Kleinhohenried/Neresheim
Artenschutzhilfe aus dem Donaumoos

Vier Wisentkühe ziehen Mitte November nach Neresheim in Baden-Württemberg – Dort soll eine neue Herde entstehen

27.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:15 Uhr

Viel los im Donaumoos: Johannes Riedl (von links) erklärt Michael Hafner, stellvertretende Landrätin Rita Schmidt, Norbert Bereska, Karlshulds Vize-Bürgermeister Werner Hecht, Thomas Häfele, Andreas Walter, und Werner Vonhoff alles zu den vier Wisentkühen. Fotos: Gigler

Von Nicole Gigler

Kleinhohenried/Neresheim – Im November heißt es für die Wisentkühe Dalida, Sporona, Branita und Donröschen Abschied nehmen vom Donaumoos. Für sie geht es dann in ein neues Gehege nach Neresheim in Baden-Württemberg, wo eine neue Herde entstehen soll. Vor dem Umzug wollten sich die schwäbischen Initiatoren aber noch ein Bild von den zukünftigen Bewohnerinnen machen. Ein erstes Kennenlernen fand am Montagmorgen im Haus im Moos statt.

Vor dem Gehege der Tiere hörte man aus der vierköpfigen Runde aus Neresheim immer wieder, wie imposant die Tiere seien. Das findet auch Michael Hafner, Geschäftsführer des Donaumoos-Zweckverbands. So imposant wie sie sind, so teuer seien sie jedoch auch: „Die Tiere kosten die Kommune eine Stange Geld.“ Doch die Tiere seien es wert.

Dem stimmte auch der Neresheimer Bürgermeister Thomas Häfele zu. Laut ihm sei das Geld jedoch nicht die einzige Hürde – Stichwort Bürokratie. Diese haben er und sein Team zu Anfang unterschätzt, als vor knapp über zwei Jahren die Idee der Wisentzucht geboren wurde: „Wir sind ziemlich naiv losmarschiert. Wir dachten, wir wollen ja nur was Gutes für den Naturschutz machen.“ Mit den Verantwortlichen aus dem Donaumoos haben sie jedoch die Unterstützung gefunden, die sie gebraucht haben. „Wir hätten keinen besseren Partner finden können.“ Auch Norbert Bereska, Bürgermeister von Nattheim – bis dorthin erstreckt sich das neue Wisentgehege – ist froh, dass nun eine Stufe nach der anderen erklommen werden konnte.

Dalida, Sporona, Branita und Donröschen erwartet in Baden-Württemberg ein 35 Hektar großes Zuhause. Ganz ist es aber noch nicht fertig. Der rund sechs Kilometer lange Zaun lässt noch auf sich warten. Mitte November soll aber alles für den Umzug stehen.

Das Team rund um Bürgermeister Thomas Häfele möchte die Zucht zudem wissenschaftlich begleiten. Pflanzen und Tiere, die jetzt schon auf dem Gelände zu finden sind, hat er katalogisieren lassen. Nachdem die Wisenten eine Weile darauf gelebt haben, soll das Ganze nochmal stattfinden, um den Effekt der Wisente auf die Natur feststellen zu können. Die Initiatoren erwarten eine Steigerung der Biodiversität.

Zunächst will man das Projekt jedoch langsam angehen. Deswegen habe man sich zu Anfang für lediglich vier Wisente entschieden, die auch nicht trächtig sind, sagte Johannes Riedl, Veterinäramtsleiter und Zuchtleiter für das Wisentprojekt im Donaumoos. „Wir werden die Zucht gerne weiter begleiten und einen geeigneten Bullen raussuchen.“ Er hoffe auch in Zukunft, interessante Zuchttiere aus Neresheim zu bekommen.

Bis es soweit ist, dauert es aber noch. Die vier Wisentkühe müssen sich in Neresheim erstmal an ihre neue Umgebung gewöhnen. Denn ein Leben zwischen Berg und Tal kennen sie nicht. Riedl ist sich aber sicher: „Mit den Hügeln werden sie klarkommen. Bei der Sprache bin ich mir nicht so sicher.“

Mitinitiator Werner Vonhoff erzählte, dass schon vor zehn Jahren ein ähnliches Projekt in Steinheim (Nordrhein-Westfalen) geplant war, es aber an der Bürokratie und einigen Politikern scheiterte. Deswegen freue er sich nun „königlich“ über das Projekt – obwohl er zuerst eine Steinbockzucht favorisiert hatte. „Aber Wisente mag ich auch.“

DK