesweit zu den letzten Gemeinden gehören, die noch ein durchgängiges Gesamtnetz bekommt. Nachdem sich im Hauptort selbst letztlich eine Anschlussquote von 86 Prozent ergab, hier bis Pfingsten sämtliche Hausanschlüsse abgeschlossen sein sollen, stand, zeitlich später gestartet, hinter Unterstall ein dickes Fragezeichen zur Zukunft Gas. Letztlich wurden es auch hier gut 75 Prozent der Haushalte, die das Angebot der Schwaben-Netz GmbH annahmen; bei lediglich 60 Prozent lag die Marke, die für den Anbieter eine Ausbaupflicht bedeutete.
Und, so wurde an diesem Abend deutlich, Bergheim rüstet für die Zukunft: Was auch immer an Gas durch diese Leitungen fließen wird – diese sind jedenfalls auch schon mal Wasserstoff-tauglich. Das Leitungsnetz, das die Gemeinde in Teilbereichen in früheren Jahren in Eigenregie errichtete, wird vom neuen Betreiber übernommen; rund eine halbe Million Euro kann die Gemeinde dafür wohl kassieren.
jfh