Neuburg
Attraktivere Arbeitsbedingungen im Fokus

Stadtrat ändert Schließzeiten der kommunalen Kindergärten – Mehr Flexibilität für das Personal

29.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:08 Uhr

Im August werden sich die Schließzeiten verlängern. Foto: DK-Archiv

Von Sebastian Hofmann

Neuburg – Die Gewinnung von Erzieherinnen und Erziehern für Kindergärten, Krippen und Horte ist eine Aufgabe, mit der sich zahlreiche Kommunen seit einigen Jahren schwer tun. Auch die Stadt Neuburg ist da keine Ausnahme. Um das Arbeitsklima für das Personal zu verbessern, hat der Neuburger Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung die Schließzeiten der Einrichtungen geändert.

„Änderung der Satzung über die Erhebung von Benutzungsgebühren für den Besuch der städtischen Kindergärten sowie der Satzung über die Benutzung der Kindergärten der Stadt Neuburg an der Donau“ – was sich im Amtsdeutsch auf den ersten Blick wie ein finanzielles Thema liest, ist gar keines. Vielmehr geht es darum, das Personal durch eine Anpassung der Ferienschließzeiten zu entlasten. Zum einen hatte einer der fünf städtischen Kindergärten eine entsprechende Anfrage gestellt, zum anderen hatte es, wie die Verwaltung in der Sitzungsvorlage darstellte, kritische Äußerungen in Vorstellungsgesprächen gegeben.

Konkret geht es dabei um den Zeitraum von 7. Januar – dem ersten Öffnungstag im neuen Jahr – bis zur ersten Augustwoche – der ersten Ferien-Schließwoche der Neuburger Einrichtungen. Dieser Zeitraum von fast sieben Monaten werde aus personalwirtschaftlicher Sicht kritisch gesehen. Denn: Wenn keine Überstunden erbracht werden, muss das Personal während dieses Zeitraums durcharbeiten, was eine sehr hohe Belastung darstelle. Die Verwaltung erarbeitete schließlich den Plan, die Schließung im August zu verkürzen und dafür eine Schließwoche in den Oster- oder Pfingstferien einzuflechten. Die Neuregelung solle positiven Einfluss auf die krankheitsbedingten Ausfälle haben. Dazu hatte es nicht nur Gespräche mit dem Personalleiter und Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU), der sein grundsätzliches Einverständnis zur Änderung der Praxis äußerte, gegeben. Auch wurden Umfragen unter dem Personal der Kindergärten gemacht. Mit 36:22 stimmte das Personal – anonym – dafür, dass die erste Augustwoche regulärer Betrieb herrschen soll, in der zweiten dagegen ein Notdienst in einer der fünf Einrichtungen angeboten werden und in der dritten Augustwoche bis einschließlich 31. August geschlossen sein soll.

Eine weitere Schließzeit von einer Woche kann jeder Kindergarten selbst festlegen. Zur Auswahl stehen die erste oder zweite Woche der Osterfieren oder eine der beiden Wochen in den Pfingstferien. Hat sich eine Einrichtung auf einen dieser vier Zeiträume festgelegt, ist diese Entscheidung für die Folgejahre bindend.

Diese Regelung hatte Oberbürgermeister Gmehling per Verfügung im Juli angeordnet, der Stadtrat zog nun mit dem Beschluss einer Satzungsänderung nach. Zu sehr ins Detail wollte Gmehling nicht gehen, sagte jedoch: „Es ist ein Kampf um Erzieherinnen, der in der Region entbrannt ist.“ Auf diesem Markt zähle nicht nur jeder Euro, sondern auch das Arbeitsklima. „Wir sollten den Mitarbeiterinnen entgegenkommen.“

Ordnungsamtsleiterin Birgit Peter-Fest erklärte, die Neuausrichtung sei ein längerfristiger Prozess. „Die Eltern brauchen Rechtssicherheit und Planungssicherheit“, sagte sie. Bei Stadtrat Wolfgang Schlegl (CSU) stießen die Änderungen auf Wohlwollen. „Ich finde super, dass man das angreift. Wenn wir noch eine Woche mehr in den Notdienst reinkriegen, das wäre gut.“ Peter-Fest erklärte dazu, dass man aufpassen müsse, da das Personal nicht im Überfluss vorhanden sei. Sie werde aber das Gespräch mit den Einrichtungs-Leitungen suchen. Theo Walter (Grüne) zeigte Verständnis für die Kindergärtnerinnen, wie er sagte. Er wollte sich der Satzungsänderung aber nicht anschließen, hatte er doch eine scheinbare Erhöhung der Schließzeiten ausgemacht. „Weniger Leistung, mehr Kosten, da kann ich mich nicht anschließen“, so Walter und stimmte gegen die Änderung. Peter-Fest entgegnete, dass sich an der Summe der Schließtage nichts ändere. „Wir entzerren nur“, sagte sie.

FW-Fraktionssprecher Florian Herold meinte: „Es ist gut, dass wir in Sozialleistungen für Mitarbeiter einen guten Schlüssel haben.“ Es sei kein Rückschritt und man verliere nicht an Attraktivität. Gerhard Schoder (Grüne) sagte, mit attraktiven Bedingungen zu werben, sei gut. Er regte an, am Ende der Jahre 2023 und 2024 Umfragen unter Eltern und Angestellten zu machen und abzufragen, ob sich die Umstellung bewährt habe.

DK