Schrobenhausen
Ausstellung „Wort für Wort“ von Christa Schwarztrauber

Gedruckte Schönschrift in der Galerie des Kunstvereins eröffnet

06.09.2022 | Stand 22.09.2023, 6:01 Uhr

Im Handsatz gestaltet Christa Schwarztrauber, die in München seit über 30 Jahren die Satzwerkstatt „Fliegenkopf“ unterhält, mit alten Holz- und Bleilettern bestechende Drucksachen. Ihre Werke sind nun in der Galerie des Kunstvereins zu sehen.

Von Franz-Josef Mayer

Schrobenhausen – Die aktuelle Ausstellung in der Galerie des Kunstvereins beweist es: Buchstaben gehören zu den schönsten Bildern, die der Mensch erfunden hat. Im Handsatz gestaltet Christa Schwarztrauber, die in München seit über 30 Jahren die Satzwerkstatt „Fliegenkopf“ unterhält, mit alten Holz- und Bleilettern bestechende Drucksachen.

Unter dem Motto „Wort für Wort“ präsentiert Christa Schwarztrauber seit vielen Jahren ihre Arbeiten und gibt ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in Kursen weiter. Darauf bezog sich auch Robert Kößlinger, der beruflich in einem Spezialbereich der Drucktechnik tätig ist, in seiner Einführung zur Ausstellung. Er habe in einem dieser Kurse, der alle Stufen von der Papierherstellung bis zum Setzen und Drucken kleinerer Werke enthielt, sich am Handsatz und der alten Druckkunst begeistert. Er stellte die Setzermeisterin vor, die im pfälzischen Weinbaugebiet zuhause ist und in der väterlichen Druckerei von früh an mit dem Metier in Berührung kam.

180 Holz- und Bleisatzschriften gesammelt

Kößlinger streifte durch die Geschichte der Buchherstellung, angefangen von den handgeschriebenen Büchern des Mittelalters, er erwähnte die Stundenbücher aus Frankreich, und kam in schnellen Sprüngen zu Johannes Gutenberg. Mit Gutenberg ist man schon nahe an der Arbeitsweise von Christa Schwarztrauber. Sie hat für ihren Handsatz im Lauf der Zeit 90 Holzschriften und ebenso viele Bleisätze zusammengetragen. Bei ihr kann man alte Regeln einüben, wie man verschiedene Schriften zu einem passenden Bild fügt, wie man das richtige Papier wählt und wie Schrift und Inhalt zusammenpassen müssen. Und warum arbeitet die Buchstabenkünstlerin unter dem Firmennamen „Fliegenkopf“? Dies bedeutet im Druck, wenn ein Buchstabe auf den Kopf gestellt ist und dies übersehen wird. Kößlinger vermittelte dem Publikum auch ein Bild, wie wohl die Drucker- und Setzer-Werkstatt von Christa Schwarztrauber aussehen mag, und sie selber äußerte ihre Freude darüber, sich mit ihren Arbeiten wieder einmal außerhalb der Werkstatt zeigen zu können.

Schwarztauber beherrscht Kunst und Handwerk

Im Gespräch und bei ihren kurzen Erläuterungen zeigt sich: Bei der Meisterin ist zum einen der Begriff Kunsthandwerk in seine Bestandteile Handwerk und Kunst zu trennen, sie beherrscht beides. Dabei kommen Enthusiasmus und höchste Professionalität zusammen. Sie ist Schriftsetzermeisterin und machte ihre Prüfung zu einer Zeit, als der Schriftsetzer noch als reiner Männerberuf galt und der Vordruck auf dem Meisterbrief nichts anderes vorsah; die weibliche Form musste nachgeliefert werden.

Lässt man den Blick über die Ausstellung schweifen, dann bleibt man zuerst an den größeren Formaten hängen, sieht die verspielte Anordnung großer und kleiner Buchstaben in Farbdrucken, inhaltlich bezogen auf philosophische Gedanken, die Aussagen grafisch unterstützt.

Auch in den kleineren Formen – ob Karten oder handgesetzte und in Kleinauflagen gedruckte Bücher – bearbeitet Christa Schwarztrauber Texte großer Autoren. Eine Kafka-Passage und Gedichte von Mascha Kaleko – mit handkolorierten Zeichnungen – präsentiert sie als Leporellos, sie spielt sich grafisch mit Valentin-Zitaten und Poetischem von Christian Morgenstern, wagt sich in größerer Form an Pablo Neruda, präsentiert ein Büchlein in feinen Schriftbildern mit einem Text von Alfred Polgar. Und sie fächert eines der minimalistischen Gedichte von Eugen Gomringer auf, der ja auch selber in Bildformen arbeitet.

Die Ausstellung ist bis 18. September zu sehen, Samstag und Sonntag geöffnet von 14 bis 17 Uhr. Für den Kunstverein, so sein Vorsitzender Dieter Wührl, sei die Präsentation der Arbeiten von Christa Schwarztrauber „ein Highlight“.

SZ