Neuburger Eurofighter
Bis ans andere Ende der Welt

Taktisches Luftwaffengeschwader 74 verlegt einige Eurofighter und rund 250 Soldatinnen und Soldaten für eine Übung nach Australien

15.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:48 Uhr

Unter Führung dieser speziell lackierten Maschine haben am Montag acht Eurofighter von Neuburg aus Richtung Australien ab. Foto: S. Hofmann

Von Sebastian Hofmann

Zell – Große Herausforderung für das Taktische Luftwaffengeschwader 74 Neuburg: Der Militärverband hat sich am Montagnachmittag zu einer Übung aufgemacht und reist dazu ans andere Ende der Welt. In Australien werden neben sechs Eurofightern von der Basis Zell zahlreiche Soldatinnen und Soldaten und viel Material benötigt. Die Reise für die Eurofighter sollte dabei mit nur zwei Zwischenstopps gelingen.

In Neuburg und Umgebung waren am zurückliegenden Wochenende die Transportmaschinen vom Typ A400M wohl deutlich auffälliger als die Jets, an die sich Bürgerinnen und Bürger des nördlichen Landkreises wahrscheinlich größtenteils in den vergangenen Jahrzehnten gewöhnt haben. Die großen Propellermaschinen waren auf den Nato-Flugplatz nach Zell gekommen und hatten Ausrüstung und Material für die Übung „Rapid Pacific“ aufgenommen, an der sich die Deutsche Luftwaffe in diesem Jahr beteiligt. 250 Männer und Frauen nehmen daran teil, die meisten davon vom Taktischen Luftwaffengeschwader 74 Neuburg.

Während für Transportflieger lange Reisen über mehrere Kontinente alles andere als ungewöhnlich sind, stellt eine Strecke von 22400 Kilometern eine Besonderheit für die Eurofighterpiloten dar – und noch dazu eine logistische Herausforderung. Deshalb gibt es zwei Zwischenstopps nach jeweils etwa sieben Stunden Flugzeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Singapur. Wenn die Maschinen landen, werden auch die Piloten gewechselt. In Singapur setzt sich dann auch Oberst Gordon Schnitger, Kommodore des Neuburger Geschwaders, in ein Cockpit und fliegt die letzten etwa fünf Stunden bis nach Darwin in Australien.

Ein gutes Dutzend Piloten aus Neuburg ist an der Übung beteiligt, dazu sechs Maschinen vom hiesigen Standort. Am Montagnachmittag stiegen allerdings acht Eurofighter von Neuburg aus in die Luft – zwei davon sind Ersatzmaschinen, wie Oberstleutnant Thomas Berger, Presseoffizier des Geschwaders, auf Anfrage unserer Zeitung erklärte. „Das sind sogenannte airborne spares. Über den Alpen tanken die Eurofighter zum ersten Mal auf. Sollte da bei einer Maschine etwas nicht funktionieren, dreht diese nach Hause ab und eine der übrigen Maschinen fliegt dafür weiter. Geht alles gut, dann kehren die zwei spares nach Hause zurück.“

Mehrmals müssen die Eurofighter in der Luft nachtanken. Daher kommt es auch, dass die Maschinen nicht mit ihrer Maximalgeschwindigkeit von etwa 2400 Kilometer pro Stunde – fast zweieinhalbfache Schallgeschwindigkeit – unterwegs sind, sondern nur mit etwa 900 Kilometern pro Stunde. „Sie sollen ja in der Nähe des Tankers bleiben“, erklärte Berger. Der Tanker – genauer gesagt kommen drei davon auf der gesamten Strecke zum Einsatz – ist vom Typ A330 MRTT und gehört der Multinational Multirole Transport Tanker Unit an.

Insgesamt werden die Eurofighter rund 19 Stunden reine Flugzeit hinter sich bringen, bis sie in Australien final aufsetzen. Nach der Ankunft erfolgt zunächst die Teilnahme an der multinationalen Großübung der Royal Australian Air Force mit dem Namen Pitch Black (Tiefschwarz), die vom 22. August bis 7. September stattfindet. Diese gibt es im Zwei-Jahres-Turnus, heuer sind 17 Länder mit bis zu 2500 Personen und bis zu 100 Luftfahrzeugen beteiligt.

Im Anschluss geht es für die Soldatinnen und Soldaten aus Neuburg weiter zu einer Übung mit der Australischen Marine. Diese findet von 12. bis 26. September unter dem Codenamen Kakadu statt. Zum Abschluss verlegt die Luftwaffe am 26. September nach Singapur, wobei dort eine Aufteilung in drei parallele Teilvorhaben erfolgt: Drei Eurofighter führen Übungen mit den dortigen Luftstreitkräften durch, drei weitere folgen einer Einladung aus Japan und machen zusammen mit einem A400 M und einem Tankflugzeug einen Kurzbesuch. Ein weiterer A400 M fliegt außerdem zu einem weiteren Kurzbesuch nach Südkorea.

DK