Neuburg/Schrobenhausen
BRK-Rettungsdienstleiter: Der eine geht, der andere kommt

Auf Peter Erdle folgt Marc Pickl – Der Vorgänger schaut aber weiter zweimal die Woche vorbei

11.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:28 Uhr
Ralf Schmitt

Der „Alte“ erklärt es dem „Neuen“: Gerne nimmt Marc Pickl (rechts) die Ratschläge aus dem großen Erfahrungsschatz von Peter Erdle entgegen. Foto: Schmitt

Von Ralf Schmitt

Neuburg/Schrobenhausen – Peter Erdle hat sich Ende März nach über 20 Jahren als Rettungsdienstleiter vom BRK-Kreisverband Neuburg-Schrobenhausen verabschiedet. Doch im Ruhestand ist er nach wie vor nicht. Der 64-Jährige ist weiterhin zweimal in der Woche für den Verband tätig – und kann seinem Nachfolger Marc Pickl so durchaus noch den einen oder anderen Ratschlag geben. „Nach über 40 Jahren Dienstzeit geht man nicht so einfach von heute auf morgen“, erklärt Erdle sein ungebremstes Engagement.

Schon während seiner Ausbildung zum Bürokaufmann war für den gebürtigen Augsburger klar, dass das nicht sein weiterer beruflicher Lebensweg bleiben würde. Erdle, er war über das Ehrenamt zum Roten Kreuz gekommen, legte 1978 die Prüfung zum Rettungssanitäter ab. Da es zu dieser Zeit noch keine Notfallsanitäter gab, war das die höchstmögliche Qualifizierung im Rettungsdienst.

Zu Erdles Glanzlichtern in mehr als vier Jahrzehnten gehört sicherlich eine Hausgeburt vor etlichen Jahren an Heiligabend. Positive Eindrücke haben vor allem die Einsätze hinterlassen, bei denen er Menschen helfen konnte. „Noch immer rufen Leute an, die sich für die Hilfe bedanken. Eine größere Bestätigung und Wertschätzung gibt es nicht“, resümiert er.

Aber es gab auch weniger schöne Einsätze, von denen der Teilzeit-Rentner Peter Erdle berichtet. Nur ungern erinnert er sich an einen schweren Verkehrsunfall zwischen Joshofen und Bergheim, bei dem sechs Menschen ums Leben kamen. Auch der tödliche Unfall eines Auszubildenden vor knapp drei Jahren hat sich nachhaltig bei ihm eingeprägt: „So etwas vergisst man nicht.“

Für seine Zukunft freut sich Peter Erdle auf die dazu gekommene Freizeit. Die will er für ausgedehnte Wohnwagenfahrten nutzen. „Auch die Familie, hier vor allem meine zweijährige Enkelin Finja, soll nicht zu kurz kommen.“

Seinem Nachfolger Marc Pickl wünscht er ein ähnlich gutes Arbeitsklima mit den Kollegen, wie er es hatte. „Das ist heute leider nicht mehr selbstverständlich“, bedauert Erdle.

Sein Nachfolger, der die Stelle am 1. April antrat, ist kein Unbekannter in der Dienststelle. Bereits seit zehn Jahren fährt Marc Pickl Rettungsdienstwagen in Neuburg. Der gebürtige Nürnberger wohnt in der Nähe von Treuchtlingen und pendelt die Strecke täglich. „Mir gefällt es in Neuburg und der Umgebung sehr gut, aber ich habe ein eigenes Haus und das möchte ich nicht verkaufen. Außerdem sind hier die Preise auch deutlich höher“, begründet der 44-Jährige diese Entscheidung.

Pickl ist wie Erdle über das Ehrenamt zum Roten Kreuz gekommen. „Meine Familie hat mir schnell klar gemacht, dass es Rumlungern nach der Schule nicht gibt. Ich wollte etwas Sinnvolles machen und habe mich für den Rettungsdienst entschieden. 27 Jahre später sitze ich jetzt hier“, erklärt Pickl kurz seinen Werdegang.

Voraussetzung für die Neubesetzung der Rettungsdienstleitung war ein abgeschlossenes Studium. Das kann Pickl nicht ganz nachvollziehen. Der Medizinpädagoge mit Masterabschluss denkt dabei immer an die Worte seines Vaters: „Man darf Intelligenz nicht mit Bildung verwechseln.“ Für seinen „nicht-studierten“ Vorgänger Erdle hat er, auf dieser Weisheit basierend, nur Lob übrig: „Ich habe von Peter in den letzten Jahren mehr gelernt als von jedem Professor an der Universität“, sagt Pickl.

Vor seiner neuen, verantwortungsvollen Aufgabe, hat er „großen Respekt“. Auch weiß er, dass nicht nur schöne Erlebnisse auf ihn zukommen werden. „Sehr wichtig ist es, nach Feierabend die nötige Distanz zu den Einsätzen zu finden“, so Pickl.

In einem weiteren Punkt sind sich der alte und der neue Dienststellenleiter einig: Sie wünschen sich mehr Respekt der Bevölkerung allen Rettungskräften gegenüber. „Es kann nicht sein, dass immer häufiger Einsatzkräfte behindert oder sogar angegriffen werden. Wir wollen alle nur helfen“, so Pickl sichtlich erregt. „Und die Angriffe gehen quer durch alle Alters- und Bevölkerungsschichten“, ergänzt Erdle aus langjähriger Erfahrung. Nach ihren Worten hat Neuburg in dieser Beziehung schon lange das Kleinstadtflair verloren. „Bei uns geht es teilweise zu wie in einer Großstadt. Ich könnte da ganze Bücher schreiben“, versichert Peter Erdle glaubhaft. Marc Pickl nickt fast bedauernd aber zustimmend.

DK