Neuburg(Schrobenhausen
Aufklärung in Sachen Landwirtschaft

Jungbauern aus dem Landkreis um Peter Ziegler herum haben bei Aktion für ihren Beruf geworben – Weiterer Anlauf geplant

06.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:31 Uhr
Vicky Müller-Toùssa

Posieren mit Traktor: Der Königsmooser Landwirt Robert Ziegler zeigte am Samstag seinen Hof. Fotos: Müller-Toùssa

Von Vicky Müller-Toùssa

Neuburg/Schrobenhausen – Vier junge Landwirte aus dem Landkreis haben am Samstag ihre Höfe gezeigt und wollten damit in Kontakt mit Konsumenten treten, um mehr Verständnis für ihren Beruf zu zeigen. Doch der Zuspruch hielt sich in Grenzen. Die Kreisjungbauernschaft, die hinter der Aktion steht, will nach der Premiere trotzdem einen weiteren Anlauf wagen.

„Toll wie interessiert die Leute waren, genau so haben wir uns das vorgestellt“, sagte der Neuburger Landwirt und CSU-Stadtrat Peter Ziegler, der Kreis-Vorsitzender der Jungbauernschaft ist. In den kommenden Tagen wollen sich die Jungbauern treffen, um darüber zu reden, was sie beim nächsten Mal besser machen wollen. Auf jeden Fall sei man grundsätzlich mit der Resonanz zufrieden und wolle daher die Reihe fortsetzen, sagte Ziegler.

Den Anfang bei der Premiere am Samstag machte Tobias Schoderer, der einen Milchviehbetrieb mit Biogasanlage in Berg im Gau führt. Der 28 Jahre alte Landwirtschaftsmeister zeigte rund 20 Interessierten seine Melkroboter sowie seine große Weide und wie er Gartendünger herstellt. Den Abschluss des Informationstages bildete Max Steinherr aus Unterhausen, der das Kartoffellager samt Technik und den dazugehörenden Hofladen präsentierte. Unsere Zeitung hat am Samstag allerdings auf den anderen beiden Höfen vorbeigeschaut, bei Robert Ziegler in Königsmoos und bei Peter Ziegler in Heinrichsheim.

Der Agrarservicemeister Robert Ziegler betreibt Ackerbau zusammen mit seinen Eltern auf 110 Hektar Land. Den größten Anteil machen die Kartoffeln aus, gefolgt von Braugerste, Dinkel, Spargel und Körnermais. Die moderne Technik unterscheide sich enorm vom Altbekannten, erzählte Robert Ziegler. Die Maschinen sind größer und können mehr, etwa dank der neuen Dosiertechnik der Spritzen die Böden schonender behandeln. Ein Ersparnis von 50 bis 60 Prozent an Düngemittel sei so möglich, sagte Robert Ziegler. Die Maschinen können auch mehrere Arbeitsschritte gleichzeitig übernehmen und das dank GPS auch viel genauer als früher, erklärte der Landwirt. Allerdings gehe ein großer Teil der gewonnenen Zeit wieder für die Bewirtschaftung zusätzlicher Flächen drauf, die man zum Überleben brauche. Barbara Huber, Zieglers Lebensgefährtin, sagte, es gebe Tage, an denen sie und ihre beiden Töchter den Vater nur zum Schlafen sehe. Zumal der Betrieb die Ernte dann über die Direktvermarktung an Wochenmärkten verkauft.

Auch der Neuburger Landtagsabgeordnete, CSU-Kreisvorsitzende und Stadtrat Matthias Enghuber war als Zuhörer gekommen. „Das ist eine tolle Aktion“, sagte er. Es sei wichtig, die moderne Landwirtschaft zu zeigen und so darzustellen, wie sich die Realität von Kinderbüchern unterscheide. Gerade hier im Donaumoos, wo es darum gehe, den Boden zu schützen, treffe man auf sehr aufgeschlossene junge Landwirte. Auch er tue etwas im Rahmen der aktuellen Möglichkeiten für den Erhalt des Niedermoors, sagte Robert Ziegler. Er nannte die konservierende Bodenbearbeitung sowie „so gut wie möglich“ den Verzicht auf den Pflug-Einsatz und die Beteiligung am sogenannten „Greening-Programm“, einen Einsatz von Zwischenfrüchten.

Auf dem Hof von Peter Ziegler hörten die zehn Besucher, dass es für einen Betrieb sehr schwer ist, nur mit Landwirtschaft zu überleben. Darum sichere die Familie Ziegler in Heinrichsheim ihre Existenz mit einem Golfplatz und einer Freiflächen-Photovoltaikanlage. „Ich habe extra nicht aufgeräumt, damit ihr seht, wie es tatsächlich ist“ – mit diesen Worten startete der Jungbauer seine Hofführung, bei der er auch etwas zur Hof-Historie erzählte. Die Grundmauern des Wohnhauses wurden 1903 errichtet, die Familie Ziegler wohnt aber erst seit der dritten Generation hier. Die ganze Nachbarschaft sei zusammen mit ihnen auf dem Hof aufgewachsen. „Opas, Papas und auch meine Freunde waren ständig hier“, so Ziegler, und sein Opa Karl ergänzte: „Unsere Türen waren immer offen.“ Da wurden auch bei Besucherin Helga Lunzner Kindheitserinnerungen wach. Sie sagte, dass sie nur zwei Häuser weiter gewohnt habe. „Und der Karl hat uns überall auf dem Bulldog mit hingenommen.“

Ziegler erzählte dann, dass es für einen mittlerweile viehfreien Betrieb sehr aufwendig sei, die notwendige Gülle herzubekommen. „Man muss bei Ackerbau brutal viel Masse und Energie zuführen, um wirtschaften zu können.“ Trotzdem wachse der Betrieb immer weiter. „Jede Generation verdoppelt das Anwesen. Das war beim Opa so, bei meinem Papa und nun auch bei mir. Da bin ich schon saustolz drauf“, sagte der 26-Jährige. Die Besucherinnen und Besucher erfuhren, dass dort, wo sich nun die Wirtschaft befindet, früher der Schweinestall stand und wo die Kühe hausten, seit 1998 Werkzeuge, Maschinen, Fahrzeuge und Getreide als Zwischenlager gelagert werden.

Drei Projekte sind bei Ziegler in Planung, wie er erzählte: Von der neuen Freiflächen-Photovoltaikanlage will er bis zum Hof hin die Kabel verlegen. Sein Bruder plant eine Schirmbar mit neuen Toiletten und Duschen am Golfgebäude. Dazu möchte Ziegler das Nahwärmenetz in Heinrichsheim ausbauen. 13 Haushalte – inklusive seinem eigenen – habe er schon zusammen.

DK