Turbulente Marktlage trübt das Ergebnis
Bürger-Energie-Genossenschaft sieht sich gut aufgestellt und treibt zahlreiche Projekte voran

06.08.2024 | Stand 06.08.2024, 17:00 Uhr |

Die Bürger-Energie-Genossenschaft hatte zu ihrer elften Generalversammlung nach Schrobenhausen eingeladen. Dabei bekamen die Mitglieder Einblicke in Wirtschaftsdaten und laufende Projekte. Foto: BEG Neuburg-Schrobenhausen-Aichach-Eichstätt eG

Auch im Geschäftsjahr 2023 ist die Bürger-Energie-Genossenschaft (BEG) Neuburg-Schrobenhausen-Aichach-Eichstätt weiter gewachsen. Das hat die BEG in einer Pressemitteilung über ihre elfte Generalversammlung verkündet und mit Zahlen belegt. Die Bilanzsumme habe inzwischen die Sieben-Millionen-Euro-Marke überschritten.

Das sei vor allen Dingen dem Anwachsen des Anlagevermögens und den Investitionen im Bereich der Wärmenetze – zum Beispiel im Neubaugebiet Kellerbergbreite in Schrobenhausen und in Königsmoos – zu verdanken, erklärte Geschäftsführer Matthias Haile. Mit ihren knapp 800 Mitgliedern steuere die BEG auf eine Million Euro beim Genossenschaftskapital zu. Noch erfolge zwar wegen des laufenden Verlustvortrags keine Ausschüttung, doch viele erfolgversprechende Projekte stünden in der Pipeline, führte Haile weiter aus.

Negatives Ergebnis im Geschäftsjahr 2023

Zusammen mit „21 engagierten Kolleginnen und Kollegen“ im Team in Sandizell sei das eine gute Basis, um die Energiewende vor Ort voranzubringen, ergänzte der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Widuckel, der im Bauer-Konferenzgebäude in Schrobenhausen durch die Generalversammlung führte. Fast 100 Mitglieder der Genossenschaft informierten sich dort über die aktuellen Wirtschaftsdaten und die laufenden Projekte.

Sie erfuhren dabei auch, dass die turbulente Marktlage der vergangenen Jahre für Unklarheiten und Schwierigkeiten bei der Vermarktung des Stroms gesorgt habe. Die Marktwerte für Wind und Solar seien nach 2022 deutlich gesunken, Projektumsetzungen hätten sich verzögert, geplante Rückflüsse verspätet. Dadurch habe die BEG einiges an Anlauffinanzierung zu leisten gehabt. Ein negatives Ergebnis für das Geschäftsjahr 2023 sei somit nicht zu vermeiden gewesen. Die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat sei, so die BEG in ihrer Pressemitteilung weiter, dennoch ohne große Diskussion mit nur drei Enthaltungen erfolgt.

Ein Alleinstellungsmerkmal und Standbein der BEG seien Energiekonzepte für die Kommunen. Hier sieht der Vorstandsvorsitzende Peter Mießl laut Pressemitteilung das große Potenzial der BEG darin, die Kommunen beim Part der Bürgerbeteiligungen zu unterstützen: „Die Netze gehören in Bürgerhand, da sollen sie finanziert werden und auch die Rendite abwerfen“, sagte er.

Sonnenstrom von Audi und aus der Högenau

Ein weiteres Standbein der BEG sei der Bereich Sonne, also Photovoltaikanlagen. Eine Freiflächenanlage in der Högenau stehe kurz vor der Inbetriebnahme, berichtete Vorstand Manfred Rößle, bei der Dachflächenphotovoltaikanlage auf Parkhäusern der Audi AG seien die Bauarbeiten so gut wie abgeschlossen, es laufe die Akquise der Beteiligungen. In den Startlöchern stünden zudem die Realisierung einer PV-Dachanlage in Wemding und eine PV-Freiflächenanlage in Gachenbach.

Im Bereich Wind stellte Alfred Seitz Kooperationsprojekte an den Standorten Ebenrieder Forst sowie Münster-Holzheim vor. Für die Realisierung von mehreren Projekten sei der Vorbescheid eingereicht worden, Flächensicherung und Naturgutachten liefen vielversprechend, sagte Seitz.

Bei der Windenergie am Ball zu bleiben, sei aktuell besonders wichtig, ergänzte Widuckel. Große Kapitalgeber würden versuchen, den Markt zu beherrschen. Um die Bürgerinnen und Bürger auch hier weiter beteiligen zu können, sei es umso wichtiger, gemeinsam mit den Kommunen dranzubleiben.

Die kalten Nahwärmenetze in Königsmoos liefen gut, verriet Vorstand Bernd Weber. Das Netz im Schrobenhausener Baugebiet Kellerbergbreite warte auf die Anschlussnehmer, das bestehende Nahwärmenetz Möckenlohe werde erweitert. Ein Forschungsprojekt mit der Technischen Hochschule Ingolstadt befinde sich in der Bearbeitung. Zudem sollen neu gegründete Projektentwicklungsgesellschaften für die Bereiche Wind und Sonne dabei helfen, eventuelle Projektrisiken von der BEG und ihren Mitgliedern abzuhalten – das sei ein übliches Vorgehen in einer BEG, erklärte Weber.

SZ

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